Wirtschaft: Azubis verzweifelt gesucht

Abertausende Jugendliche beginnen Ende August/Anfang September in Deutschland wieder ihre Berufsausbildung. Dabei werden es immer weniger – während es früher mehr potenzielle Auszubildende als Lehrstellen gab, ist es heute umgekehrt.

Als Folge bleiben viele Stellen unbesetzt. Für die Wirtschaft ist das ein Problem.

Tausende Lehrstellen bleiben Leerstellen

Im Jahr 2024 gab laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit etwa 432.000 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber für eine betriebliche Ausbildung. Dieser Zahl standen 502.000 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen gegenüber – eine signifikante Diskrepanz zuungunsten der ausbildenden Unternehmen.

Und: Obwohl fürs laufende Jahr noch keine endgültigen Zahlen vorliegen, ist schon jetzt absehbar, das sich dieser Trend fortsetzen wird – dabei haben im Vergleich zum letzten Jahr 26 Prozent der ausbildenden Unternehmen wegen der anhaltenden Wirtschaftsflaute die Anzahl ihrer Ausbildungsplätze bereits reduziert. Zurzeit bieten auf dem Portal der Industrie- und Handelskammern etwa 170.000 Betriebe Ausbildungsplätze an.

Ein weiterer Trend: Der Anteil ausländischer Azubis hat sich zwischen 2014 und 2024 mit 70 Prozent fast verdoppelt, während die Anzahl der deutschen Bewerberinnen und Bewerber sinkt. Unter den jungen ausländischen Azubis waren besonders viele ukrainische, syrische und vietnamesische Staatsangehörige vertreten.

Probleme durch fehlende Grundkompetenzen

Dabei haben die Ausbildungsbetriebe nicht nur Probleme aufgrund des demografischen Wandels, sondern auch mit dem Bildungsniveau des fachlichen Nachwuchses. Viele Unternehmen beklagen die schlechte Vorbereitung der Schulabgänger aufs Berufsleben – fehlende Grundkompetenzen würden eine erfolgreiche Ausbildung immer öfter gefährden.

Besonders groß sind die Bildungslücken in den Disziplinen Deutsch und Mathematik. Zudem bemängeln die Unternehmen mangelnde Eigenschaften wie Einsatzwillen, Lernbereitschaft und Zuverlässigkeit. Mittlerweile bieten einige Unternehmen selbst Nachhilfestunden in Deutsch und Mathe.

Mangelnde Belastbarkeit

Ein weiteres Problem ist ein Manko an nötigen Fähigkeiten wie das Arbeits- und Sozialverhalten. Besonders die mentale Leistungsfähigkeit scheint oft nicht ausreichend zu sein. Dadurch sind die Azubis den Anforderungen in der Lehre oft nicht gewachsen.

Hinzu kommen die Folgen der Coronakrise: Durch zunehmende Digitalisierung des Einzelnen und die Vereinzelung während der Pandemie ist es für viele junge Menschen oft schwer, sich in eine hierarchische Organisation wie ein Unternehmen zu integrieren.

Viele springen während der Ausbildung ab

Und: Zahlreiche Azubis brechen ihre Ausbildung vorzeitig ab. Laut dem aktuellen Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbunds sind es etwa 30 Prozent, die ihrem Lehrbetrieb den Rücken kehren. Das geschieht folgerichtig besonders oft in Ausbildungsberufen, bei denen die Unzufriedenheit recht groß ist – bei den Friseuren ebenso wie im Hotel- und Gastgewerbe sowie im Lebensmittelhandwerk.

Die Gründe für einen Ausbildungsabbruch sind die mangelnde Qualität der Ausbildung und ungünstige Arbeitsbedingungen, aber auch gesundheitliche oder persönliche Gründe.

Bildnachweis: Redaktion/Mit Hilfe von KI erstellt

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