Wir Zukunfts-Nomaden

Gehen wir Zukunfts-Nomaden nicht gerade dorthin, wo unsere Phantasie sprudelnde Quellen findet? Wo wir fern der ausgetrampelten Pfade eigene Spuren legen? Unsere Sehnsucht heißt NeuLand. Dort zieht es uns magisch hin. Immer weiter. Weil wir selbst dabei offener, weiter werden. Und frei, genau das Leben zu führen, das wir wollen.
Ein Schicksal, das viele von uns teilen, die wirklich etwas bewegen und Zukunft kreieren wollen: Wir führen ein halbnomadisches Leben. Heute hier, morgen dort. Wer da nicht in der Tiefe seiner Seele die ganze Welt zu seinem Zuhause erklärt, fühlt sich schnell entwurzelt, heimatlos. Doch wer sich nicht als Sesshafter, sondern als moderner Nomade begreift, genießt die Vorzüge dieses freiwilligen Lebensstils.
Gestern skypte ich lange mit so einer Zukunftsnomadin. Über Heimat, Sesshaftigkeit, die große Lebensreise. Diese Cosmopolitin ist ganz alleine den Jakobsweg gegangen. Zur Zeit lebt sie ohne festen Wohnsitz, obwohl beruflich sehr erfolgreich. Ihre Tätigkeit lässt diesen Lebensstil zu. Sie hat hier und auf der anderen Seite des Ozeans gute Freunde, viele auf der südlichen Hemisphäre. Diese Freunde genügen als Sicherheit. Denen ist es eine Freude, wenn sie zu Besuch kommt und ihre Zelte für einige Zeit aufschlägt. Sie probiert aus, welche Lebensform für sie die richtige ist. Sie genießt es, sich den Strömungen des Lebens anzuvertrauen.
Wir waren uns einig: Eigentlich passt das Lebensnotwendige in eine Schale des Samsonite. Wenn in der anderen genügend Geld ist, um sich jeweils vor Ort mit den dort erforderlichen Essentials zu versorgen, lässt es sich ganz prächtig leben. Ohne all den Ballast. Ohne die stupide Routine der Sesshaften. Die Touareg nennen sich selbst Imuhaq. Das heißt: Die Freien.
Heute verschwinden die traditionellen Nomadenvölker zusehends, weil Land, das früher allen gehörte, mehr und mehr umzäunt und Privateigentum wird. Den Nomadenvölkern ist das ein absurder Gedanke: Die Luft, die Sonne, das Wasser, die Erde – die vier Elemente, die erst das Leben ermöglichen – wie kann das privatisiert werden? Es gibt immer mehr Konflikte in ihrem Überlebenskampf, oft blutige Konflikte. Ein Tuareg-Führer, Mano Dayak, der in Paris und den USA studiert hatte, starb bei der Explosion des Flugzeuges, das ihn am 15. Dezember 1995 zu Friedensverhandlungen nach Niamey, der Hauptstadt Nigers, führen sollte.
Während also die traditionellen Nomaden mehr und mehr weichen müssen, entsteht ein neuer Stamm: Die digitalen Nomaden vermehren sich prächtig. Vielleicht genügt es dem inneren Sicherheitsbedürfnis künftig, eine virtuelle Immobilie zu haben (s. Eintrag vom 15.4.06). Während wir mit unseren Körpern den Luxus der Imuhaq, der Freien, genießen, uns gerade dort aufzuhalten wo es uns gefällt. Vielleicht genügt es ja wirklich – siehe Foto – nur das nötigste in eine Kiste zu packen und diese dorthin zu schicken, wo man gerade seine Zelte aufgeschlagen hat.
Geschrieben im Flugzeug in 8.000 m Höhe, auf der Reise von einer Oase zur nächsten.
Fotos: CS

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