Ist die Schaffenskraft im Alter gleich hoch wie in mittleren Jahren? Sollten Vorstände über die reguläre Altersgrenze hinaus Verantwortung tragen? Oder lieber Platz machen für nachrückende Managergenerationen? Lesen Sie hier, ob 75 wirklich das neue 65 ist.
Die Gesellschaft altert, in vielen Bereichen werden bereits Fachkräfte knapp. Wie in wenigen Jahren die vielen zusätzlichen Rentner versorgt werden können, ist eine offene Frage. Warum also nicht so lange arbeiten, wie die eigenen Kräfte erlauben? Viele Vorstände und Topmanager fühlen sich auch mit Mitte 60 fit und sehen keinen Grund, in den Ruhestand zu wechseln. Und sie werden von der Politik bestärkt, die starre Altersgrenzen teilweise abgeschafft hat.
Karrierechancen für nachrückende Generationen
Andererseits sind die geburtenstarken Jahrgänge der 60er Jahre heute um die 50 Jahre alt – und wer von ihnen karriereorientiert ist, hat ein Interesse daran, dass die Generation ihrer Vorgänger den Schreibtisch räumt. Diese Interessengegensätze finden sich in vielen Unternehmen.
Auch die Wissenschaft hat keine eindeutigen Antworten. Auf der einen Seite argumentiert Altersforscher James Vaupel vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock für die älteren Vorstandschefs. In der „Welt“ sagt er: „Ältere Menschen bringen Lebenserfahrung mit, Weisheit und Menschenkenntnis,“ daher seien sie ein Gewinn für Unternehmen.
Alexander Spermann vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) hält dagegen. Nach seiner Einschätzung bevorzugen Aufsichtsräte heute einen schnelleren Wechsel. Wenn Vorstandsvorsitzende regulär mit 60 oder 65 Jahren in Rente gehen, können neue Kräfte nachrücken, Der Vorteil: Es gibt weniger Seilschaften, die leicht entstehen, wenn der Vorstand über viele Jahre in Verantwortung ist. Oft verhindern langjährige enge Netzwerke Neuerungen und Transparenz.
Die Beratungsgesellschaft Heidrick & Struggles hat nachgezählt, wie es in den Dax-Unternehmen heute aussieht. Danach sind 21 Dax-Vorstände 60 Jahre und älter; 19 Vorstände sind knapp unter 60 (58 und 59 Jahre) und die große Mehrheit von 144 Vorständen ist 57und jünger.
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Ich finde, man sollte flexibler entscheiden können, wann man in Rente gehen möchte. Anstatt eines festen Datums, gibt es sicher viele Menschen, die länger arbeiten können und wollen. Wer jedoch einen harten Job hat, und irgendwann genug hat, für den sollte es auch möglich sein, bereits ein paar Jahre früher (möglicherweise mit Abstrichen) in Rente zu gehen. Ich könnte mit gut vorstellen, dass es besonders auf Vorstandsebene sicher viele Menschen gibt, die gerne arbeiten und nicht mit einem bestimmten Alter aufhören möchten.