Unbekannte Spieleperlen: Catherine

Die kleine japanische Spieleschmiede Atlus ist ihren Fans vor allem durch innovative und exzentrische Rollenspiele ein Begriff. 2011 jedoch wagte sich Atlus für ihren Debüttitel auf der Playstation 3 und der Xbox360 an ein sehr experimentelles Werk. Das Ergebnis ist „Catherine“, ein Spiel das jedweder Beschreibung spottet.

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Der Spieler schlüpft in die Rolle des Mitdreißigers Vincent. Vincents Leben verläuft in den immer gleichen Bahnen. Jeden Tag nach der Arbeit zieht er mit seinen Freunden aus Schulzeiten in ihre Lieblingskneipe, um dort kräftig zu bechern. Ebenfalls seit Schulzeiten ist Vincent mit seiner Jugendfreundin Katherine liiert, aber eigentlich sind sie nur noch aus Gewohnheit zusammen.

Das Spiel beginnt mit dem schlimmsten Tag in Vincents Leben: „Ich bin schwanger!“ erzählt Katherine und während sie schon über Hochzeit, Zusammenziehen und Elternpflichten redet, gerät Vincent in eine tiefe Sinnkrise. Er beschließt seine Probleme auf eine erwachsene und logische Art und Weise zu lösen: Indem er sich mit seinen Kumpels richtig volllaufen lässt…

An diesem Abend trifft Vincent in der Bar schließlich auf „Catherine“, eine heiße, junge und kokette Blondine. Genau sein Typ halt. Es kommt wie es kommen muss, er wacht am nächsten Morgen nicht alleine auf. Und für die nächsten acht Tage wird Vincents Leben nun zu einem echten Albtraum.

In der nächsten Nacht hat Vincent den schlimmsten Albtraum seines Lebens: Nur in Unterwäsche bekleidet steht er vor einem infernalischen Turm, der sich bis in den Himmel erstreckt. Um ihn herum sieht er Schafe, die auf zwei Beinen gehen und sich wie Menschen verhalten. Sie sind in Wirklichkeit andere Träumer, genau wie Vincent. Eine Stimme erklärt: „Er, der den Turm erklimmt, soll die Welt besitzen und seine eigene Zukunft“ (Anmerkung: Die ganze Geschichte ist an das Märchen von Rapunzel angelehnt). Und so fangen Vincent und die Schafe an zu klettern. Doch wer vom Turm stürzt oder den Fallen zum Opfer fällt, stirbt nicht nur im Traum.

Am nächsten Morgen erinnert sich Vincent nur schemenhaft an seinen Traum. Doch die Berichterstattung im Fernsehen lässt ihn aufhorchen: Eine Reihe Todesfälle durch Herzstillstand tritt auf. Alle Opfer sind ledige Männer in Vincents Alter…

Das Spiel teilt sich in zwei verschiedene Phasen auf: Am Abend hängt Vincent in seiner Lieblingsbar rum, unterhält sich mit seinen Freunden, den anderen Gästen und versucht sein Privatleben irgendwie vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Die Entscheidungen des Spielers beeinflussen dabei die weitere Storyentwicklung. Weiterhin wird Vincent jeden Abend vor die schwierige Frage gestellt: Bier, Whiskey, Cocktail oder Sake. Mit was soll er sich abfüllen?

Die zweite Phase sind die nächtlichen Albträume. Um den Turm zu erklimmen, muss Vincent Blöcke hin und her schieben und aus diesen Treppen formen. Was anfangs noch einfach erscheint, wird im Laufe des Spiels immer komplexer. Blöcke mit besonderen Eigenschaften, Trampoline, Teleporter, Fallen und Gegner erfordern immer ausgefeiltere Techniken. Zudem steht der Spieler unter Zeitdruck, denn unter Vincent beginnt der Turm langsam zu zerbröckeln. In den Boss-Leveln wird Vincent sogar von altraumhaften Monstern verfolgt.

Diese Puzzle-Elemente erfordern von den Spielern sowohl schnelle Reflexe als auch gute Kenntnisse der zu Verfügung stehenden Techniken. Glücklicherweise bietet das Spiel eine ganze Reihe verschiedener Schwierigkeitsgrade. Auf dem niedrigsten, können auch blutige Anfänger mit einigen Versuchen jedes Level meistern. Auch ideal geeignet für all die, die einfach die Story genießen wollen. Doch bereits ab dem normalen Schwierigkeitsgrad wird das Spiel knüppelhart. Der höchste Schwierigkeitsgrad eignet sich nur für Vollprofis mit perfekter Hand-Augen-Koordination. Negativ muss hier angemerkt werden, dass die Steuerung doch gewöhnungsbedürftig ist und eine gewisse Einarbeitungszeit kostet.

Wem die Puzzle in der Story noch nicht genug sind, kann sich auch dem „Babel“-Modus versuchen. Hierbei muss der Spieler in einem strikten Zeitlimit einen Turm erklimmen und einen Highscore aufstellen. Das Problem: Der Turm und alle seine Fallen sind komplett zufallsgeneriert. Babel ist die ultimative Herausforderung, nur für die Härtesten der Harten. (Der Autor hat Babel übrigens bereits nach kurzer Zeit aufgegeben)

Je nachdem welche Entscheidungen Vincent im Laufe des Spiels trifft, bekommt der Spieler eines von acht sehr unterschiedlichen Enden zu sehen. Die Spielzeit für das erstmalige Durchspielen liegt bei etwas unter zehn Stunden. Einen Großteil davon machen die Storysequenzen aus. Wer alle anderen Enden sehen will (sehr empfehlenswert), der darf nochmal die gleiche Spielzeit oben drauf rechnen.

Fazit: Trotz der Fantasy-Elemente erzählt Catherine eine ziemlich glaubhafte Story, mit der sich viele Spieler identifizieren können. Fast schon unbewusst beantwortet man Gewissensfragen nicht als Vincent, sondern als man selbst. Die comichafte Inszenierung und der ausgefallene Soundtrack tragen ihr übriges zu einem rundum gelungen Spiel bei. Catherine ist wie kein anderes Spiel und kann jedem, der nach starken Storys und ungewöhnlichem Gameplay aus ist, empfohlen werden.

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