Schauspielschulen in Deutschland: alles Wissenswerte!

Nervöse Blicke im Aufenthaltsraum, es riecht nach Kaffe und in den Fluren hört man aufgeregte Schritte. Kostüme werden geprüft, der Text nochmal durchgegangen, einige singen sich ein. Bei der Aufnahmeprüfung möchte man so wenig dem Zufall überlassen, wie es geht. Oft ist das aber fast unmöglich.

Wer Schauspiel an einer staatlichen Einrichtung studieren möchte, muss sich einer künstlerischen Eignungsprüfung unterziehen. Geprüft wird, ob die Grundvorraussetzungen für ein Schauspielstudium vorliegen. Dazu gehören Spielfreude, Vorstellungsvermögen, Ausdrucks- und Gestaltungswille, Phantasie, Eigensinn, Kontaktfähigkeit und körperliche Durchlässigkeit. Allgemein ist es Schauspielanwärtern sehr empfohlen, sich vor allem an staatliche Hochschulen zu halten. Private Schauspielschulen gibt es leider wie Sand am Meer und die Qualität lässt in den meisten Fällen (nicht immer) zu wünschen übrig. Dazu kommt, dass Bewerbungen von Absolventen aus privaten Ausbildungsstätten an Theatern fast immer sofort aussortiert werden und die Chance, nach dem Abschluss an einem renommierten Theater zu spielen, gen Null konvergiert, während Absolventen staatlicher Schauspielschulen in Deutschland meist recht gut unterkommen.

Aufnahmeprüfung, Tipps

Grundsätzlich können Sie sich so auf Ihre Aufnahmeprüfung vorbereiten:

Erwartet werden von den Bewerbern meist drei Monologe (zwei klassische, ein modernen, u.U. auch ein komödiantischer) und wahlweise ein Lied oder Gedicht. Alles ist eigenständig einzustudieren.

Gehen Sie ins Theater! Sehen Sie sich viele unterschiedliche Inszenierungen an. Lesen Sie so viele Stücke, wie Sie können, die aktuellsten werden auch in der Theater-Heute Zeitschrift abgedruckt. Um sich einen schnellen Überblick zu schaffen, können Sie auch die Monolog-Bücher zu Hilfe nehmen, die es in fast jeder gut sortierten Buchhandlung zu kaufen gibt. Bedenken Sie aber, dass 80 Prozent der Mitbewerber einen Monolog daraus spielen wird. Lassen Sie sich aber davon nicht abschrecken. Wenn Sie glauben, dass es trotzdem Ihr Monolog ist, spielen Sie ihn. Jeder wird ihn anders auslegen. Machen Sie sich Gedanken über die Figur, die Sie darstellen wollen. Woher kommt sie, wer ist sie, was will sie, wohin will sie und warum. Manchmal ist es hilfreich, für die Figuren eine Biografie zu erstellen.
An sich geht jeder anders an eine Figurenerarbeitung heran.

Versuchen Sie, während Ihrer Vorbereitungen herauszufinden, was Ihre Stärken sind. Und suchen Sie sich Figuren, die diese an Ihnen unterstreichen. Es hat zum Beispiel keinen Sinn, wenn Sie ein junges, zartes Mädchen sind, die Claire aus Dürrenmatts „Besuche der alten Dame“ zu spielen. Wählen Sie lieber eine Rolle, die Ihrem Aussehen und Alter entspricht. Versuchen Sie herauszufinden, warum Sie diese Figur fasziniert. Und wo Sie diese Figur in sich selbst wiederfinden.

Zwar wird eigenständiges Arbeiten verlangt, es ist aber nie verkehrt, einen „Profi“ nochmal drübersehen zu lassen. Wenn ein Schauspieler auf der Bühne Sie fasziniert, scheuen Sie sich nicht, ihn zu kontaktieren. Viele Schauspieler geben auch selber Unterricht, mussten selber diese harte Eignungsprüfung absolvieren. Lassen Sie sich Tipps geben. Vielleicht erklärt sich der ein oder andere sogar bereit, Sie bei Ihren Vorbereitungen zu unterstützen.

Zeigen Sie, warum sie der geborene Schauspieler sind. Zeigen Sie Spielfreude. Und vor allem: Seien Sie mutig. Und haben Sie Spaß!

Eine Absage ist nicht gleich eine Absage an Ihr Talent

Wenn Sie nicht im ersten Anlauf an einer Hochschule angenommen wurden, heißt das nicht sofort, dass Sie kein Talent besitzen. Viele staatliche Schauspielschulen bevorzugen ganz eigene Typen. Vielleicht sind Sie einfach ein „anderer Typ“, der nicht an dieser Hochschule gesucht wird, aber an einer anderen. Es gibt so viele Schauspielschulen in Deutschland, finden Sie „Ihre“ Hochschule. Die Ernst-Busch Schauspielschule zum Beispiel legt sehr viel Wert auf Technik und eine saubere Aussprache. Wenn Sie glauben, dass Sie wirklich Schauspieler werden wollen, geben Sie nicht so schnell auf. Ich kenne Schauspieler, die es erst nach dem 10. Mal (oder mehr, eine schaffte es erst nach dem 31. Anlauf) den Sprung auf eine Hochschule für Schauspiel geschafft haben. Und das ist oft die Regel. Sie brauchen verdammt viel Ausdauer, Geduld, Talent und jede Menge Glück. Dann wird es mit dem Wunschberuf klappen. Fehlt Ihnen das, werden Sie es in dem Beruf sehr schwer haben.

Staatliche Schauspielschulen in Deutschland

Insgesamt gibt es 17 staatliche Hochschulen in Deutschland, die den Studiengang Schauspiel anbieten:

Berlin:
Ernst-Busch Schauspielschule
Universität der Künste Berlin

Bochum:
Studiengang Schauspiel Bochum

Essen:
Folkwang Universität der Künste

Frankfurt am Main:
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main

Hamburg:
Hochschule für Musik und Theater Hamburg

Hannover:
Hochschule für Musik Theater und Medien Hannover

Leipzig:
Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy

Ludwigsburg:
Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg

München:
Bayerische Theaterakademie August Everding
Otto-Falckenberg Schule

Potsdam:
Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf (HFF)

Rostock:
Hochschule für Musik und Theater Rostock

Stuttgart:
Staatliche Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart

Staatliche Schauspielschulen in Österreich und der Schweiz

Graz:
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz

Bern:
Hochschule der Künste (HKB)

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