Petrus und Paulus sind die beiden bekanntesten Gestalten der Kirchengeschichte. Paulus, ein ehemaliger Jude und Christenverfolger brachte nach seiner Bekehrung das Christentum den Heiden. Petrus, ursprünglich Fischer von Beruf und der beste Freund Jesu, sammelte in Jerusalem die erste christliche Gemeinde. Beide, Petrus und Paulus, sind in Rom während der Christenverfolgung unter Kaiser Nero (54 – 68 n.Chr.) ums Leben gekommen. Petrus wurde gekreuzigt. Paulus hatte, weil er das römische Bürgerrecht besaß, das zweifelhafte Privileg, durch das Schwert zu sterben. Die Gräber der beiden werden bis heute in Rom verehrt. Und es spricht archäologisch einiges dafür, dass zumindest das Petrusgrab im Petersdom echt ist.
Die Briefe des Apostel Paulus sind nachzulesen im Neuen Testament. Er war viel auf Reisen, kreuz und quer durch das römische Reich. Daher versuchte er, mit den von ihm gegründeten Gemeinden rund um das Mittelmeer durch diese Briefe Kontakt zu halten. Der zentrale Gedanke seiner Theologie war die Rechtfertigung des Gottlosen durch Gott selbst. Das hieß für ihn: Niemand kann dem Anspruch Gottes dadurch Gerecht werden, dass er die Gesetze befolgt. Allein durch den Glauben und nicht durch die Werke kann man vor Gott bestehen – und der Glaube kommt von Gott selbst. Das hieß aber auch, dass niemand dem anderen durch seine Taten etwas voraus hat und niemand durch mangelnde Leistungsfähigkeit dem anderen in irgend etwas nachsteht. Dieser starke soziale Aspekt der paulinischen Theologie ist bis heute ein Skandal geblieben. Martin Luther hat die Rechtfertigungslehre des Paulus für die protestantischen Kirchen neu entdeckt und dementsprechend steht sie auch immer noch hoch im Kurs. Paulus hat darüber hinaus das Christentum jenseits der Grenzen des antiken Judentums verkündigt.
Petrus war der erste unter den Jüngern Jesu. Nach dessen Tod war er wohl auch der erste, der daran glaubte, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Er sammelte die ersten Christen, verlor aber sehr bald wieder die Leitung dieser ersten Gemeinde, wahrscheinlich an den jüngeren Bruder Jesu Jakobus. Anfänglich gingen er und Paulus gemeinsame Wege, sehr bald haben sie sich aber getrennt, weil sie sich über das richtige Verständnis der Rechtfertigung aus Glauben nicht einigen konnten. Paulus berichtet im Brief an die Galater (Kap. 1 + 2) von einer heftigen Auseinandersetzung zwischen ihm und Petrus. In Rom sind sie dann wieder aufeinander getroffen.
In Rom wurde man zunehmend selbstbewusst, weil man die Gräber der beiden Apostel in der Stadt hatte. Und schließlich beanspruchte der römische Bischof, Nachfolger des Petrus zu sein und als Papst eine Vorrangstellung einzunehmen. Er stützt sich dabei bis heute auf das Wort Jesu aus dem Matthäusevangelium „Du bist der Fels, auf den ich meine Kirche bauen will“ (Mt 16, 18) – eine in der Forschung und in der Ökumene eine höchst umstrittene Auslegung. Der aktuelle „Nachfolger“ heißt Joseph Ratzinger. Bei seiner Amtseinführung hat er sich im Petersdom die Amtinsignien aus dem Grab seines berühmten Vorgängers, also quasi von ihm selbst, holen müssen.
Als ökumenische Heilige prägen beide bis heute das Christentum: Petrus ist der Anfänger im Glauben, dem alle anderen gefolgt sind. Und Paulus der einflussreichste Theologe des Christentums bis heute. An ihm kann man sich reiben und sich auch über manche Formulierung ärgern, aber seine Rechtfertigungslehre hat dem christlichen Glauben bis heute seine Prägung gegeben.
Beim Lesen dieses Artikels bin ich stutzig geworden, als Sie schrieben, dass Petrus bald von Jakobus, dem jüngeren Bruder Jesu, in der Leitung der christlichen Gemeinde abgelöst wurde. Hatte Jesus einen jüngeren Bruder? Ich habe davon noch nie etwas gehört. Oder habe ich etwas falsch verstanden?
Die Sache ist in der Tat ein wenig kompliziert und bedarf der Recherche. Siehe daher Artikel von Morgen.F.C.
„Die Briefe des Apostel Paulus sind nachzulesen im Neuen Testament. Er war viel auf Reisen, kreuz und quer durch das römische Reich. Daher versuchte er, mit den von ihm gegründeten Gemeinden rund um das Mittelmeer durch diese Briefe Kontakt zu halten. Der zentrale Gedanke seiner Theologie war die Rechtfertigung des Gottlosen durch Gott selbst.“Ich finde, man sollte alle schlechten Schulbücher der 60er Jahre als Blogs recyceln. Übrigens: Die paulinische Theologie hat, je nachdem ob man sie mit Nietzsche, mit Rahner oder mit Benedikt XIV betrachtet, keinen zentralen Gedanken. Vielmehr versucht Paulus, eben in seinen Missionsbriefen, Römer, Griechen, Gnostiker und Juden für den „Logos vom Kreuz“ zu erwärmen, eine göttliche Torheit, die nach Paulus alle menschliche Weisheit zunichte macht. Pneuma, daß die Psyche überragt, denn (in der Luther-Übersetzung): „Der psychische Mensch (psychikos) vernimmt nichts vom Geist Gottes. Es ist ihm eine Torheit.“ Oder „Den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit.“Es ist keine Schande, als mittelmäßiger Theologe Paulus, sein Diskussionsumfeld in der spätantiken Gnosis, seine Wirkung auf die nachchristliche Aufklärung nicht zu kennen.Aber dann sollte man nicht völligen Unsinn über den „zentralen“ Gedanken „seiner“ Theologie verzapfen. Gegenüber der Gnosis war es übrigens zentral, daß er – im Gegensatz zur Gnosis – die These vertreten hat, Jesus und damit Gottes Sohn SEI gekreuzigt worden. Das hat ihm damals aber keiner seiner Gastgeber abgenommen.
Ich denke, Sie sind was die aktuelle Gnosisforschung und auch die Paulusforschung anbelangt nicht so ganz auf dem laufenden! Von einer chrislichen Gnosis zu Lebzeiten des Apostels redet heute kein ernstzunehmender Theologe mehr!F.C.
Ich habe auch nicht von christlicher, sondern von spätantiker Gnosis gesprochen. Auf dem Laufenden wird groß geschrieben. Was ist mit Ihnen los?Ängstigt Sie die Aussicht, nach dem Codex II von Nag Hammadi (jung Codex) keinen Gekreuzigten mehr zu haben? Der Skandal der paulinischen Theologie, dies haben Friedrich Nietzsche, Hans Jonas und Jacob Taubes gezeigt, besteht im Logos vom Kreuz, nicht in sozialer Gleichheit.In der Spätantike spielte soziale oder moralische Gleichheit keine Rolle. Es ging um die wahnsinige Vorstellung, Gott sei Mensch geworden, also sterblich.Steigen Sie herab from Kreuz, wenn Sie hier als Mensch Menschen begegnen wollen, die sich die Mühe machen, Ihre bemühten Religionslehrertexte zu beantworten, die mit Theologie soviel zu tun haben, wie Frauen mit Vorstandspositionen.