"Kleinfeld hatte nichts zu erzählen. Wer aber keine eigene Story vortragen kann, kann auch keine Krise managen. Da Kleinfeld nichts zu erzählen hatte, konnte die Kommunikation nichts tun außer in der Krise abzuwehren, im schlimmsten Fall zu verfälschen. Wenn Kleinfeld dann doch mal wider Willen, wie in der BenQ Krise, im Fernsehen erzählen sollte, ob er der richtige Mann an der Spitze sei, fehlte ihm logischer- und peinlicherweise die Geschichte".
Derjenige, der das schreibt, ist Wolfgang Kreuter, Deutschland-Chef bei EURO RSCG ABC, weltweit eine der größten Kommunikations- und Werbeagenturen mit immerhin 11.000 Mitarbeitern. Ein Mann, der die üblichen PR-Fuzzy-Logics im Media-Coffee-Blog turmhoch überragt. Auch hier argumentiert er in meinen Augen völlig schlüssig: Das Siemens-Desaster ist deshalb so groß, weil die Verantwortlichen – von Pierer bis Kleinfeld – meinten, es gar nicht nötig zu haben, eine zusammenhängende Geschichte zu entwickeln, die der Öffentlichkeit schlüssig erschien. Die uns, dem doofen Publikum, bspw. mal erläutert hätte, weshalb man Betriebsräte korrumpierte, wie es dazu kam und was man dagegen unternommen hat. Die Verantwortlichen bei Siemens hatten keinerlei 'Imagination', keine literarische Erfindungsgabe. Prompt standen sie in der größten Krise des Unternehmens ohne Sinnzusammenhang äußerst dumm in der Kommunikationslandschaft herum, die Firma ist erzähltechnisch schwer angeschlagen, was sich auch beim Aktienkurs bemerkbar macht – und der Herr Kleinfeld sucht einen neuen Job.
So viel zum Thema: Bedeutung von Literatur in der Wirtschaft.