Als ich gestern mit dem Hund um die Gräben zog, tauchten hinter uns zwei Jungblondinen auf. Beide tendierten eher in Richtung Britney Spears im Derzeitzustand als in Richtung Magersucht. Das Gesprächsthema war die Schule, wobei Monolog das bessere Wort wäre, denn nur die eine redete patati-patata-haft auf die andere ein: "Weißt du, der Kevin, nä, der ist ja auch bei uns im Kurs, also in Englisch, und da sagt doch, hihi, kennst ja Corinna, die sagt doch da, dat stinkt, sind das deine Füße? Und so saucool ist der, da zieht der sich doch den Turnschuh aus … aber egal. Je’nfalls war das vielleicht ’ne Stunde, ej. Scheiße, ich muss nachher ja noch für dies Referat … Hast du schon was fertig?". So ungefähr lallerte das vor sich hin. Als sich dann die Fiepsstimme am Ende des strömenden Wasserfalls fragend hob, antwortete die ‚Gesprächspartnerin‘, just als die zwei Grazien an mir und dem Hund vorbeizogen: "Ja. Nee. Schon klar, ej".
Typischer Fall von Nullsatz, könnten wir jetzt denken. Aber das wäre auch nicht wahr. Denn dieser Satz ist der perfekte Notausgang aus einem kommunikativen Geschehen, dann nämlich, wenn wir dem anderen schon längst nicht mehr zugehört haben. Er enthält eine Bestätigung (‚Ja‘), vorsichtshalber auch eine Ablehnung (‚Nein‘) und zur Absicherung der offenen Gesprächsflanken eine Affirmation (‚Schon klar‘). Jede denkbare Antwort – außer der Uhrzeit vielleicht – ist damit in dieser Leerformel enthalten, ohne das wir wissen müssten, worum es eigentlich geht. Wir hätten in jedem Fall ‚richtig‘ geantwortet. Und genau das ist auch die kommunikative Funktion dieser Phrase. Weshalb im geschilderten Fall die beste Freundin auch die beste Freundin blieb.