Mehrwegsysteme begehen kollektiven Selbstmord

Fast schon eine Lanze für die Mehrwegbetreiber hatte ich in diesem Artikel gebrochen. Politische Schützenhilfe schien mir nötig, um das ökologischere Mehrwegsystem zu schützen und einen weiteren Schritt in Richtung Wegwerfgesellschaft zu verhindern. Klar war dabei allerdings, dass die politisch angekündigte Prüfung der Systeme für das Jahr 2010 zu weit in der Zukunft liegt, womit zu befürchten war, dass die Mehrwegbetreiber so lange nicht überleben würden. Diese Entwicklung beschleunigt sich nun offenbar; aber auf Betreiben der Mehrwegsysteme, womit ich eher nicht gerechnet hätte.

In meiner Region kommt es in der jüngsten Vergangenheit immer häufiger dazu, dass Verbrauchermärkte das zurück gegebene Mehrwegpfandgut zerschlagen und in die öffentlichen Glascontainer entsorgen. Dies nicht etwa in unmaßgeblichen Größenordnungen, sondern durchaus in namhaften Stückzahlen von ein paar tausend Flaschen pro Entsorgungsaktion.

Abgesehen davon, dass es natürlich illegal ist, Mehrwegflaschen in Einwegrücknahmecontainer des Dualen Systems zu entsorgen, noch dazu aus gewerblicher Tätigkeit heraus, scheint diese Vorgehensweise auch ökonomisch völlig unverständlich. Pro Flasche gibt´s immerhin 8 Cent. Macht bei 1.000 Flaschen immerhin 80 Euro. Hinzuzurechnen ist noch die Zeit, die die Marktmitarbeiter damit versaubeuteln, die Flaschen zu zerschlagen und in die Container zu füllen.

Sind die Marktbetreiber also doof? Oder wird da zuviel Geld verdient? Wohl beides nicht. Schuld an dieser Entwicklung sind die Betreiber der Mehrwegsysteme selber. Diejenigen, die ein Interesse daran haben müssten, dass Ihre Systeme funktionieren, torpedieren diese offenbar gezielt.

Es beginnt damit, dass die Mehrwegbetreiber bei den Märkten keine Einzelflaschen mehr abnehmen, sondern nur vollständige Kästen. Der Marktbetreiber ist jedoch selbstverständlich verpflichtet, auch einzelne Flaschen zurückzunehmen, schließlich werden sie ja auch einzeln verkauft. Als nächstes stellen die Mehrwegbetreiber den Märkten nicht genügend leere Kästen zur gesammelten Rücknahme von Einzelflaschen zur Verfügung. Gerade in Zeiten erhöhten volkswirtschaftlichen Flüssigkeitsbedarfes, sprich wenn es draußen sauheiß ist, stockt die Lieferbereitschaft der Mehrwegbetreiber offenbar deutlich. Hinzu kommen noch Unmengen Mehrwegflaschen, für die es überhaupt keine Kästen gibt; etwa Sixpacks aus der Tankstelle. Die Lagerflächen der Märkte füllen sich in diesen Zeiten wohl bis unter´s Dach mit einzelnen Pfandflaschen.

Da ist so eine Vernichtungsaktion praktisch ein notwendiger Befreiungsschlag. Zerschlagen werden die Flaschen übrigens, damit nicht ein findiger Hartz4ler mit langen Fingern in den Container langt, die Flaschen wieder entnimmt und zu eben dem Markt gegen Cash zurück trägt, von dem aus sie in den Container bugsiert worden waren.

Was tun? Das Problem besteht nach meiner Auffassung in der Höhe des Pfandes. 8 Cent ist klar zu niedrig. Dafür geht man im Zweifel nicht besonders weit. Die PET-Einwegflasche mit 25 Cent löst schon einen deutlich größeren Reiz zur Sammlung und ordnungsgemäßen Rückführung aus. Aber wer will schon sein Bier in Zukunft nur noch aus PET-Flaschen trinken? Ich jedenfalls nicht. Also muss das Mehrwegsystem zumindest in diesem Bereich zur Aufrechterhaltung gezwungen werden. Der einzig sichere Weg dazu dürfte in der Angleichung der Bepfandung liegen. Also 25 Cent pro Mehrwegflasche.

Man bekommt´s ja wieder…

(Foto: www.pixelio.de / Fotograf: marika)

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