Nachdem die Einwohnerzahl in Wiesbaden um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert stark zunahm, entschied sich die protestantische Gemeinde, neun Jahre nachdem gerade die Ringkirche eingeweiht wurde, eine vierte Kirche nach dem Wiesbadener Programm zu bauen.
Lutherkirche in Wiesbaden – 4. Kirche nach dem Bau der Ringkirche
Nach der Marktkirche, der Bergkirche und der Ringkirche ist die Lutherkirche die vierte Kirche, die nach dem Wiesbadener Programm errichtet wurde. Das Wiesbadener Programm ist ein Kirchenbauprogramm, das sich an die Forderungen Martin Luthers nach einem „Priestertum aller Gläubigen“ richtete und sah vor allem die Einheit von Altar, Kanzel und Orgel vor.
Aus der weißen Putzfassade erhebt sich ein mächtiger Hauptturm, der 50 Meter hoch in den Himmel ragt und das herausragende Merkmal der Lutherkirche in Wiesbaden darstellt. Das großflächige Kirchendach von 20 Metern Höhe wird von einer freigespannten Stahlkonstruktion gehalten, die wegen ihrer Kühnheit zum Zeitpunkt der Erbauung viel Aufsehen in Fachkreisen erregte. Ihre Bewährungsprobe hatte diese Konstruktion am 2. Februar 1945 als sie dem Druck einer Luftminenexplosion in unmittelbarer Nähe standhielt.
Wiesbadener Programm – „Eine feste Burg ist unser Gott“
Im Innenraum der Lutherkirche in Wiesbaden werden 1200 Sitzplätze von einem 18 Meter weiten und 17 Meter hohen Kreuzrippengewölbe auf vier Säulen überspannt. Über dem Haupteingang ist ein Kreuzmosaik mit den zwei Sätzen: „Eine feste Burg ist unser Gott“ und „Das Wort sie sollen lassen stahn.“ aus dem Martin Luther Kirchenlied „Eine feste Burg ist unser Gott“ zu sehen. Die Holzvertäfelung der Wände, die Decke und die Empore sind von Ornamentik im Jugendstil verziert.
Dem Wiesbadener Programm entsprechend, sind die drei Elementen des Gottesdienstes, dem Altar (Abendmahl), die Kanzel (Predigt) und die Orgel (Musik) zentral übereinander angeordnet. Alle Linien des Gewölbes lenken den Blick zu dieser Einheit nach vorne und eine leichte Absenkung des Bodens von 0,80 Metern verstärkt den Eindruck dem Altar nahe zu sein.