Knallhart in der Sache?

Der Papst besucht den katholischen Familienkongress in Valencia. Der wurde noch von seinem Amtsvorgänger dorthin vergeben, als in Spanien für die katholische Kirche noch alles in Ordnung war und eine konservative Regierung an der Macht war. Jetzt muss sich der Papst mit dem linken Ministerpräsidenten Zapatero und einer sozialistischen Regierung auseinandersetzen, die nichts mit den katholischen Werten am Hut hat.
 
Zapatero kam im Jahr 2004 an die Macht und das Klima zwischen dem Vatikan und Madrid kühlte schlagartig ab: Keine Aufweichung der traditionellen Ehe, keine Liberalisierung der Abtreibung, kein Abdrängen der Kirche ins Private – so forderte es Rom. Eine Papstrede an die spanischen Bischöfe Anfang 2005 traf die neue Madrider Regierung offenbar am Nerv: Sie bestellte den Vatikan-Botschafter ein – was in der Diplomatie als Alarmsignal gilt. Und um die Sache so richtig heiß zu machen, sagte Zapatero jetzt symbolreich in letzter Minute seine Teilnahme am Abschlussgottesdienst des Weltfamilientreffens ab.

Im vergangenen Juli hat Spanien das Scheidungsverfahren erleichtert und zugleich als weltweit drittes Land nach den Niederlanden und Belgien die gleichgeschlechtliche Zivilehe eingeführt und den Partnern das Adoptionsrecht zugestanden. Und die sozialistische Regierung stufte den schulischen Religionsunterrichts vom Pflicht- zum Wahlfach herab, was die 1979 geschlossenen Verträge über das Staat-Kirche-Verhältnis antastet.
 
Joseph Ratzinger stellte bei seiner Ankunft in Spanien als erstes klar, dass die Familie eine einzigartige Institution im Plan Gottes sei, und die Kirche ihre fundamentale Bedeutung verkünden und fördern müsse. Die Ehe zwischen Mann Frau sei das Fundament des sozialen Lebens. Also keine Schwulen-Ehe, keine Scheidung und keine Abtreibung – wie gehabt.
 
Papst Benedikt XVI. besucht also nicht nur den Familienkongress. Wenn er in Valencia die traditionellen Familienwerte verteidigt, geht es auch gegen die Regierung. Bis vor kurzem war ein solcher Konflikt undenkbar. Spanien ist seit dem Mittelalter tief in der katholischen Tradition verwurzelt und der spanische Katholizismus gilt als besonders streng und an der Tradition orientiert. Die Inquisition ist in Spanien besonders effektiv gewesen. Dominikus, der Gründer des Dominikanerordens, stammt aus Spanien, ebenso wie Ignatius von Loyola, der Gründer der Jesuiten. Und auch Josemaria Escriva, der Gründer von Opus Dei ist Spanier gewesen. Alles Leute und Organisationen, die an vorderster Front für Kirche und Papst gekämpft haben bzw. kämpfen.
 
Der spanische König ist traditionell ein guter Katholik und die Königsfamilie produziert kontinuierlich Nachwuchs, wie es sich gehört. Aber König Juan Carlos hat die sozialistischen Ehe- und Familiengesetze als Staatsoberhaupt unterzeichnet, weil er den Willen des Volkes respektiert. Willkommen im säkularen Europa!

8 Meinungen

  1. vielmehr als abgesagt, hat sich der gute zapatero wohl nicht hingetraut… 🙂 sonst wär der sonnenstaat-ministerpräsident im pfeifkonzert untergegangen…

  2. Zunächst einmal @ tituslivius: Stellen Sie sich vor, im Radio liefe eine Sendung, in welcher live ein Bekannter von Ihnen im Ausland angerufen wird, mit dem Sie, also namentlich Tituslivius, Persönliches über ihre Arbeitsstelle plaudern und den sie dann für alle hörbar in ihr Land zu Arbeitsgesprächen und Geschäften einladen. Es ist eindeutig ihr Bekannter und eindeutig ihre Stimme. Der Bekannte ist zwar wirklich angerufen worden und echt, aber dennoch sind das nicht Sie selbst gewesen, sondern ein Stimmenimitator, so dass der Bekannte glaubte, er spräche dies alles intim mit Ihnen. Dieses gefälschte Gespräch hat nun Auswirkungen auf das Ansehen ihrer Stellung bei ihrem Arbeitgeber. Wie würden Sie sich also fühlen, wenn dies geschehen wäre und sie dann erfahren würden, dass sich schon unzählige Male der Radiosender solche bösen „Scherze“ bei oder mit mehreren Menschen erlaubt hat mit dem Ziel, diese Menschen öffentlich zu entwürdigen und lächerlich zu mache? Nun, solches ist tatsächlich geschehen und zwar Ende 2005, also vor einem halben Jahr erst. Der Sender heißt Cope, gehört den katholischen spanischen Bischöfen und ist so viel ich weiß Radio Vatikan unterstellt. Der Angerufene war der neugewählte Präsident Boliviens „Morales“ und der stimmenimitierte Mann war Spaniens Ministerpräsident José Luis „Zapatero“. Ja ebendieser Zapatero! Morales fiel auf den dummen politischen Scherz herein und berichtete später auf einer Pressekonferenz, Zapatero habe ihn nach Spanien eingeladen. Die bolivianische Botschaft in Madrid protestierte, der Anruf sei ein Angriff auf die Würde des bolivianischen Volkes und seinen gewählten Präsidenten und forderte eine mehrmals ausgestrahlte Entschuldigung. Der Sender schickte hingegen nur ein Entschuldigungsschreiben per Fax. Die spanische Regierung bestellte daraufhin den päpstlichen Botschafter in Madrid, Manuel Monteiro de Castro, ins Außenministerium ein. Der Vatikan solle dafür sorgen, dass solche Vorfälle, die „die politischen und wirtschaftlichen Interessen Spaniens und das Verhältnis zu befreundeten Staaten beeinträchtigen“, unterblieben, sagte der spanische Außenminister Miguel Angel Moratinos. Dennoch war dies nicht die einzige diplomatievergiftende bischöfliche Einflussnahme: Auch der venezolanische Präsident Hugo Chavez und der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro wurden schon Opfer. „Chavez“ rief Castro an und „Castro“ Chavez. Anders als Morales wurden beide während des Gesprächs jedoch der Hochstapelei gewahr. Castro, den der Chavez-Imitator 25 Minuten lang hinhielt, beschimpfte nach der Enttarnung die katholischen Radioleute mit unflätigen Ausdrücken. Würden Sie dann auch noch freudig zum Papst in die Messe rennen, wenn Sie Zapatero wären und sich auch noch von einer eingeschworenen Clique, bzw. Minderheit ungerechtfertigt auspfeifen lassen wollen, und dann auch noch in einer Kirche während der Messe, wie Sie zu glauben scheinen! Nanana. Gewählt wurde dieser Mann schließlich von einer Mehrheit seines Volkesm in seinem Land. Als Ministerpräsident muss er zudem nicht einen Papst hofieren, sowas ist Sache des Königshauses.

  3. Warum der Papst so tut, als ob die gesamte Kultur eines Landes „bedroht“ wäre, wie er sagt, und gleich die ganze „Wahrheit der Menschen“ den Bach runter gehen sollte, wenn zusätzlich zu Mann und Frau auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten, bleibt völlig unklar und erklärt sich höchstens aus seiner Menschenverachtung, seinem Unverständnis für die Liebe im besonderen Fall der Gleichgeschlechtlichen, seiner Angst vor autonomen Menschen und deren Unterdrückung. Glaubt er denn, wenn mehr Homosexuelle heiraten, würden im Gegenzug weniger Heteropaare vor den Altar treten?? Denn, und jetzt kommt wieder mein ironischer Beitrag, es kursiert nämlich schon ein eine Zeit lang ein Spruch, dass sich sowieso bald nur noch die Homosexuellen um das Heiraten reißen werden und bald zu den wenigen gehören werden, die noch wirklich gerne Kinder haben wollen. Den Spruch muss der Papst wohl auch irgendwo gehört haben. Ja, und irgendwann einmal, wenn dieses Szenario dann immer mehr die „Wahrheit des Menschen“ wird, wird die Kirche eines Tages wieder das tun müssen, was sie immer schon getan hat, wenn sie etwas beim besten Willen und durch stärksten Druck nicht ausmerzen konnte: sie wird dann die gleichgeschlechtliche Ehe als leuchtendes Vorbild von Treue, Zusammenhalt und des Sich-Kümmerns bis dass der Tod sie scheidet erklären müssen und als Hort der doppelt gegebenen Liebe für Waisenkinder hinstellen, die sonst keine Eltern hätten. Und dies könnte tatsächlich wahr sein, nicht wahr? Ich hoffe, dass sich dann aber die Gleichgeschlechtlichen genau so verächtlich gegen die Kirche „quer“-stellen, wie diese es jetzt mit ihnen tut und menschenverachtend den Homosexuellen sämtliche guten Menscheneigenschaften einfach abspricht, als wären sie keine Menschen. Zum Kotzen arrogant.Bis dahin muss der Papst im Lande der ehemals grausamsten Inquisition darauf hoffen, dass noch die Großeltern der Spanier, also die von der alten katholischen Garde, noch am Totenbett den jungen Verwandten das Versprechen abringen, sich zu verheiraten, sich niemals scheiden zu lassen und viele kirchensteuerzahlende Kinderchen zu produzieren sowie diese fest im katholischen Glauben zu erziehen. Zumindest hört sich für mich der Nebensatz des Papstes, der sich ja immer so hintenrum unmissverständlich, aber vorne heraus gefährlich subtil ausdrückt, an: „Die Großeltern sind ein Schatz, den wir den heranwachsenden Generationen nicht vorenthalten dürfen, besonders wenn sie im Nahen des Todes ihr Zeugnis des Glaubens ablegen.“ Ja, man spürte deutlich, wie Ratzinger den ganz alten Zeiten der traditionellen spanischen Zucht schwer nachtrauerte und dies auch in seinen spanischen Reden deutlich ausdrückte. Außerdem sieht man hier wieder deutlich, dass immer diejenigen für die lebenslange, unauflösliche Ehe plädieren, die selbst niiiiiimals im Leben heiraten würden, auch der Bruder des Papstes nicht und auch nicht seine Schwester, (zumindest weiß ich nichts von irgendwelchen Neffen), und diejenigen die auch keinerlei wahren Einblick in die Turbulenzen einer ganz normalen Ehe hatten, außer vielleicht in die der königlichen Leute, die er aber auch nur in den bunten Zeitschriften miterleben konnte. Und bei denen hört man immer nur von Scheidungen am laufenden Band und homosexuellen Gerüchten und viel Ärger hinter den Kulissen (siehe Monaco, über alle Prinzessinnen und den Prinzen hinweg oder bei allen drei Windsor-Kindern Charles, Andrew und Ann). Tja, gar nicht so vorbildlich, die Reichen und Schönen und Unschönen.Zur Abtreibung möchte ich auch noch sagen, dass ich eigentlich persönlich dagegen bin, aber mir dennoch vorstellen könnte, was das einer Frau abverlangen würde und deren Ehemann, wenn sie das Kind aus der Vergewaltigung eines fremden Verbrechers austragen und aufziehen müßten. Aber ich bin sicher, dass ausgerechnet die Kirchen die am allerletzten Geeigneten sind, um mitfühlend die Retter einzelner Foeten zu sein, welche ohne jedes Bewusstsein ihres eigenen Seins sind, während die Kirchenleute eigenhändig massenhaft erwachsene und kleinkindliche, unschuldige, voll lebendige Menschen mit Zielen und Wünschen und erworbenem Besitz und vielen Verwandten, von denen sie geliebt wurden und die sie liebten, bei deren vollem Bewusstsein in unzähligen lodernden Feuern eiskalt zu Tode geschunden haben. Das passt für mich nicht zusammen. Das ist höchste Heuchelei. Da gibt es kein Vergessen und darf es auch nicht geben. Es ist und bleibt die Kirche, die heute noch firmiert.Dann möchte ich mich noch rasch wundern dürfen, dass der Papst in seiner spanischen Predigt der Jungfrau wörtlich unterstellt, sie habe „die Sendung“, die „Kunst der Liebe zu lehren“. Ich glaube eher, Maria war eine ganz normale Frau und Mutter ohne zusätzlichen Lehrauftrag durch Gottvater. Aber bestimmt erschließt sich mir da schon wieder nicht die wahre Bedeutung. Doch der Papst wird sich schon genauestens bei Gott erkundigt haben, welchen Plan der immer mit allen möglichen besonderen Leuten und Menschen im allgemeinen hat. Sonst könnte er nicht immer so sicher behaupten, dies oder jenes sei im Plan Gottes verankert, obwohl es nicht in der Bibel steht. Zum Beispiel auch die Unauflöslichkeit der Ehe. Gottes Sohn Jesus hat aber zu den Jüngern und z.B. zu Petrus oft etwas anderes gesagt, das meistens begann mit „Euch ist erzählt worden von den Vätern, ich a b e r sage euch“ und dann ungefähr so weiter klang: Was i h r auf Erden binden werdet, das soll auch im Himmel gebunden sein, (Komma! Und weiter mit dem zweiter Teil:) und was ihr auf Erden lösen werdet, das soll auch im Himmel gelöst sein. Hmmm, den zweiten Teil, den, der eine Lösung erlaubt, hat die katholische Kirche einfach wegoperiert und den ersten Teil dem Sinne nach so umformuliert: Was GOTT auf Erden bindet, das soll der Mensch nicht scheiden. Frechheit so was.

  4. zu ihrem ersten post: wenn sie hier von einer „bischöflichen einflußnahme“ sprechen, dann müssen sie auch dem kazynnski recht geben und die deutsche regierung müßte sich für die „kartoffel“ entschuldigen??????

  5. Es ist ein Unterschied, ob irgendein einzelner Journalist der taz sich des Ausdruckes „Polens neue Kartoffel“ bedient, um ein Porträt über den tatsächlichen Werdegang und die Einstellung der Kaczynskizwillinge abzugeben, was schließlich nicht verboten ist, sonst müsste Bush jeden Tag irgendeiner deutschen Zeitung beleidigt sein, oder ob man einen Staatsmann verarscht durch vorsätzliche Vorgabe, man wäre in der Realität selbst ein Staatsmann, wobei man diverse Falschmeldungen ausgibt und damit gleich zwei Staatsleute direkt betrügt, und zwar ausgerechnet, wieder einmal typisch, durch einen Klerus, der seinen Anspruch auf „Wahrheitsliebe“ gar nicht oft genug betonen kann. Die Ebene ist schon eine höher reichende und andere. Verglichen könnte so etwas nur miteinander werden, wenn der taz-Journalist unter Angela Merkels Namen seinen Artikel in die Zeitung gesetzt hätte. Sehen Sie, DAS wäre das gleiche starke Stück gewesen, das ungleich mehr Einfluss genommen hätte auf die diplomatischen Beziehung. Dann aber hätte sich bestimmt nicht Merkel entschuldigen müssen bei Kaczynski, sondern die taz-Redaktion bei Merkel. Und zwar massiv. Wegen Missbrauchs. Mir persönlich ist sowieso nicht klar, was eine simple Kartoffel an Beleidigung hergeben könnte, außer vermutlich einer rein äußerlichen Ähnlichkeit der kaczynski’schen Kopfform. 🙂

  6. mir ist immer noch schleierhaft wie Sie die den zusammenhang zwischen einem journalisten-gag und der bischofskonferenz sehen… die eigentümer-beteiligung dürfte nicht ausreichen… dann müssten sie die republik österreich auch verklagen… nämlich für den oe3 micromann, der seine gewohnten späße (in österreich aber auch italien durchwegs üblich) während der wm auch in deutschland durchführte….

  7. Mir ist hingegen leider meinerseits schleierhaft, wie Sie die Bischofskonferenz aus einem Verantwortungszusammenhang ihres eigenen katholischen Privat-Senders herausfiltern wollten! Hinter den Beiträgen der Journalisten steht eindeutig die politische Vorgabe und die spezielle Ausrichtung des Senders durch die betreibenden Bischöfe (laut Wikipedia zu 50 Prozent im Besitz der spanischen Bischofskonferenz und zu 20 Prozent im Besitz der einzelnen Bistümer). Die ausgesuchten Mitarbeiter halten sich daher nur an die Wünsche der katholischen Kirche und eine freie, anderslautende politische Meinungsäußerung einzelner Journalisten via Äther darf bei diesem speziellen Arbeitgeber wohl ausgeschlossen werden, zumal diese Senderkette La Cope laut etlichen Zeitungsartikeln das Wahlverhalten der Hörer sogar derart massiv zu beeinflussen sucht, dass sie diese eindeutig auffordert, dem „politischen“ Gott [= den politischen Forderungen ihrer kirchlichen Institution] immer höher Folge zu leisten, als jeder gewählten Regierung!!! Die spanische Regierungsrüge ist also genau an die richtigen Hintermänner gegangen. Oder soll vielleicht der kleine loyale Gag-Journalist ganz alleine als Bauernopfer herhalten, während die Bischöfe nach beliebtem biblischen Vorbild abwehrend sagen dürften, wir haben mit solchen Beiträgen doch nicht das Geringste zu tun, uns gehört der Sender doch nur, wir waschen unsere Hände in Unschuld? Aber wenn Sie das gedanklich nicht so hinkriegen möchten, bitte, dann ist das ihr volles Recht. Diese Diskussion dreht sich eh nur um den Teilaspekt möglicher Verantwortlichkeiten. Aber grundsätzlich plädiere ich selbstverständlich für die demokratische Freiheit der Meinungs- und Kritikäußerung, sogar für die der Kirchen, auch wenn diese ihrerseits innerhalb ihrer Organisationen meist sehr undemokratisch denken und handeln.

  8. ich halte das eher für propaganda von seiten der zapatero-administration, welche – innenpolitisch gescheitert – wieder einmal einen feind braucht, um sich profilieren zu können… die satire gehört zum journalistischen Handwerk… und darüberhinaus wird es wohl hoffentlich noch erlaubt sein, einen zapadingsbums zu kritisieren ohne daß man gleich in den verdacht gerät, irgendwelche geheimbündlerische umsturzpläne zu hegen….

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