Der Wind heult und wackelt an den Fenstern, aber ich lasse ihn nicht rein. Von mir aus kann er gerne draußen blieben, während ich mich in eine Wolldecke gewickelt auf mein Sofa setze, von meinem Tee schlürfe und ein gutes Buch zur Hand nehme. Ich liebe solche Herbstabende. Ach nein, ist ja gar nicht Herbst. Wir haben ja Januar, auch wenn es die Temperaturen nicht vermuten lassen. Das liegt wohl an der Klimaveränderung …
Eigentlich ist es auch ein Glück, dass es nicht so kalt ist, denn so müssen die armen Schweden nicht so frieren. In Südschweden sorgte der Sturm, der gerade sausend durch die Bäume vor meiner Tür streicht, nämlich für ein wenig mehr Bewegung. Umgefallene Bäume, abgedeckte Häuser und leider auch einige Tote. Die Folge: Stromausfall und das volle Breitseite. In den schwedischen Zeitungen rechneten sie mit etwa einer Woche Stromausfall, in weniger dicht besiedelten Landkreisen sogar mit zwei Wochen. Na hervorragend! Da kann man nur froh sein, dass kein Eis und Schnee liegt.
Auch die Bewohner der Nordseeinseln, wie Sylt oder Amrum, freuen sich nicht über Orkan „Franz" und Kollegen. In den letzten Jahren konnten die frühjährlichen Sandberge, die meterhoch an den Stränden der Nordseeinseln verteilt werden, die Erosion aufhalten. Dieses Jahr allerdings sind sie zu schwach oder das Meer zu stark. Die künstlichen Schutzwälle sind abgetragen. Nun nagt das Meer an den Inseln selbst und damit an der Zukunft der Inselbewohner und des Nordseeinseltourismus'. Zudem schützen die Inseln Wattenmeer und Festlanddeiche.
Nun muss überlegt werden, was zu tun ist. Werden die Stürme in den nächsten Wintern auch so heftig oder handelt es sich um eine Ausnahmeerscheinung? Das kann momentan wohl niemand sicher beantworten. Das Kieler Umweltministerium reagierte mit zusätzlichen 3,3 Millionen Euro, um die abgetragenen Strände wieder aufzufüllen.
Was bedeutet das für die Zukunft? Die Wissenschaftler streiten sich ob das teure Sandaufschütten und das Festhalten an den alten Inselformen sinnvoll sind. Gegenstimmen meinen, Inselgebäude seien eben nicht für die Ewigkeit geschaffen und man solle der Natur ihren Lauf lassen. Das soll heißen: Es der Insel erlauben sich weiter nach Osten zu verlagern. Auf der einen Seite nimmt die Nordsee das Land, auf der anderen Seite spült sie es wieder an. Das Verlagern von Gebäuden sei billiger als gegen die Kräfte der Nordsee zu kämpfen. Wer schon einmal auf Sylt war, weiß, wie sich die Gestalt der Insel in den Jahren und Jahrhunderten verändert hat und wie dicht einige Häuser inzwischen an der Klippe stehen.
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Und wenn Orkan „Kyrill“ heute hält was er verspricht oder anders: wenn er wirklich so stark wird, wie angekündigt, nützt der neu aufgeschichtet Sand auch nichts.