Nun ist es ja eine weitverbreitete Weisheit, dass der Mensch den Ausfall eines Wahrnehmungsorgans durch erhöhte Konzentration auf seine verbleibenden Sinne kompensieren kann. Vielleicht hatten Daums Augen durch das Spiel seines 1.FC Köln gegen Eintracht Frankfurt also bereits einen so enormen Schaden genommen, dass er sich später im Gespräch mit ARD-Mann Gerhard Delling so sehr auf seine Hörfähigkeit konzentrierte, dass er aus der Gesprächseinleitung des Moderators eine böswillige Süffisanz herausfilterte. Eine Wahrnehmung, mit der er allerdings ziemlich alleine dastand.
Delling informierte die Zuschauer nämlich zu Anfang lediglich über Daums Bilanz als FC-Coach (vier Spiele, drei Niederlagen, ein Remis), bevor er sich dem Fußball-Trainer zuwandte: Daums Mannschaft habe heute zwar verloren, aber immerhin der eine Liga höher spielenden Eintracht einen beachtlichen Kampf geliefert.
Daum meinte aus diesen Äußerungen eine Anfeindung gegen seine Person herausgehört zu haben und verwandelte ein Interview, das, wie für gewöhnlich in der Sportschau, einem Floskelaustausch dienen sollte, in einen unnötigen Kleinkrieg gegen Delling.
Der Auftritt in der Sportschau war nicht das erste Mal, das Daum in den letzten Tagen eine empfindliche Dünnhäutigkeit bewies, was Kritik an ihm angeht. Bereits im Interview mit dem "Spiegel", ließ er kürzlich die Gelegenheit verstreichen, Fehler in der Vergangenheit einzuräumen und sich somit als durchaus fähig zur Einsicht zu präsentieren. Statt dessen gab er sich stur und klagte, die Journaillie wolle stets nur das Klischee vom Zampano Daum erfüllt wissen.
Spricht man Christoph Daum auf Pressekonferenzen im Krankenhaus, Autogammstunden vor 10.000 Menschen beim ersten Training oder Meinungsumschwünge im zwei-Tage-Takt an, reagiert er stets so: die Auslegung seiner Taten ziele immer nur darauf ab, ihn als Selbstdarsteller abzustempeln.
Alles eine Frage der Berichterstattung? Für eine Erklärung könnte man sich einmal die Außendarstellung von Daums Trainer-Kollegen anschauen:
Bei vielen Trainern ärgert man sich, weil sie selten etwas Unerwartetes von sich geben. Zumeist sind ihre Aussagen artig und deren Wirkung kalkuliert. So schafft es beispielweise Thomas Doll durch seine Floskeln viel zu sprechen, aber wenig auszusagen. Das ist für die Arbeit eines Trainers wohl geschickt, weil er die wirklich wichtigen Statements dort abgibt, wo sie hingehören: Hinter verschlossenen Türen. Für die Journalisten ist es hingegen lähmend und schwer zu verwerten.
Bei Christoph Daum, so hat man das Gefühl, ist es indes umgekehrt. Seine Auftritte wirken zwar genau so kalkuliert, jedoch zielen sie auf den gegenteiligen Effekt ab: Er will stets überraschen, für Verblüffung sorgen. Natürlich profiliert er sich dadurch, dass er stets so emsig bemüht ist, etwas unerwartetes und außergwöhnliches zu bringen. Auch das bringt mit zunehmender Dauer eine gewisse Eintönigkeit mit sich.
Und genau dieser Unterschied zwischen ihm und den in der Öffentlichkeit unspektakulär auftretenden Trainern, wie Magath, Schaaf oder eben Doll, birgt seinen Ruf als Selbstdarsteller.
Mittlerweile weht Daum außerhalb Kölns, wo er weiterhin als unantastbar gilt, öffentlicher Wind ins Gesicht, wozu natürlich auch die Äußerungen von Uli Hoeneß am Sonnatg im DSF-Doppelpass beitrugen (Zitat: "Daum ist ein Selbstdarsteller mit außergewöhnlichem Hang zun Größenwahn"). Die sportliche Misere das FC kommt hinzu.
Durch das Sportschau-Interview dürfte diese erste leichte Briese nicht abgeschwächt worden sein.
Naja, eine gewisse Süffisanz konnte man dem guten Delling schon unterstellen. Zumal es nicht unbedingt zum Spiel gehörte, Daum gleich zu Beginn des Interviewsmit dem Hoeneß-Zitat zu konfrontieren.Dennoch: Daum (der auch in Köln nicht unumstritten ist) war sehr dünnhäutig. Da kann (und muss) ich mehr Souveränität erwarten.Magath allerdings als positives Beispiel zu erwähnen, finde ich gewagt .
Magath habe ich auch nicht aus persönlicher Sympathier erwähnt, sondern einfach wegen seiner betont unspektakulären Art. Dein verlinkter Ausraster bildet da ja doch eher die Ausnahme…Vielleicht ist er gerade deswegen so ein gutes Beispiel, weil er häufig bestimmt gerne anders wollte, als er kann. Klar gibt es in Köln auch kritische Stimmen gegen Daum, aber der Tenor ist doch absolut positiv. Vor allem der Express hält sich mit Kritik an Daum ja sehr zurück.Bei Delling hatte ich ähnlich wie im „Spiegel“-Interview eher das Gefühl, dass er Daum die Chance zu einem souveränen Konter geben wollte. Sonst hätte er wohl die beachtliche Leistung des FC nicht vorangestellt…
Subtext:Daum verliert seine Souveränität….Gute AuffassungsgabeFrohes Fest & guten Rutsch 2007…………..Big Brother is watching you
@ stefanSicherlich ist der Zeitpunkt der Fragestellung von Bedeutung, aber nur unter tempoären Gesichtspunkten.:-) Wo ist das Phrasenschwein?Süffisanz in der Aussage = bedingt…NeinJeder der Fußball spielt, weiß welche Emotionen entstehen. Doch Delling ist kein Fußballfachmann, sondern ein Medienfachmann mit Bezug zum Sport. Aus diesem besonderen Grund ist die „angebliche“ Süffisanz in keinerlei Hinsicht gegeben. Die Kontersituation war da.Seit Sonntag morgen, konnte sich Daum auf die Beantwortung der Frage vorbereiten. Denn er wußte das Sie durch Medien gestellt wird….Magath positives Beispiel….. Halte ich auch für sehr gewagt…..Denn Magath kommt mit immensen Druck nicht sehr gut zurecht. So erkannte ich bei einigen Interviews bereits sein Händezittern, als er mit schwierigen Fragen(einer Niederlage) konfrontiert wurde.Fest steht aber auch, daß Magath ein postives Beispiel ist, weil er trotz seiner Verunsicherung eine ruhige höfliche,direkte, wenn auch verunsichererte Aussage trifft.Frohes Fest!