Es ist so leicht, diesen Fehler zu machen, denn rein ontologisch liegt man nicht nur dicht dran, sondern „spot on“. Das eigentlich aus dem Französischen bekannte „guérilla“ kommt nämlich ursprünglich aus Spanien, wo man so gerne mit dem „r“ rollt, dass man großzügig mit ihnen haushaltet und es „guerrilla“ geschrieben hat. Das wiederum leitet sich von „guerra“ ab, was soviel wie „Krieg“ bedeutet und daher semantisch nicht allzu viele Wege gehen musste.
Der Sprachenübergang passierte im spanischen Unabhängigkeitskrieg um 1807/1814 herum, denn als die Franzosen unter Napoléon spanische Aufständische erschossen, reichte es denen und sie schlossen sich zu vielen kleinen Gruppen zusammen, die mit viel Wut gegen die organisierten französischen Truppen vorgingen. Unübersichtlich im ganzen Land verteilt, machten sie es den Franzosen schwer und verdienten sich darauf hin den Namen „guérilla“.
Heutzutage kann man Guerillas gleich zwei Mal verstehen.
Einerseits ist der Guerilla-Stil eine effektive militärische Waffe, bei der die kaum als Soldaten aus zu machende, kleine Kampftruppe stoßartig attackiert und vor allem psychologisch wirkt, da sie die Gegner nicht besiegen, dafür erschöpfen und einschüchtern will.
Andererseits ist der Guerillakampf auch heute noch ein Mittel des Volkes, ein – wie man im Italienischen gerne synonym sagt – Partisanenkampf, der sich gegen ein ungerechtes Regime richtet und die gesammelten Ängste, Frustrationen und Nöte der Bevölkerung in Gemeinsamkeit gegen die unbarmherzige Regierung vorträgt, um zusammen eine bessere Alternative zu schaffen.
So Unrecht hat die Presse also nicht, wenn sie die jungen und alten Demonstranten als Guerillas beschreibt, wobei sie sich damit eher auf die Eskalation eben dieser Guerilla-Aktionen konzentriert und weniger auf die idealistischen Hintergründe.