Was waren das noch für Zeiten, als man mit Plattenspieler und Doppelcassettendeck seine eigenen Tapes zusammengestellt hat. Schon damals war es übrigens mein großer Traum, daraus eine ganze Sendung mit Moderation und allem drum und dran zu machen.
Heute ginge das, nennt sich dann Podcasting. Jeder kann sich seinen Podcast erstellen und seine Sendungen per Internet verbreiten. Die Software Loudblog von Gerrit van Aaken beispielsweise ist dafür prädestiniert, aber auch Weblogs wie WordPress können das umsetzen.
Abonniert werden die Podcasts mit einer spezialisierten Software, beispielsweise iTunes. Hier findet man innerhalb des „iTunes Music Store“ zugleich ein umfangreiches Verzeichnis der Podcasts, kann natürlich seinen eigenen anmelden usw. usf.
Danach hat man dann immer die neusten Folgen seiner Lieblingspodcasts automatisch auf dem Computer oder dem iPod. Praktisch.
Nur mit der Musik in Podcasts ist das so eine Sache. Schließlich ist ein Podcast ja eine „öffentliche Aufführung“ und das geht nicht ohne Geld. GEMA heißt der Verein, der für die Künstler und Musiklabels ihr Geld eintreibt. Was man im Radio oder auf den Musiksendern zu hören bekommt, ist in der Regel GEMA-pflichtig.
Allerdings ist die GEMA ein Verein, der bislang in ähnlichem Maße wie die GEZ oder auch die Musikindustrie in der Gegenwart angekommen ist: kaum bis gar nicht. Bislang war die GEMA nicht darauf eingestellt, dass Privatleute etwas veröffentlichen können, das wiederum (rein technisch gesehen) jeden Menschen mit Internetanschluss auf der Welt erreichen kann. Solche Überraschungen werden demnächst auch noch andere Vereine und Verbände erleben: Mal sehen, wann der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger oder der Deutsche Journalisten Verband auf die Blogger aufmerksam wird…
Jetzt jedenfalls hat die GEMA erste vorsichtige Gehversuche unternommen: Es gibt eigene Lizenzen für private Podcasts. Wer ein GEMA-pflichtiges Musikstück als Intro oder Outro seines Podcasts nutzen will, bezahlt beispielsweise 5,- Euro im Monat. Und wer auch innerhalb der Sendung Musik spielen will, muss mindestens 10,- Euro auf den virtuellen Tisch legen. Das ist recht günstig, wie ich finde. Hier kann man eine Lizenz kaufen.
Die Liste der Bedingungen ist allerdings lang, ich will sie hier gar nicht alle aufzählen. Unter anderem darf die Musik maximal zur Hälfte gespielt werden, es muss in die Lieder reinmoderiert werden und man darf auch keine Sprungmarken zur Musik setzen, Titel oder Interpret im Titel des Podcasts nennen usw. Die GEMA will mit diesen Regeln offenbar verhindern, dass Podcasts als nächste Möglichkeit zur illegalen Weiterverbreitung von lizenzpflichtiger Musik genutzt werden. Ohne diese Bedingungen wäre es für Software ein Leichtes, die Musik aus den Podcasts herauszuschneiden.
Weitere Fragen und Antworten finden sich hier.
Einerseits schick, dass es diese Möglichkeit gibt und sie (derzeit) zu überschaubaren Kosten angeboten wird. Andererseits ätzend, dass es an so strenge und unhandliche Bedingungen geknüpft ist. Aber wie ein Kommentator im Blog Wasserstandsmeldung schrieb: „Wer allerdings unbedingt als Trailer TokioHotel benötigt… mein Mitleid ist nicht besonders ausgeprägt…“
Übrigens: Lizenzfreie Musik gibt es beispielsweise im Podsafe Music Network.
Siehe zum Thema auch:
Golem.de: GEMA: Knallharte Regeln für Podcaster
die gema und die vermarktende musikindustrie geben sich da nicht viel – restriktive regeln, abzockermentalität und gezieltes vorgehen gegen die eigenen kunden. wen wunderts wenn der kunde sich das irgendwann nicht mehr gefallen lässt?
Wenn die Preise human bleiben, könnte dies eine gute Lösung für alle Beteiligten sein. Allerdings dürfte es bei der aktuell herrschenden und stetig wachsenden Masse von Podcasts sehr schwer sein dies zu kontrollieren. Wobei das Internet – das Medium der Zukunft – auch schon etliche Gesangskarrieren herrvorgerufen hat. Podcasts tragen gerade zur Bekanntmachung von kleineren Bands bei.
Podcasts finde ich gut, solange die nicht kommerziell ausgenutzt werden. Für neue und kleine Bands sind Podcasts ideal und auch empfehlenswert.
Mit dem Schimpfwort „kommerziell“ kann ich gar nichts anfangen. Warum ist es in Deutschland so oft negativ, mit etwas Geld verdienen zu wollen? Was soll bitteschön „kommerziell ausgenutzt“ bedeuten? So’n Quatsch. Wenn eine Band einen Podcast macht und dann einen Haufen CDs verkauft, hat sie den Podcast dann „kommerziell ausgenutzt“? Oder wird er erst „kommerziell ausgenutzt“, wenn ein größeres Musiklabel dahintersteht? Diese Bigotterie begegnet einem ja auch andauernd.Na egal. Besser man wandert aus. In Deutschland ist so eine Meinung leider gesellschaftskonform. Kein Wunder, dass kaum einer mal den Arsch hochkriegt und was macht, denn ansonsten könnte er ja irgendwas „kommerziell ausnutzen“. Uh, wie schlimm…
Ich finde dass die Gema hier, mal wieder, die Kreativität und den Fortschritt bremst. Die Bundesregierung soll doch froh sein, dass es Blogger und Podcaster gibt. Schliesslich trägt das zur Bildung, weil Meinungsmache, bei. Aber stattdessen macht die Gema wieder alles kaputt und bremst die Kreativität.
Insbesondere im Rahmen der EU-Harmonisierung von gesetzen muss und wird die GEMA fallen. Die sind eine Dinosaurier!
GEMA hin oder her. Jeder muss von etwas Leben!