1 Ja, Panik: „Libertatia“
Ist das jetzt der klassische Blumfeld-Move? Wird jetzt aus einer manchmal enervierenden Indieband ein am klassischen Achtzigersound geschultes Pop-Projekt? Sind Ja, Panik schon 1000 Tränen tief? Ja. Und nein. Denn der Unterschied zwischen den Bands ist: Blumfeld wussten, was sie taten, sie hatten ein tiefes Verständnis für die Prefab Sprouts dieser Welt. Ja, Panik hingegen mag die Kunst des Zitats beherrschen, bleiben aber immer auf der Oberfläche. Auch was die Texte angeht, die kreuzblöde Feuilletonisten sicherlich zu Jubelarien hinreißen wird; man wir die Umdeutung von ACAB zu All Cats Are Beautiful sicherlich als dekonstruktiven Akt feiern. Jetzt schon ein Anwärter für die Schrott Ten 2014.
2 Dum Dum Girls: „Too True“
Eigentlich sind die Dum Dum Girls – um die Achtziger-Legende ABC zu zitieren – so hip it hurts. Aber andererseits sind das vier junge hübsche Mädchen, die einen erfrischend naiven Zugang zu New-Wave-Klassikern haben. Die sich unbekümmert davon, dass das alles schon Mal da war, durch ein Repertoire spielen, dass sich anhört wie eine Kreuzung aus Siouxsie & The Banshees, Slowdive und allen anderen. Musik, die sich anhört, als wäre sie für eine misslungene Bret-Easton-Ellis-Verfilmung geschrieben. Schrott, aber irgendwie doch geil.
3 David Crosby: „Croz“
Eilig hat David Crosby es nicht mehr in seinem Leben, das immerhin schon 72 Jahre lang dauert. Und weil er nebenbei auch noch mit den alten Kollegen Stills, Nash (und manchmal Young) musiziert, hat es auch mehr als 20 Jahre gedauert, bis er wieder einmal ein Soloalbum fertiggestellt hatte. Und so klingen die Songs denn auch: zeitlos. Schwebender Westcoast-Sound, aufgenommen im Studio seines Sohns James Raymond, den er nach seiner Geburt 1962 zur Adoption freigegeben hatte. Ein versöhnliches Album!
4 Bob Woodruff: „The Year we tried to kill the Pain“
Auf jeden Fall ein ganz heißer Anwärter auf das scheußlichste Album-Cover des Jahres! Aber davon sollten diejenigen nicht abschrecken lassen, die auf den Westcoast-Sound der Siebziger stehen. Der ist zurzeit wieder sehr angesagt (Israel Nash Gripka, Jonathan Wilson), aber kaum jemand klingt so authentisch wie Bob Woodruff, der 1961 geborene Sänger und Gitarrist, der erstaunliche 16 Jahre zwischen seinem zweiten und dem neuen, dritten Album verstreichen ließ. In der Zwischenzeit scheint er viel Byrds gehört zu haben. Voll retro, aber schön.
5 Broken Bells: „After the Disco”
In der Indie-Disco war schon ihr erstes gemeinsames Album 2010 ein Hit, mit ihrer neuen CD wollen die Broken Bells auch den Mainstream-Dancefloor erobern. Und warum auch nicht, schließlich hat sich Brian Burton alias Danger Mouse, das musikalische Mastermind der Band, schon mit Projekten wie Gnarls Barkley („Crazy“) Charts-Meriten erworben. Und mit James Mercer von den Shins hat er einen Sänger an seiner Seite, dessen glockenheller Gesang bestens zu den an Jan Hammer („Miami Vice“) und David Bowie (Späte-Siebziger-frühe-Achtziger-Phase) geschulten Tracks passt. Nach der Disco ist vor der Disco!