«Gut gemeint» ist der Gegensatz zu «gut gemacht» – das gilt auch für manches Fundstück im Netz. So fordert dort ein sächsischer Politiker, der PDS-Fraktionsvorsitzende Prof. Dr. Peter Porsch, die Landesregierung auf, «Richtlinien zu einem verständlichen Gebrauch der deutschen Sprache» zu erlassen. Die schriftliche Begründung seines Antrags klingt wie eine Illustration dessen, was im Argen liegt. Im politischen Raum, dort, wo der «uneigentliche Sprachgebrauch» längst seine Hochburg hat, spricht sozusagen das Problem selbst zu uns. Ausgerechnet der Verein für deutsche Sprache e.V. präsentiert das vergurkte Fundstück an prominenter Stelle auf seiner Homepage. Als Schreiber trete ich unter diesen Umständen lieber schnell mit beiden Füßen auf die Sarkasmusbremse.
Schon im Einleitungssatz beäugen wir fachkundig einen erstaunlichen Abgrund zwischen dem Hilfsverb «hat» und dem dazugehörigen «teilgenommen»: «Der PDS-Fraktionsvorsitzende im Sächsischen Landtag, Prof. Dr. Peter Porsch, hat am Wochenende an der Tagung "Sprache und Gesellschaft", gemeinsam veranstaltet von der Evangelischen Akademie Mülheim an der Ruhr und dem Verein Deutsche Sprache, teilgenommen». Sei's drum – so etwas liegt noch im Rahmen des Üblichen – besonders in der Politik.
Dann aber zieht der Herr Professor vom Leder: «Ohne in eifernden Sprachpurismus zu verfallen, muss festgestellt werden, dass sich die heute zu beobachtende Überflutung der deutschen Sprache im Alltag und in den Fachsprachen und Fachjargonismen mit wirklichen und auch mit erfundenen Anglizismen bzw. Amerikanismen nicht nur zu einem sprachpflegerischen, sondern mehr und mehr auch zu einem sozialen Problem auswächst. Große Teile der Bevölkerung – und nicht nur die Älteren – sind vom Verstehen des neuen Kauderwelsch ausgeschlossen und damit auch von der Nutzung und Aneignung vieler geistiger und materieller Ressourcen.»
Eins war mir auf Anhieb klar: Niemand, der ein Wort wie «Sprachpurismus» verwendet, will «in Sprachpurismus verfallen». Bestimmt nicht! Ein weiteres Abschwächen dieses Verdachts durch nachgeschobene «Fachjargonismen» hätte ‚schon gar nicht mehr nötig getan' – wie wir in Bremen sagen. Darüber streut er großzügig die Petersilie substantivierter Verben – «Nutzung» oder «Aneignung». Bekanntlich sind dies die starrsten Salzsäulen in der deutschen Sprachwüste.
Warum also bringt der Mann sein ledernes, hochschulgestähltes Bürokratendeutsch nicht in eine lesbare Form, die dem Thema seines Engagements für eine verständlichere Sprache angemessen gewesen wäre? Auch wenn er zu uns nur als ein Laienbruder über die Rettung der Sprache predigt.
Wie das gehen soll? Nun – ganz einfach. Vielleicht so: «Ich will hier gar nicht für die Reinheit der deutschen Sprache eifern. Jeder von uns – wenn er nicht taub ist – hört inzwischen, wie das Deutsche von englischen und amerikanischen Fachausdrücken überflutet wird. Auf allen Ebenen. Diese Überfrachtung ist zu einem großen sozialen Problem geworden, weite Teile der Bevölkerung verstehen das Kauderwelsch schlicht nicht mehr. Und es sind keineswegs nur ältere Menschen, die wir durch diese Unsitte vom Wissenserwerb und von Lebenschancen ausschließen».
So etwas aber wäre dann fast schon Sprachpurismus, Herr Professor! …