Lose und feste Zahnspangen mit Draht sind bereits vielen Menschen ein Begriff. Doch eine durchsichtige Zahnspange, auch als Aligner oder Zahnschiene bekannt, scheint bisher nicht ganz so geläufig zu sein. Was sich noch ändern kann, da sich Aligner ebenfalls für einige Zahnkorrekturen im kleineren bis mittleren Umfang anbieten. Zudem sind sie vergleichsweise unsichtbar und lassen sich herausnehmen.
Wer kann unter den passenden Umständen vom Aligner profitieren?
Vor dem Korrigieren einer Zahnfehlstellung mithilfe einer durchsichtigen Zahnspange ist es von Relevanz, den Schweregrad der Erstgenannten feststellen zu lassen. Aligner bieten sich für die Behandlung von solchen Fehlstellungen ein, die sich in die kieferorthopädischen Indikationsgruppen 1 und 2 kategorisieren lassen. Manchmal ist auch eine Behandlung im Rahmen der KIG 3 möglich. Davon abgesehen müssen alle Milchzähne bereits durch bleibende ersetzt worden sein.
Letztere müssen zudem sehr weitgehend bis komplett zum Stillstand gekommen sein. Folglich ist ein Aligner primär für Erwachsene ein potenziell geeignetes Mittel für eine Zahnkorrektur. Dennoch gilt es vor dem Vertragsabschluss und dem Einstieg in die Behandlung mit der durchsichtigen Zahnspange unbedingt ein Vorgespräch und eine Voruntersuchung wahrzunehmen. Immerhin gilt es, einen Eindruck von den individuellen Möglichkeiten und dem Rahmen der bei der Behandlung anfallenden Aligner Kosten zu gewinnen. Und diese können jeweils nur von einem kompetenten Zahnmediziner eingeschätzt werden, der über die dafür notwendigen Fachkenntnisse verfügt.
Wie gestaltet sich der Ablauf der Zahnschienen-Anwendung?
Um eine Zahnkorrektur durch eine Aligner-Therapie vornehmen zu lassen, müssen verschiedene Behandlungsschritte erfolgen.
- Am Anfang stehen das bereits benannte Vorgespräch und eine Untersuchung des Gebisses.
- Sollte der Aligner als Behandlungsoption infrage kommen, wird ein Abdruck vom Gebiss, alternativ ein Scan angefertigt. Die individuell gewählte Variante bildet anschließend die Basis für die Zahnschienen. Diese werden mithilfe eines speziell dafür konstruierten Computerprogramms und dem 3D-Druck individuell angefertigt.
- Wesentlich beim Druck und beim Tragen der Schienen: Pro Behandlungsstufe kommt eine Schiene zum Einsatz, die zehn bis 14 Tage genutzt wird. Nach Ablauf dieser Zeit wird der Behandlungsfortschritt bei einem Kontrolltermin in der Praxis überprüft. Alternativ kann oftmals auch ein Kontrollfoto aufgenommen und in der mit der Aligner-Behandlung verknüpften App hochgeladen werden. Es empfiehlt sich jedoch, zumindest zuweilen einen Vor-Ort-Termin wahrzunehmen, da die persönliche Untersuchung durch den Zahnarzt einen umfangreicheren Eindruck ermöglicht.
- Sofern die Behandlung wie gewünscht verläuft, kann die nächste Schiene angefertigt und verschickt oder übergeben und getragen werden. Ansonsten korrigiert der Zahnarzt den Behandlungsplan und -verlauf und passt die zukünftigen Schienen ebenfalls an. Der Vorteil dabei: Alle zukünftigen Therapie-Etappen sind schon im Vorfeld erkenn- und anpassbar.
- Wenn alle Schienen (durchschnittlich 10 bis 50, je nach Behandlungsaufwand) ausreichend lange und gründlich genug getragen wurden, findet eine Abschlussuntersuchung statt. In ihrem Zug wird ein Retainer hinter der behandelten Zahnreihe angebracht. Er gewährleistet das langfristige Verbleiben der Zähne an ihren neuen Positionen.
Was gilt es in puncto Tragzeit und Kostenübernahme durch Krankenkassen zu beachten?
Soll die Zahnschienen-Therapie erfolgreich verlaufen, muss die Zahnspange mindestens 22 Stunden, idealerweise noch länger eingesetzt werden – und das pro Tag! Ausnahmen macht man am besten nur während der Mahlzeiten und des Sporttrainings. Das ist deshalb relevant, weil der Aligner keinesfalls mit einer Gebissschutz-Schiene verwechselt werden darf. Im Umkehrschluss ermöglicht es seine spezielle Konstruktion in der Regel, normal zu sprechen und zu schlucken. Und auch die Zahnpflege ist normalerweise reibungslos möglich, weil man ihn herausnehmen kann.
Ein Komfort, für den man allerdings einen gewissen Preis einplanen sollte: Die gesetzlichen Krankenkassen verbuchen eine Zahnschienen-Therapie mehrheitlich als ästhetische Korrektur. Und da ästhetisch-kosmetische Korrekturen in der Regel nicht ihrem Leistungsangebot entsprechen, müssen die Kosten sozusagen immer selbst getragen werden.
Was allerdings generell für fast alle kieferorthopädischen Behandlungen von Erwachsenen, die nicht durch einen Unfall oder ähnliches ausgelöst werden, gilt. Private Krankenkassen und Zahnzusatzversicherungen handhaben dies zuweilen anderes, doch auch hier muss oft ein Nachweis über die medizinische Notwendigkeit erbracht und vorab eine Kostenkalkulation vorgelegt werden. Es lohnt sich also, sich vor dem Therapiebeginn ganz genau über die für einen individuell geltenden Maßstäbe zu informieren. Wer aber davon ausgeht, die Kosten selbst zu tragen, ist in dieser Hinsicht schon einmal auf der tendenziell sicheren Seite.
Bildnachweis: Pixabay, 3498849, geralt