Schmerzkranke dürfen für den Eigenbedarf Cannabis anbauen – natürlich nur zu therapeutischen Zwecken. Das hat kürzlich das Verwaltungsgericht Köln entschieden. Die Droge kann tatsächlich bei bestimmten Krankheiten helfen und wird aus vielerlei Gründen in der Medizin eingesetzt.
Der medizinische Einsatz von Cannabis polarisiert
Chronisch Kranke dürfen in Ausnahmefällen künftig zur Schmerzlinderung Cannabis zu Hause anbauen. Zwar kann man auch sogenannte Medizinal-Cannabisblüten in der Apotheke kaufen, doch das ist für viele Betroffene auf Dauer zu teuer. Der Einsatz von Cannabis in der Medizin polarisiert, immerhin sind dessen Anbau und Konsum in vielen Ländern illegal, auch in Deutschland. Dennoch wird der Pflanze eine ganze Reihe von nützlichen Wirkungen zugesprochen, die sie aus medizinischer Sicht interessant machen:
- Sie lindert schmerzen,
- regt den Appetit an,
- wirkt Übelkeit und Brechreiz entgegen,
- löst Krämpfe und
- verbessert die Stimmung.
Dafür verantwortlich sind unter anderem die enthaltenen Wirkstoffe Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD).
Hilfe bei Krebs, Aids und Multipler Sklerose
Die appetitanregende Wirkung kombiniert mit einer Verminderung des Brechreizes kann insbesondere für Krebspatienten hilfreich sein, die unter einer strapazierenden Chemotherapie abmagern. Auch Aids-Patienten können von dieser Wirkung profitieren, da die Immunschwächekrankheit häufig mit starkem Gewichtsverlust einhergeht.
Weil Cannabis auch Spastiken (Krämpfe) reduziert, wird es außerdem bei Multipler Sklerose eingesetzt. Die Wirkungsstoffe können die Bewegungsfreiheit der Patienten wieder verbessern. Die Behandlung ist rein symptomatisch, das Fortschreiten der Krankheit kann höchstens verlangsamt werden.
Linderung bei Tourette-Syndrom, Glaukom und Asthma
Menschen mit dem Tourette-Syndrom berichten, dass der Konsum von Cannabis zu einer Abnahme der störenden Tics geführt habe. Bei Glaukom (Grüner Star) können die Inhaltsstoffe der Pflanze helfen, indem sie den Augeninnendruck senken, der bei dieser Erkrankung nach und nach den Sehnerv zerstört. Weil Cannabis nicht zuletzt die Bronchien weitet, ist es auch für Asthma-Patienten nützlich – jedoch nicht als Joint, der geraucht wird, sondern in Form von Cannabis-Kapseln.
Niedriger Forschungsstand
Forscher beklagen, dass bisher Langzeituntersuchungen für die Wirkung von Cannabis fehlen. Die Datenlage für die meisten Anwendungen ist noch zu dünn. Insbesondere placebokontrollierte Versuche scheitern oft, weil man die Patienten schlecht täuschen kann: Man merkt schließlich, ob man nur ein Placebo oder eine Substanz konsumiert, die das Bewusstsein verändert. Cannabis ist eben immer noch eine Droge.
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