Das akademische Rahmenprogramm der documenta widmet sich im Jahr 2007 ganz dem Thema ‚Kunst und Sprache‘ – allen voran der Inhaber des Kasselaner Heim-Turfs, der Fachbereich Germanistik der dortigen Universität: «Die Analyse der Sprache ist hier auch Analyse der in ihr entworfenen Wirklichkeit».
Sehen wir einmal von der verknoteten Satzstellung, von den substantivierten Verben und der attributiven Überlastung aller bedeutungstragenden Elemente im Satz ab, dann beschreiben unsere Schriftkundigen das Problem im folgenden Text noch halbwegs verständlich: «Nicht selten wird im Umfeld der sprachlichen Darstellung vor allem moderner Kunst Kritik laut, die den Autoren der Texte vorhält, sie würden eine Sprache sprechen und schreiben, die außerhalb eines kleinen Kreises von Experten nahezu unverständlich ist. In dem Maße, in dem solche Kritik zutrifft, ist die Vermittlung der Kunst in den öffentlichen Raum gestört».
Das vorgeschlagene Gegenmittel allerdings ist zu schwach: «Auf der Grundlage dieser Überlegungen verfolgt das Projekt zunächst das Ziel einer Analyse der semantischen Felder (Konzepte) und Formen der Argumentation zentraler Texte des Kommunikationsraums documenta 12, um die expliziten und impliziten Aussagen, auch das nur Angedeutete und indirekt Mitgemeinte im documenta-Diskurs aufzuzeigen».
Ich schlage zur Verstärkung der öffentlichen Wirkung daher die folgende Präzisierung vor: «Auf der expliziten Basis kognitiver Verifikationsstrukturen viabilisiert und erschließt das Projekt einen kontingenten Analyseraum, auf dessen semantischen Feldern (Konzepte) argumentative Realisationen expertokratischer Sprechakte im Feldforschungsbereich des Kommunikationsraums documenta 12 einer Dekonstruktion zugeführt werden können, die auch alle expliziten und impliziten Performanzen registriert und inkludiert, und damit auch chthonische und hermetische Bedeutungsebenen des documenta-Diskurses dekodiert».
Denn, liebe Germanisten, als Berufsgruppe, die ihr täglichen Umgang mit höchster Sprachkunst pflegt, solltet ihr doch wissen, dass sich nur durch derartige sprachliche Höchstleistungen die Menschenferne der modernen Kunst erfolgreich mindern lässt, dass ihr nur so die Mauer zwischen der Sprache der Experten und der Sprache der Menschen schleift …