Der Geheimcode ist entstanden, weil es Arbeitgebern gesetzlich verboten ist, schlecht über den Arbeitnehmer zu urteilen. Das Arbeitszeugnis muss „wohlwollend“ sein.
Die Konsequenz war, Kritik im „semantischen Untergrund“ des Textes zu verbergen. Damit diese für Personaler verständlich angebracht werden konnte, mussten sich gewisse Konventionen etablieren. So entstanden Formulierungstechniken, die auf ein Arbeitszeugnis angewandt etwas Bestimmtes zu bedeuten hatten.
Umgangssprachlich nennt man diese Formulierungen – ein Genusswort für alle Verschwörungstheoretiker – Geheimcodes. Manche Formulierungen sind, kennt man einmal ihren Aussagegehalt, im Nachhinein betrachtet tatsächlich so hanebüchen, dass man sich als Unwissender voll und ganz hintergangen fühlen könnte. Formulierungen, die etwas anderes als das Offenkundige aussagen, sind eigentlich verboten. Aber das heißt nicht, dass sie nicht Verwendung finden.
Denn dem Unwissenden – und das ist die Crux von Geheimcodes und Konventionen, die zum Glück der Arbeitnehmer auch nicht jeder Arbeitgeber kennt – flüstern sie einem auch nichts Böses. Wie sollten Sie es also merken, wenn chiffrierte Informationen in Ihrem Zeugnis versteckt sind?
Wer den Code nicht insgesamt kennt, kann schnell auch etwas überinterpretieren. Denn man muss jede Formulierung im Kontext des gesamten Textes lesen. Ein Text, der völlig frei von unten stehenden Techniken zu sein scheint, ist also vielleicht tatsächlich so unschuldig und wohlwollend, wie er sich gibt.
Arbeitszeugnis: Phrasen und deren Bedeutung
positive Steigerung
Negation
Leerstellen
Ausweichen
Passivformulierungen
abschwächende Verben
Widersprüche
Tipps und Hinweise
- Manche Codes haben es wirklich in sich: Er stand voll hinter der Firma: Er war alkoholsüchtig.
- Er zeigte Einfühlungsvermögen für die Belange seiner Kollegen: Er suchte sexuelle Kontakte. Umfassendes Einfühlungsvermögen chiffriert die Suche nach homosexuellen Kontakten.
Mann-o-Mann hoffentlich wissen das auch die die Beurteilungen schreiben. Gerade in kleineren Unternehmen muss ich das oft in Frage stellen. Da wird manchmal geschrieben ohne sich dessen bewusst zu sein was man damit eigentlich zu Ausdruck bringt. Ich hoffe dass ganz, ganz viele den Artikel lesen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Geheimcodes sind immer ein Problem. Es gibt keine allgemein gültigen Regeln, und in der Schweiz ist es wahrscheinlich noch etwa anders als in Deutschland…Lieber einen Freunden im Personalwesen danach fragen…
Lieber Vincent, meine Erfahrung zeigt mir etwas ganz Anderes…