Altersdiskriminierung: Fast jeder Zweite ist betroffen

Über alle Altersgrenzen hinweg fühlen sich Menschen in Deutschland wegen ihres Alters diskriminiert – aus verschiedensten Gründen. Besonders häufig geschieht das im Berufsleben.

Altersgrenze für Notare, aber nicht für Regierungschefs

In Deutschland darf man mit 70 Jahren nicht mehr als Notarin oder Notar arbeiten, aber für das Bundeskanzleramt gibt es keine Altersgrenze – auf diesen Missstand hat gerade die unabhängige Bundesbeauftragte für Altersdiskriminierung, Ferda Ataman, in einem aktuellen Zeitungsartikel hingewiesen.

Zudem weist die Beauftragte darauf hin, dass das Thema von den bisherigen Bundesregierungen dauerhaft vernachlässigt wurde. Deshalb will sie jetzt der neuen Regierungskoalition konkrete Vorschläge unterbreiten, wie der Schutz vor Diskriminierung wegen des Alters verbessert werden kann.

Gerade Jüngere fühlen sich diskriminiert

Wie groß das Problem ist, zeigt eine unlängst erschienene Umfrage des Meinungsforschungsinstituts GMS, die von der Antidiskriminierungsstelle Erfahrungen und Ungleichbehandlungen sensibler sind als ältere. Auftrag gegeben wurde. Laut den Umfragezahlen sind deutschlandweit 45 Prozent der Befragten schon einmal wegen ihres Alters diskriminiert worden, das ist fast jede oder jeder zweite.

Dabei scheinen die 16- bis 24-jährigen besonders betroffen zu sein. In dieser Altersgruppe geben sogar 52 Prozent an , dass sie bereits negative Erfahrungen in Bezug auf ihr Alter gemacht haben. Zum Vergleich: Bei den über 65-Jährigen sind es lediglich 35 Prozent. Ein Grund für diese Entwicklung könnte darin liegen, dass jüngere Menschen in Bezug auf gesellschaftliche Erfahrungen und Ungleichbehandlungen sensibler reagieren als ältere.

Das Arbeitsumfeld als Diskriminierungsschwerpunkt

Häufig zeichnet sich Altersdiskriminierung dadurch aus, dass den betroffenen Personen unterstellt wird, das sie bestimmte Fähigkeiten noch nicht oder nicht mehr beherrschen. Das scheint besonders oft am Arbeitsplatz zu passen. So geben 39 Prozent der Befragten an, dass die schon einmal im Berufsleben Altersdiskriminierung erfahren haben. 27 Prozent fühlten sich in Geschäften und bei in Anspruch genommenen Dienstleistungen diskriminiert, und 22 Prozent beim Agieren auf dem Wohnungsmarkt.

Dabei weist eine frühere Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes aus dem Jahr 2023 drauf hin, das gerade ältere Menschen im Job häufig Benachteiligungen bei Beförderungen, Fortbildungen und Bewerbungsverfahren erleben. Diese Erfahrungen führen nicht nur zu finanziellen Einbußen, sondern wirken sich auch negativ aufs Selbstwertgefühl und die psychische Gesundheit der Betroffenen aus.

Häufig berichten sie über das Gefühl, im Berufsleben nicht mehr gebraucht zu werden, was zu sozialer Isolation und Depressivität führen kann. Auch die Motivation, sich einzubringen, sinkt deutlich, wenn Kompetenzen nicht anerkannt werden. Altersdiskriminierung führt zudem dazu, dass Unternehmen wertvolles Wissen und Erfahrungspotenzial verlieren, da betroffene Beschäftigte früher in den Ruhestand gehen.

Bildnachweis: Pixabay, 1385100, GTorres

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