Mit einer Mischung aus klassischen Adventure-Elementen, knackigen Logikpuzzles und einer komplexen Story schlich sich das exzentrisch betitelte „999“ 2010 in die Herzen vieler Nintendo DS-Besitzer.
Was eigentlich passiert ist, daran erinnert sich der Student „Junpei“ nicht so genau, als er mit dröhnenden Kopfschmerzen in einer Schiffskabine erwacht. Ein Maskierter hatte ihn in seiner Wohnung überfallen und dann wurde alles schwarz. Doch Junpei hat keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn die Kabine beginnt sich mit Wasser zu füllen und die Tür ist verschlossen…
Der tödlichen Falle entkommen flieht Junpei auf ein höher gelegenes Deck und trifft dort auf acht andere Personen. Schnell wird klar, dass sie alle von einem Maskierten entführt worden sind. Schließlich ertönt eine Lautsprecherdurchsage: Eine Person namens „Zero“ gibt sich als ihr Entführer zu erkennen. Zero erklärt, dass alle Anwesenden Teilnehmer des „Nonary-Spiels“ sind (Nonary bezeichnet ein Zahlensystem auf der Basis der Zahl Neun). Die neun Anwesenden haben neun Stunden Zeit, um aus dem sinkenden Schiff zu entkommen. Da alle denkbaren Fluchtwege mit Stahlplatten verschweißt sind, bleiben ihnen nur die neun durchnummerierten Türen, die über das ganze Schiff verteilt sind. Zero verspricht, dass hinter der Tür mit der Nummer 9 der Ausgang liegt. Jeder der Teilnehmer trägt eine Armbanduhr mit einer Zahl von eins bis neun, welche nach einem strikten Regelsystem Zugriff auf die Türen erlauben.
Die Teilnehmer, die sich nicht an Zeros Regeln halten, werden ein böses Ende finden, denn die Armbanduhren können Sprengstoffkapseln zur Explosion bringen, welche Zero jedem der Neun eingeflößt hat. Doch möglicherweise geht die eigentliche Gefahr nicht von Zero sondern von den anderen Mitspielern aus. Die neun Schicksalsgefährten scheinen nämlich nur auf den ersten Blick völlig Fremde zu sein.
Was es mit dem Nonary-Spiel auf sich hat, wer Zero und die neun Teilnehmer eigentlich sind, das wird den Spieler rund 15 Spielstunden beschäftigen. Gewisse Ähnlichkeiten mit den „Saw“-Filmen sind nicht von der Hand zu weisen, doch 999 schafft es mit seiner wilden, comichaften Mischung aus Verschwörungstheorien und Science-Fiction den Spieler schnell in seinen Bann zu ziehen. Die Story ist ein riesiges Puzzle und nicht alle Antworten werden dem Spieler direkt vorgesetzt.
Fünf verschiedene mögliche Enden bietet das Spiel, davon ein paar ziemlich blutige Game Overs. Das „echte“ Ende des Spiels kann der Spieler jedoch erst spielen, wenn er das Spiel bereits ein Mal zuvor beendet hat und bestimmte Bedingungen erfüllt hat.
Das Gameplay in 999 teilt sich in zwei verschiedene Phasen ein: Im Story-Modus verfolgt der Spieler die Geschichte aus der Perspektive von Junpei und trifft gelegentlich Entscheidungen, die sich auf den weiteren Verlauf der Story auswirken. Sobald Junpei jedoch eine der neun Türen betritt, wechselt das Spiel in den Puzzle-Modus. Mit Hilfe des Touchscreens durchsucht der Spieler verschiedene Lokalitäten nach Gegenständen und Hinweisen zur Lösung der zahlreichen Puzzles, von denen 999 geradezu durchzogen ist.
Die Puzzle fallen fast alle in die Kategorien Logik-Puzzle und Zahlenrätsel à la Sudoku. Nicht wenige der Puzzles sind ziemlich harte Brocken, die den Spieler mit zweideutigen Erläuterungen auf eine falsche Fährte locken.
Die Story von 999 wird wie beschrieben überwiegend in animierten Textpassagen wiedergegeben und davon gibt es eine Menge. Wer nicht gern viel liest oder sich primär für die Puzzle interessiert, der sollte sich besser anderweitig umsehen. Würde man die Story in Buchform bringen, so hätte man einen richtigen Roman vor sich.
999 ist der erste einer auf drei Teile angelegten Reihe von Spielen mit einem durchgehenden Handlungsstrang. Obwohl das Spiel nie offiziell in Europa erschien, sind amerikanische Importversionen online sehr günstig erhältlich. Diese sind auch ohne Einschränkungen mit deutschen DS- oder 3DS-Geräten kompatibel. Eine Portierung von 999 erschien außerdem im März 2014 für mobile Geräte mit iOS-Betriebssystem. Diese Fassung beschränkt sich jedoch komplett auf die Story-Sequenzen. Die Puzzle sind nicht mit enthalten.
Der zweite Teil der Reihe „Zero Escape: Virtue’s Last Reward“ wurde 2012 für den Nintendo 3DS und die Sony PS Vita veröffentlicht. Der abschließende dritte Teil ist bisher noch nicht erschienen.
Fazit: Aufgrund des Alters des Spiels muss man bei der Grafik natürlich gewisse Abstriche machen, dies fällt wegen dem Schwerpunkt des Spiels jedoch kaum ins Gewicht. Wer ausgefallene Storys zu schätzen weiß, keine Probleme hat große Textmengen zu lesen und etwas für Puzzle übrig hat, kann unbesorgt zugreifen.
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