Vorsicht! Chronische Herbstkrankheit – Der Trainerwechsel

Vor allem in der unteren Region wird Anspruch mit Wirklichkeit verglichen. Hat der jeweilige verschnupfte Vorstand die Nase voll, wird der Trainer gewechselt, um einen Verbleib in der höchsten deutschen Spielklasse nicht zu gefährden. Die Hoffnung bleibt immer wieder die gleiche: Dem lahmenden Patienten muss durch neue Impulse wieder auf die Beine verholfen werden.

BISHERIGE SAISON 2006/2007:

Hannover 96: Bereits nach wenigen Spieltagen trennten sich die Wege von den Roten und Peter Neururer, dessen Halbwertszeit auf der Trainerbank kaum zwei Jahre übersteigt. Von internen Querelen und „Heckenschützen" war die Rede. Hauptnutznießer des Trainerwechsels ist Thomas Brdaric. Von Neururer auf die Tribüne verbannt, trifft er unter Neu-Trainer Dieter Hecking. Dieses Phänomen ist oft bei Trainerwechseln zu beobachten. Die Situation in Hannover hat sich nach dem Wechsel entspannt.

GEFÄHRDETE REGIONEN:

VfL Bochum: Nach der 0:6-Heimklatsche gegen Werder Bremen und als Tabellenletzter steht Marcel Koller mit dem Rücken zur Wand. Der Fahrstuhl-Club will nicht den direkten Wiederabstieg in Liga 2 erleben.

Hamburger SV: Obwohl Fans und Management hinter Thomas Doll stehen, wird die Luft für den Trainer etwas dünner. Nach der begeisternden letzten Saison liegen Anspruch und Wirklichkeit sehr weit auseinander. In der Bundesliga auf einem Abstiegsplatz und in der Champions League muss am Dienstag in Porto ein Sieg her, sonst ist international kaum noch etwas zu holen.

VfL Wolfsburg: Der Werksclub hat in den letzten Spielzeiten nichts mehr mit dem internationalen Geschäft zu tun. Ganz im Gegenteil. Klaus Augenthaler muss dringend Punkte gegen den Abstieg sammeln.

VORRÜBERGEHEND VERLASSENE REGION:

FC Schalke 04: Nach dem unspektakulären Sieg über den erfolglosen Hamburger SV, hat sich Mirko Slomka erst mal Ruhe verschafft. Kaum zu glauben, dass bei Tabellenplatz drei der Trainer so massiv in der Kritik steht.

Arminina Bielefeld: Dem Pokalaus in Pfullendorf und den ständigen Auswärtsniederlagen steht ein beeindruckender Sieg gegen Bayern München und gegen Abstiegskonkurrent Cottbus zu Buche. Der Punktgewinn in Nürnberg nimmt auch Thomas von Heesen (vorerst) aus der Schusslinie.

Welche Arznei hilft gegen diese Krankheit? Da strikte Bettruhe in diesem Fall die Leiden nicht lindern, hilft nur dauerhafter Erfolg. Einzelne Siege haben die Nebenwirkung, Ansätze schön zu reden, aber die elementaren Probleme zu übersehen.

Bestes Beispiel ist der FC Bayern München in dieser Saison. Nach gewohnt unspektakulären Auftritten der Bayern, die ausnahmsweise weniger erfolgreich waren, wurden erste Kritiken an Felix Magath laut. Nach einigen Siegen verstummten seine Kritiker sehr schnell.

Ein Verein bleibt anscheinend von jeglichen Anzeichen einer Trainerdiskussion verschont. Der FSV Mainz 05. Der lebhafte Motivationskünstler Jürgen Klopp, die charismatische Galionsfigur des Karnevalvereins, stand bisher noch nie zur Debatte. Der Erfolg gibt ihm und der Vereinsführung Recht. Dieses Trainer-Verschonungs-Modell funktioniert wohl nur hier. Das gallische Dorf hat den richtigen Zaubertrank gefunden. Die Zusammensetzung dieser Arznei besteht zu zwei Teilen aus Umgebung, zu einem Teil aus Trainer, ein Teil Management und einem Teil bedingungslos folgender Mannschaft. Ob dieses Erfolgsrezept auch außerhalb von Mainz funktioniert ist zweifelhaft.

Da es für die Unternehmen günstiger ist, die erfolglosen Trainer zu feuern, statt den Kader auszutauschen und die neu beschlossenen Gesundheitsreform der Bundesregierung auch beim Fußball nicht greift, kann man allen Trainern in dieser Situation nur raten:

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie Ihren Arbeitsvertrag und fragen Sie den Manager, der (kurz vor dem Abgrund) hinter Ihnen steht.

Eine Meinung

  1. Stefan (Weltsicht Südtribüne)

    Mehr dazu, was so ein Trainerwechselüberhaupt bringt (in aller Regel gar nichts, es sei denn man verpflichtet Hans Meyer) im Link.

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