Das EU-Parlament stimmt heute in erster Lesung darüber ab, ob zukünftig eine farbliche Kennzeichnung von Lebensmitteln verpflichtend wird.
Vor allem Verbraucherschutzorganisationen wie Foodwatch und Vertreter der Grünen fordern die Kennzeichnung von Fett, Zucker und Salz mit den Ampelfarben grün, gelb und rot. Der Tiefkühlkostanbieter Frosta hat seine vier umsatzstärksten Produkte bereits mit der Ampel ausgestattet, möchte daran aber nur festhalten, wenn andere Hersteller es ihm zukünftig gleichtun. Sonst befürchten Sie einen Wettbewerbsnachteil. Vertreter der Lebensmittelindustrie und die konservativen Parteien lehnen den Vorschlag ab.
Vorteile der Lebensmittelampel
Das Konzept stammt aus Großbritannien, wo es bereits 2004 eingeführt wurde. Britische Studien belegen, dass die Ampel von den Verbrauchern verstanden wurde und sich durch sie das Verhalten der Verbraucher und teilweise die Rezepturen der Hersteller verbessert haben. Eine von Foodwatch bei der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Auftrag gegebene Studie belegt nun, dass solche Verhaltensänderungen auch in Deutschland zu erwarten wären.
Allerdings kann auch die Lebensmittelindustrie mit guten Argumenten aufwarten: Es würden durch die Lebensmittelampel auch Nahrungsmittel mit roter Farbe gekennzeichnet werden, die bei verantwortungsbewusstem Verzehr nicht gesundheitsschädlich wären.
Marmelade zum Beispiel ist sehr süß, wird aber (im Normalfall) nicht gläserweise aufs Brot geschmiert. Deutlich relevanter dürfte dabei zudem sein, ob die Marmelade auf Weißbrot oder auf Vollkornbrot landet. Natürlich können auch die Gegner der Ampel auf Studien verweisen, die ihre Argumentation stützen. Der Wert all dieser Studien darf in solchen Fragen jedoch gerne mal in Frage gestellt werden, weil sich mit ihnen meist genau das Ergebnis beweisen lässt, das man erzielen möchte. Aber auch das Gegenteil.
Alternativen zur Foodwatch-Forderung
Was ist die Alternative zur Lebensmittelampel? Es gibt ja bereits ein System, das auf Lebensmitteln aufgebracht ist. Die Lebensmittelindustrie hat sich auf das sogenannte GDA-System (Guideline Daily Amount) verständigt. Es nennt die wichtigsten Nährwerte bezogen auf Portionsgrößen. Da diese nicht einheitlich vorgeschrieben sind, variieren sie natürlich von Produkt zu Produkt.
Mit etwas Wissen kann jeder Konsument die GDA-Angaben korrekt interpretieren und die für ihn richtigen Schlüsse ziehen. Das Problem ist, dass viele Konsumenten nicht über das nötige Wissen verfügen. Implizit räumen das die Befürworter der Ampel auch ein, wenn sie in der Reduzierung auf Farben die Lösung für falsches Verbraucherverhalten sehen.
Unabhängig vom Ausgang der Abstimmung im EU-Parlament ist wichtig, dass solche Diskussionen geführt werden, weil sie für das dringende Problem sensibilisieren. Der beste Weg ist aber auch klar: Die Konsumenten müssen kompetenter werden. Wer über das notwendige Basiswissen verfügt, wird in allen Bereichen der Ernährung selbstbewusst die für ihn richtigen Entscheidungen treffen können. Darin dieses Basiswissen zu vermitteln, sieht beispielsweise Vibono seine Hauptaufgabe.
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Schade, dass diese Kennzeichnung abgelehnt wurde. Gerade für Kinder wäre das eine erste offensichtliche Kennzeichnung gewesen und hätte ihnen vielleicht manchen Süßigkeiteneinkauf verleidet.
Ich finde es wirklich kaum zu glauben, dass eine derart gute Idee vom Parlament einfach abgelehnt wurde. Es ist doch kaum zu übersehen, dass hier mal wieder dem gefolgt wird, der am meisten zahlt. Da einige Firmen anscheinend etwas gegen die Transparenz auf den Lebensmitteln haben, wird das ganze Konzept also einfach nicht eingeführt.
Ich muss Thorsten hier zustimmen und vermute ebenfalls, dass da wieder geschickte Lobbyisten Ihre Hände im Spiel hatten. Wenn man einmal schaut, in welchen Räten und Vorständen unsere Politiker neben den Entscheidungsgremien sonst noch drin sitzen, kann einem echt bange werden. Ich hätte die Einführung einer Lebensmittelampel mehr als begrüßt und verstehe auch nicht die Bedenken der Lebensmittelindustrie. Denn eigentlich stellt die Ampel doch nur dass, was bereits auf allen Produkten vermerkt ist, anschaulich und verständlich dar. Wovor hat die Industrie also Angst? Etwa davor, dass die Ampel manche Verbraucher dazu bringen könnte, sich endlich einmal Gedanken über ihr Essverhalten zu machen?