The xx mit ‚Coexist‘: Alles beim Alten

Man kann es drehen wie man will: Überraschend sind die ersten Töne von The xx's „Coexist“ (dem wohl am längsten und heißesten herbeigewünschten Album dieses Musiksommers!) nicht. Da locken zaghafte E-Gitarrenklänge mit spartanischen Sounds aus dem Off und rollen den blauen Teppich aus für eine vertraut kokette Romy Croft, die mit herrlich trantütiger Stimme minimalistische Mantras ins Mikro haucht. Tja, neu ist das nicht. Gerührt sind wir trotzdem.

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Mit den Vorab-Singles „Angels“ und „Chained“ eröffnen die gefeierten Londoner ihr zweites Album, das am 7. September 2012 erscheint und das für neugierige Fans schon jetzt über Stream verfügbar ist. Im Zweitling „Coexist“ bleibt von Beginn an kaum eine Sekunde lang offen, welcher Standard hier bedient wird: Bewährt ist gut.

The xx „Coexist“: Nostalgie im Quadrat

Dabei handelt es sich gleich in zweierlei Hinsicht um eine musikalische Reise in die Vergangenheit. Wie im Debütalbum „xx“ (2009) finden sich auch in „Coexist“ wieder zahlreiche Referenzen an den Synthpop der 80er, den Triphop der 90er und eben diese leicht gelangweilte Melancholie, der man sich doch nur schwer entziehen kann. So eine Art Old New New Wave mit einer Prise beiläufiger Tristesse quasi.
Beinahe unbeteiligt und mindestens routiniert spielen sich Romy Croft und Oliver Sim in „Coexist“ die gesanglichen Pässe zu und lullen uns ein in diesen unverwechselbar schwermütigen Sound, mit dem sie sich bereits 2009 in unsere Herzen geträllert haben. Auch die Beats sind im neuen xx-Album wieder spartanisch und konzentriert gesetzt. Und an den Reglern konstruiert Jamie Smith (der nach dem Erfolg des Debüts bereits für Insitutionen wie Hot Chip, Radiohead und Florence & The Machine werkelte) mit wenigen Kniffen einen Klangteppich, der vertraut unterkühlt und reduziert daherkommt.
Nach dem Einstieg mit den vorab releasten und im Netz wie irrsinnig gefeierten Singles „Angels“ und „Chained“ finden wir in „Coexist“ kaum noch eine Überraschung: „Fiction“ erinnert auf irgendwie eigentümliche Weise an „Heart Skipped a Beat“, das natürlich so oder so ein Kracher war. Dann gibt es kleinere atmosphärische Variationen wie „Sunset“ oder „Swept Away“, die sogar ein bißchen verspielt und minimal beschleunigt daherkommen. Doch selbst bei Herzstücken wie „Our Song“ und „Missing“ schleicht sich schnell die Empfindung einer heimlichen Blaupause ein. So erinnert es unwillkürlich an ein Klassentreffen und ist fast ein bißchen witzig, wenn Croft und Sim in „Reunion“ mantraesque beschwören: „Reunion, Reunion, Reunion … never and never again“

The xx: Blutleere Blaupause vs. Kuschelstunde

Wie sagt Mutti so schön: Da weißt du, was du hast. Ob The xx mit dieser Tour allerdings langfristig erfolgreich sein können und/oder ob sich hier musikalische Originalität und Kükenbonus über kurz oder lang in besserer (aber eben dann doch irgendwie blutleerer) Fahrstuhlmusik erschöpfen, muss sich erst noch zeigen. Die bisherigen Live-Gigs gingen trotzdem mit frenetischem Fanjubel in die Bandchronik ein. Auch die Kritik zeigt sich freundlich und wohlwollend. Und selbst wenn wir bei „Coexist“ ganz schnell das Gefühl haben: Das haben wir doch schon mal irgendwo gehört – Irgendwie ist das dann ja doch ein ziemlich behagliches Gefühl.
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