Die Vermächtnisstudie der Zeit analysiert, wie wir die Gesellschaft von heute und morgen sehen. Jetzt wurden neue Ergebnisse aus einem Teil der Studie veröffentlicht. Sie zeigen: Besonders bildungsarme, junge Menschen sind schlecht über politische Ereignisse informiert und schauen pessimistisch in die Zukunft.
Weniger Parteimitglieder sind das geringste Problem
Medien und Politiker zitieren es gerne: Das politische Interesse der Bevölkerung sinkt. Doch auch wenn die Mitgliedszahlen der Parteien sinken, zeigt die neue Studie, dass diese Aussage die Thematik zu sehr vereinfacht. Die Vermächtnis-Studie wurde von der ZEIT in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut infas und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung durchgeführt. 75 Prozent der Befragten gaben dabei an, dass sie es wichtig finden, über aktuelles politisches Geschehen informiert zu sein. Diesen Rat geben sie auch zukünftigen Generationen. Dennoch gibt es auch Erkenntnisse, die Anlass zur Sorge bieten.
Besonders arme, bildungsferne und junge Menschen sind schlecht informiert
Die Ergebnisse zeigen, dass Bildung entscheidend zum politischen Interesse beiträgt. Nur fünf Prozent der Befragten gaben an, die aktuellen politischen Entwicklungen seien ihnen egal. Doch dies sind vorrangig junge Menschen mit geringer Bildung und Menschen, die sich selbst als „arm“ beschreiben. Hochgebildete, ältere Menschen sind dagegen besonders interessiert.
Des Weiteren erfüllen 40 Prozent der Befragten nicht Ihre eigenen Ansprüche. Sie empfehlen jüngeren Generationen, sich zu informieren, obwohl sie dies selbst nicht tun. Auf die Frage nach der Zukunft äußerten sich 75 Prozent der Befragten pessimistisch. Sie erwarten, dass das politische Interesse in Zukunft weiter sinken wird. Besonders negativ antworteten auch hier die jungen Menschen.
Durch eigenes Engagement wird Politik interessant
Um auch die Uninteressierten zu erreichen, muss deshalb früh angesetzt werden. Eine Möglichkeit sehen die Forscher darin, die Sprache der politischen Nachrichten einfacher zu gestalten. So fühlen sich bildungsfernere Menschen weniger überfordert. Doch wie die Vermächtnis-Studie zeigt, reicht das nicht aus. Persönliches, politisches und soziales Engagement sind vielmehr der Schlüssel zu politischem Interesse. Wer in seinem persönlichen Umfeld erfährt, mit seinem Engagement etwas zu verändern, informiert sich auch über aktuelles politisches Geschehen. Warum also nicht Projekte in der Schule fördern, die genau so etwas erreichen? Wenn junge Menschen in der Gesellschaft etwas verändern können, entwickeln sie auch ein Interesse dafür.
Bildquelle: Thinkstock, 478324807, iStock, Leonid Andronov