Gefahren des Digital Life – heute: der Tarifdschungel

Mal so gesagt: Es wird so ungeheuer viel in Deutschland genormt und auf vorgeschriebenen Wegen bearbeitet und in Formulare gepresst, aber wenn’s ums Geld der Kunden geht, ist immer noch lustig-bunter Tarifkarneval angesagt. Welches Unternehmen seine Leistungen wie abrechnet, welche Haken und Ösen es an seinen Fallstricken platziert, bleibt jedem selbst überlassen.

Und so sehen die Tarife dann auch aus. Grundkosten gibt es keine, aber einen Mindestumsatz, der immer anfällt. Pro Minute kostet eine Leistung soundsoviel, aber nur, wenn soundsoviel Minuten im Monat verbraucht werden. Die angebliche Flatrate ist in Wirklichkeit zeitlich oder im Volumen begrenzt. Der Tarif ist billig, aber die Einrichtungskosten schlagen keulenartig zu. Der Tarif ist kostenlos, aber nur in Kombination mit einem Basistarif erhältlich.

„Roooaaaaaar!“ möchte man da manchmal sagen. Aber das darf man meistens nicht oder es bringt einem nichts ein außer einem Termin beim Psychologen.

Warum eigentlich gibt es keine Norm für Tarife? Oder warum müssen die Anbieter nicht die typischen monatlichen Kosten so angeben, dass man alle miteinander vergleichen kann? So wie im Supermarkt: Dass die größere Packung Klopapier pro Rolle teuerer als die kleinere ist verrät der Blick aufs Preisschild samt runtergrechnetem Preis pro Einheit. Wer hat’s erfunden? Die EU. In diesem Fall mal ein uneingeschränktes „Danke“ an unsere europäische Über-Regierung.

Und wann werden endlich die winzigen Zusatzinformationen in der Werbung verboten? Kein Mensch liest sich das durch und gerade da verstecken sich dann die netten Zusätze, die mit der typischen Formulierung: „Nur in Verbindung mit…“, beginnen und enden auf: „…durch den weitere Kosten entstehen“.

Wenn ich die Gesamtkosten ermitteln will, muss ich wie ein Fährtensucher, ein Jäger oder Sammler kreuz und quer über Webseiten surfen und in Prospekten blättern.

Und selbst dann bin ich nicht immer schlauer.

Mich nervt das inzwischen kolossal.

Zum Glück kündigt die Telekom ja jetzt eine radikale Vereinfachung ihrer Tarife an. Das kann man beispielsweise bei heise.de nachlesen. Da ein so großer Tanker wie die Telekom nur verhalten auf Steuermanöver reagiert, dauert’s allerdings noch ein ganz kleines bisschen – bis Herbst. Aber dann geht’s los. So richtig!

Dann kann sich die Konkurrenz warm anziehen, meint Quasi-Monopolist Telekom. „Ab Herbst sind die paradiesischen Zeiten für den Wettbewerb zu Ende“, sagt Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke. Hört, hört! Und diesmal meint er nicht, dass die Telekom die „letzte Meile“ nicht rausrücken will.

Aber ehrlich gesagt hatte es die Konkurrenz bislang wirklich sehr einfach: Preise der Telekom um 50 bis 90 Prozent reduzieren, fertig. Selbst bei halbierten oder gezehntelten Tarifen der Telekom blieben noch ersprießliche Summen Geldes übrig.

„Im Mobilfunk darf niemand mehr Angst vor den Telefonkosten haben“, sagt Herr Ricke außerdem. Selbst das Fürchten wird einem nun schon von der Telekom verboten. Ts, ts, ts.

Wie dem auch sei: Ich bin ja schon mal gespannt, was da ab Herbst tatsächlich anders wird. Wenn Marktführer so tönen, kann man nach meiner Erfahrung getrost in den Abwarten-Modus schalten. Je weniger im Busch ist, desto größer das Gebrüll.

Und in der Zwischenzeit schärfe ich meine Machete für den nächsten Gang in den Tarifdschungel.

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