In den achtziger Jahren war es noch eindeutig: Ein Coach hat immer mit Sport zu tun. Bei uns vorzugsweise mit Fußball. Seit Anfang der neunziger Jahre jedoch findet Coaching in Deutschland den Einzug ins Management. „Coaching“ wird modern und damit zunehmend inflationär benutzt. Also, was ist Coaching nun eigentlich?
Im Grunde gibt es drei Coachingdefinitionen:
A) was die Coaches für gut und richtig erachten
B) was die Coachingkunden gerne hätten
C) was schlaue Vermarkter für sich entdeckt haben.
A) Eigentlich ist es ganz einfach: ein Kunde kommt mit seinem Thema zu einem Coach. Zum Beispiel „ich möchte eine bessere Führungskraft werden!“ Der Coach hört aktiv zu (das heißt richtig, aufmerksam und nicht mal eben zwischendurch an das nächste WM-Spiel denken). Der Coach stellt die richtigen Fragen (zum Beispiel „Was heißt „bessere Führungskraft“ für Sie konkret?“ und „Woran werden Sie erkennen, dass Sie eine gute Führungskraft sind?“ und so weiter). Dann wird ein genaues, realistisches, überprüfbares Ziel definiert. Vom Kunden versteht sich. Der Coach hilft dabei. Als nächstes wird geguckt, was kann der Kunde schon und was braucht er noch zur Zielerreichung (Training, Gelassenheit, Wissen, Mut, Vorbilder …). Dann geht es zur Umsetzung. Fehler und Rückschritte, gute und schlechte Erfahrungen werden gemacht. Der Coach schaut über die Schulter und hilft bei den Kurskorrekturen. Er nimmt dem Kunden die Verantwortung nicht ab, gibt ihm keine Ratschläge, bleibt bei seinen Fragen und hört gut zu. Immer wieder. Wichtigstes Werkzeug: Fragen stellen. Vorzugsweise die passenden. Die relevanten.
Coaching ist personenorientierte, ganzheitliche Begleitung zu Themen des beruflichen Kontextes. Es geht um maßgeschneiderte Persönlichkeitsentwicklung fokussiert auf das Ziel des Klienten. Coaching ist Hilfe zur Selbsthilfe. Es ist eine Hilfestellung bei der Ablösung alter Denkmuster durch neue Ideen. Coaching ist ein Erkenntnisprozess. Es setzt das Potenzial eines Menschen frei, seine eigene Leistung zu maximieren. Coaching ist Anregung zur persönlichen Bestleistung in Balance mit der beruflichen und privaten Umwelt. Coaching ist gutes Beobachten, gezieltes Wahrnehmen, aktives Zuhören, gezieltes Fragen, Präsenz, Methodenvielfalt, Inspiration, Planen, Kurs korrigieren, Strategien entwickeln, Wertschätzen, Ziel erreichen. Erfahrung, Menschenkenntnis und eine gute Portion Humor gehören für mich dazu.
B) Und jetzt kommt der Kunde ins Spiel. Der erwartet vom Coach, dass er ihn schnell erfolgreich macht. Egal beim welchem Thema. Gut, er sieht schnell ein, dass er selber umsetzen muss. Aber dann erwartet er vielleicht schon mal Tipps, Ratschläge, einen Sparringspartner, Erfahrungsschätze, einen Seelentröster, einen Minitherapeuten, einen Freund. Und will vielleicht mal keine schlaue Frage, sondern nur jemanden, der ihm sagt „Das kenne ich“ oder „das kann ich sehr gut verstehen“. Punkt, Pause, gut. Auch das kann Coaching sein.
Variante C) ist eigentlich eine blöde, und nur der Vollzähligkeit aufgeführt.
Viele Trainings, Mitarbeitergespräche oder Besprechungen werden jetzt „Coaching“ genannt, weil es wichtiger klingt. Ein Finanzberater schimpft sich aus dem gleichen Grund Money-Coach. Eine Massage wird zum Bodycoaching, ich habe selbst von einem Cellulite-Coaching gehört (Hallo, liebe Orangenhaut, wie fühlst du dich denn heute? Was brauchst du, um zu schrumpfen? Sag es der lieben Tante Coach). Der Arzt wird zum Gesundheitscoach … Wenn jeder Coach sein will, haben wir bald nur noch einen Beruf. Aber auch diese Welle wird sich beruhigen.
Letzten Endes wird der Kunde bestimmen, was Coaching für ihn ist und sein darf und welcher Coach seiner ist. Passende Kompetenz und Chemie vorausgesetzt. Dem Kunden ist es völlig wurscht, welche Definition der Coach für sich entdeckt hat.
Und verlässt sich dabei im wesentlichen auf Empfehlungen.
Thema: Coaching
Liebe Frau Scheddin, endlich mal jemand, der qualifiziert und mit Humor klarstellt, was Coaching wirklich ist. Danke dafür!Mit herzlichen Grüßen Michaela Wall – Doppler
Coaching??? ich denk mal eine neue Form Leuten die zuviel Geld haben selbiges amit wenig Arbeit aus der Tasche zu ziehen.Nach Survival-Trainings und Höller-Motivationen eine neue Masche.Die die darauf reinfallen haben allerdings kein Mitleid verdient. Kaputte „Top-Manager“ und Jung-Schön-Erfolglos-Schnösel da triffts oft den richtigen
Nein, wie tiefgehend!Nein, welcher Neuheitswert!Hut ab vor diesem bestimmt sehr schwer geschriebenen Text!
lieber chefarztfreund, aber wenn es nun mal so ist?? leider kann ich das rad auch nicht immer neu erfinden. also statt genörgel, vielleicht besser konstruktive kritik?nix für ungut – grüsse aus köln
Ja so ist das eben. Ich gestehe, dass ich immer noch rauche. Und ich muss gestehen, dass ich an sich ganz gerne rauche, womit man beim Kern des Problems wäre. Es ist uncool, teuer und ungesund, aber eben doch oft angenehm. Aber die Idee mit der Spardose ist natürlich super…..ich denke da an eine Reise, die man sonst vielleicht nicht machen würde. Ein Jahr lang täglich vier Euro in einen Topf und dann ab in die Südsee!
wirklich ein Kommentar, der davon zeugt, über etwas eine Meinung zu äußern, von dem Sie offensichtlich nicht den leisesten Schimmer haben Herr Jan Guitar!
Frau Scheddin, auf humorvolle Art und Weise haben sie das Gerangel um die RICHTIGE Coachingdefinition erfasst. Meiner Meinung nach lassen wir uns in den DACH-Ländern zu stark von dogmatischen Imperativen leiten. Die Modelle sind i.d.R. – übrigens ähnlich wie in vielen Change Management Ansätzen – sehr stark von einem (vom Coach gewünschten) Menschenbild geprägt. Meiner Meinung nach sollte ein guter Coach die gesamte Klaviatur zwischen „Beratung ohne Ratschlag“ und „Beratung mit Ratschlag“ beherrschen. Zugegeben: Das macht Coaching dann zu einer sehr anspruchsvollen Aufgabe, die letztlich nur mit einer gehörigen Portion Lebens- und Berufserfahrung eingelöst werden kann. Der Coach muss seine Rolle nach den Wünschen des Klienten richten: Ob Sparringpartner, Begleiter, Berater…das sollte doch wirklich „Wurst“ sein. Denn es gilt: Der Kunde muss nach einem Coachingprozess für sich einen Mehrwert und Nutzen im Hinblick auf seinen Ziel- und Problemlösungsprozess erhalten. Es geht um BEGLEITUNG – man sollte sich als Coach die Ausprägungsvielfalt dieses Begriffes einmal genau auf der Zunge zergehen lassen…vor allem die wild aus dem Boden spriessenden Coachingverbände – und nicht um eine ideologisch geführte Methodendiskussion. Vielleicht sollten sich die Coaches es sich ganz einfach machen: Der Fussballer möchte schlicht und einfach einen Begleiter zur Seite, der ihn sowohl in seiner eigenen und selbständigen Entwicklung fördert, aber eben auch taktischen Input als Sparringpartner und Trainer liefern kann. KURZUM: Ich stimme Ihrer Aussage 1:1 zu: „Dem Kunden ist es völlig WURSCHT, welche Definition der Coach für sich entdeckt hat.“
Liebe Frau Scheddin,
danke für die humorvolle Definition! Vieles in Ihrer Beschreibung finde ich sehr treffend, entspricht auch meiner Erfahrung.
Freundliche Grüße
Debora Bigalk
Mir gefällt ihre Dreiteilung der Coachingdefinition. Ich denke, es ist wirklich eine Gratwanderung zwischen der Vertretung einer eigenen Ideologie und der Anpassung an Kundenwünsche und dem Vermarktungsgedanken.
Eine eigene Haltung brauchen wir in jedem Fall, sonst wird es beliebig. Sich verführen zu lassen, Ratschläge zu geben, ist menschlich, kann aber nicht zu dem Prinzip passen die Eigenständigkeit zu fördern. Nach meiner Erfahrung ist es kurzfristig zwar der schnellere Weg, aber schon mittelfristig umständlich, weil jeder Kunde eine Lösung finden könnte, die für ihn besser ist. Was passiert, wenn der Ratschlag nicht gut passt nach dem Ausprobieren? Ist dann der Kunde unfähig, der Ratschlag leider nicht umsetzbar? Oder wenn er gut passt, wer hat dann das Problem gelöst? Wer meistert dann das Leben von wem?
Der Kundenwunsch, sag mir bitte, was soll ich tun, ist verständlich. Oft stellt sich die Frage, war das schon immer so und ein Teil des Problems? Warum dann nicht etwas anderes versuchen? Man könnte diesen Wunsch auch hinterfragen. Wenn wir den Wunsch erfüllen, was wäre dann anders? Für mich scheidet sich an dieser Frage den Kundenwunsch nach einer „schnellen“ Lösung zu erfüllen die Holzklasse des Coachings von der Klasse. Das könnte arrogant klingen ;-)).
Vermarktung. Wo es heute Autocoaches, Haarcoaches und mehr gibt, ist man kurz davor sich mit verbrennen zu lassen in einer Modewelle. Was wird danach sein? Ich bin Coach. Reicht das nicht? Meine Internetseite trägt den Vermarktungsgedanken schnell verfügbar zu sein. Ich bleibe trotzdem Coach und bin kein Zauberer.
Mein Kompliment noch für diesen belebenden Blog. Ihr Fritz Horsthemke
Liebe Leser,
Ich Rauche jetzt seid 12 Jahren aber ich will um bedingt auf Hören zu Rauchen aber egal was ich mache ich schaffe es nicht. Ich habe das Pflaster,Kaugummis und vieles mehr ausprobiert und andere Sachen was die Kassen nicht bezahlen fehlt mir das Geld dafür. Was bezahlen die Kassen und was muss Voraussetzung dafür sein?
Gruss
Bunny-Telnet
Ja, aufzuhören ist nicht leicht! Habe selbst jahrelang unter meiner Sucht gelitten und jede Menge Geld ausgegeben. Durch einen Freund gelangte ich an die Hypnose Cd von D. Eisfeld und habe allmählich die Glimmstängel beiseite gelegt und bin jetzt rauchfrei seit einem halben Jahr. Bin froh, diesen M**t losgeworden zu sein.