«"Wer hat das Recht, [Blogeinträge] zu schreiben?"
"Jeder."
Darum, weil niemand verpflichtet ist, sie zu lesen.
Um [in seinem Blog] zu schreiben, braucht man weder ein großer Mann zu sein noch ein berühmter Bösewicht, weder ein bekannter Schauspieler noch ein Staatsmann; dazu genügt es, einfach ein Mensch zu sein, etwas zum Erzählen zu haben und nicht nur erzählen zu wollen, sondern auch einigermaßen erzählen zu können.
Jegliches Leben ist interessant: ist es nicht die Persönlichkeit, so ist es das Milieu, das Land, das Leben, was interessiert.
[…]"Aber [die Blogeinträge] können doch auch langweilig sein, das beschriebene Leben farblos und trivial?"
"Dann werden wir sie nicht lesen; eine härtere Strafe gibt es nicht für ein [Blog]."
[…]Es ist ja doch so, daß das Schreibverbot nicht unserer Zeit angehört, sondern der Zeit der geistigen Minderjährigkeit, der lorbeergekrönten Dichter, der Doktorhüte, der Zunftgelehrten, der patentierten Philosophen, der Metaphysiker mit Diplomen und anderer Pharisäer der christlichen Welt. Damals galt der Akt des Schreibens als eine Art Weihehandlung, und derjenige, der für ein Lesepublikum schrieb, sprach von oben herab, unnatürlich, in gesuchten Worten, er "predigte" oder "sang".
Wir aber sprechen einfach. Für uns ist das Schreiben eine ebensolche weltliche Beschäftigung, eine ebensolche Arbeit oder Zerstreuung wie alles andere auch.»
Diese Passage stammt aus der Lebensbeschreibung von Alexander Herzen, die in ihrer Buntheit das ganz einlöst, was der Verfasser fordert. Ein Buch, dessen Kauf kaum jemand bereuen wird, der den Kopf zu mehr als nur zum Essen hat. Wenn, dann sollte er sich aber um die einzig ungekürzte Ausgabe bemühen, die 1962 im Aufbau-Verlag in drei Bänden erschienen ist:
Alexander Herzen: Mein Leben. Hg. v. Eberhard Reißner. 3 Bände, Berlin 1962
Heisst das jetzt, dass deine Kasperkopp-Rubrik bald abgeschafft wird?;-)
Njet – Kasperköppe behalten ihre abschreckende und sprachsanitäre Funktion. Informiere mich gerade über Guillotine-Preise …
ich möchte information!