Einen guten Therapeuten finden: Tipps zu einer gar nicht so einfachen Suche

Die wichtigste Regel lautet: einen Therapeuten finden, bevor die Krise akut und für den Betroffenen nicht mehr zu bewältigen ist! Die Zeiten, in denen die Inanspruchnahme psychotherapeutischer Hilfe mit Scham und Heimlichkeit besetzt war, sind zum Glück vorbei. Doch durch die Zunahme psychischer Problematiken, wie z.B. Angstneurosen oder Depressionen, sind auch die Wartezeiten für eine Psychotherapie bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten inzwischen erheblich länger geworden. Darum empfiehlt es sich dringlichst, sich um Hilfe zu bemühen, solange man selber noch handlungsfähig ist. Eine rechtzeitig begonnene Therapie kann Ihnen und Ihrer Familie sehr viel Leid und Hilflosigkeit ersparen!

Therapeuten finden: Was wird benötigt?

  • Also: seien Sie ehrlich mit sich und spielen Sie Ihr Problem nicht herunter.
  • Seien Sie zielstrebig, reden Sie nur mit vertrauenswürdigen Freunden über Ihr Vorhaben, die Sie unterstützen und nicht abwiegeln.
  • Setzen Sie Ihre Energie und Selbstbestimmtheit dafür ein, Heilung zu wollen.
  • Notieren Sie die Symptome, die Sie irritieren, und die Phasen, in denen diese auftreten. Vermeiden Sie aber Selbstdiagnosen.

 

Therapeuten finden: So wirds gemacht!

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Eine Entscheidungshilfe darüber, welchen Therapeuten Sie wählen, bieten die Krankenkassen. Die gesetzlichen Kassen bezahlen bei einer psychischen Störung „mit Krankheitswert“ (Angststörungen, Depressionen, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen, psychosomatische Störungen, Süchte, Verhaltensstörungen und Zwangsstörungen) die gesamten Behandlungskosten, aber lediglich für folgende drei Verfahren: Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und analytische Psychotherapie („Psychoanalyse“). Private Kassen erstatten die Kosten einer Therapie in einem etwas breiteren Rahmen, informieren Sie sich also bei Ihrer Kasse über deren Spektrum. Alles andere müssten Sie wahrscheinlich selber zahlen.

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Ein wichtiger Ansprechpartner, wenn Sie einen Therapeuten finden wollen, kann Ihr Hausarzt sein. Er sollte auf jeden Fall über Ihr Vorhaben informiert werden. Üblicherweise sprechen Hausärzte keine direkten Empfehlungen aus, doch auch wenn er Ihnen „einen Tipp gibt“: wesentlich ist Ihr Bauchgefühl. Dazu müssen Sie den Therapeuten aber kennenlernen. Auch hier gilt: hören Sie die Einschätzung ihres Hausarztes bezüglich einer Therapie an, aber lassen Sie sich nicht beirren. Der Hausarzt sollte Ihr Anliegen ernst nehmen.

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Der nächste Schritt im Vorhaben „einen Therapeuten finden“: machen Sie eine Liste infrage kommender Psychotherapeuten (achten Sie darauf, ob diese von Ihrer Kasse zugelassen sind), nehmen Sie Kontakt auf und vereinbaren Sie ein Probegespräch. Eine Psychotherapie ist eine Beziehung zwischen zwei Menschen und kann daher nur erfolgreich sein, wenn diese Beziehung stimmt. Sie sollen sich als Patient aufgehoben, sicher und respektiert fühlen und vertrauen können. Fragen Sie den Psychotherapeuten auch nach seinem Arbeitsschwerpunkt und seiner Methode. Nimmt er sich Zeit für Sie? Geht er auf Sie ein? Ist er ehrlich?

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Es empfiehlt sich auch, Freunde und Bekannte nach eventuellen Erfahrungen mit „ihren“ Psychotherapeuten zu fragen. Doch letzten Endes sind Sie derjenige, der entscheiden muss. Machen Sie sich bewusst, dass die Suche lange dauern kann, doch dass dieses Engagement letztlich für Ihre Heilung entscheidend sein kann. Auch deshalb ist es wichtig, rechtzeitig mit der Suche zu beginnen. Bedenken Sie auch, dass Wartezeiten bis zu einem halben Jahr bis zum Beginn der Therapie üblich sind. Das Gefühl, dann in guten Händen zu sein, kann auch in dieser Zeit schon helfen, einen positiven Blick zu behalten und achtsam mit sich selber umzugehen. Seien Sie stolz, schon die ersten Hürden aus eigener Kraft genommen zu haben!

3 Meinungen

  1. Sie sprechen mir aus der Seele. Das ist wirklich ein schwieriges Unterfangen. Vielen Dank für die Übersicht.
    Was Sie vergessen haben ist die Suche im Internet. Oft kann man sogar die Stimme des Therapeuten auf der Homepage hören. Patienten hörten früher oft nachts die Anrufbeantworter ab und meldeten sich dann bei dem Therapeuten an, der die sympathischste Stimme hat!

  2. Es ist auf jeden Fall auch wichtig einen Therapeuten zu finden mit dem man sich wohl fühlt.

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