Jeder kennt die Situation: Ein Kollege macht Fehler und dies nicht nur einmal, sondern wiederholt und mit Auswirkungen auf seine Arbeit, die eigene und unter Umständen auf die der gesamten Belegschaft und der Firma. Spätestens, wenn dadurch Mehrarbeit entsteht oder das Unternehmen darunter leidet, wird es Zeit, auf die Fehler des Kollegen oder der Kollegin zu reagieren und zwar möglichst so, dass kein Konflikt am Arbeitsplatz entsteht. Sollte dieser bereits in vollem Gange sein, gilt es an der Schadensbegrenzung zu arbeiten. Vergessen darf man dabei nie: Ein Kollege macht Fehler – man selbst aber auch. Man sollte nicht nur rügen, sondern sich auch die Frage nach dem Warum stellen und im besten Fall gemeinsam an Lösungen arbeiten.
Der Kollege macht wiederholt Fehler: Wie soll man damit umgehen?
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Der Kollege macht Fehler, soviel hat man bereits mitbekommen. Bevor man sich aber in einen Konflikt stürzt, sollte man erst einmal eine beobachtende Haltung einnehmen. Das ist manchmal nicht ganz leicht, denn wenn die Fehler direkt auf die eigene Arbeit oder das Wohlbefinden am Arbeitsplatz einwirken, kochen die Emotionen schnell hoch. Dennoch muss man sich Gewissheit verschaffen, bevor man losprescht – und vielleicht eigene Fehler riskiert.
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Allgemeinwerte nützen in der kommenden Diskussion nur wenig: Wer von „immer“ und von „allen“ spricht, muss diese Aussagen auch belegen können. Nun sollte man die Kollegen zwar nicht gerade ausspionieren, aber sich die Zeiten, Tage und Situationen aufschreiben und sich vorbereiten kann in einer Debatte helfen, um den eigenen Punkt zu untermauern.
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Bevor man sich an Vorgesetzte wendet, sollte man das Gespräch mit dem betreffenden Mitarbeiter suchen. Hierbei ist es wichtig, dass man versucht objektiv zu bleiben, ruhig und professionell. Ein sachbezogenes Gespräch, bei dem man gemeinsame Lösungsansätze präsentiert und anstrebt, ist einer hitzigen Konfrontation vorzuziehen – denn bei einem Angriff möglicherweise auch persönlicher Art zieht sich der Angegriffene zurück, feuert seinerseits oder stellt sich stur. Nur zusammen kann ein solches Problem gelöst werden.
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Wenn das persönliche Gespräch nicht fruchtet, kann man als Mediator weitere Kollegen oder einen Arbeitnehmervertreter hinzuholen. Man muss dabei nur aufpassen, dass sich der Kollege nicht in die Enge gedrängt fühlt. Auch hier gilt es, sachlich zu bleiben.
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Auf die Fehler hinweisen reicht meistens nicht, es ist wichtig, dem Mitarbeiter zu verstehen zu geben, dass durch die unkorrekte Arbeit auch die anderen Kollegen belastet werden. Dies sollte allerdings ohne persönlichen Druck geäußert und diplomatisch/taktisch vorgetragen werden. Ursachen müssen erörtert, gemeinsame Lösungen gefunden werden.
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Stellt sich keine Besserung ein, so hilft nichts, außer einem Gang zum Chef. Man sollte tunlichst vermeiden, den Kollegen dort anzuschwärzen, sondern eher die Situation wiederum so objektiv wie möglich schildern, den Mitarbeiter hinzuziehen und auch hier zusammen nach Möglichkeiten suchen, wie die dauerhafte Fehlerquelle behoben werden kann.
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Sollten die Fehler des Kollegen, unter denen man selbst leidet, allerdings bewusst durchgeführt werden, um anderen zu schaden, muss man sich von vornherein absichern. Gibt es im Betrieb eine Arbeitnehmervertretung (einen Betriebsrat oder Personalrat etwa), so kann man sich hierhin wenden, bevor man aktiv wird. Man sollte dann auch ausgesprochen vorsichtig sein, um sich nicht selbst zu diskreditieren – eine gute Vorbereitung ist in diesen Fällen noch wichtiger als ohnehin schon.
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Fehler sind nicht in jedem Fall Grund genug für eine Kündigung, doch kann es dazu kommen, wenn die Fehlerquote weit über der der Mitarbeiter liegt und das über einen längeren Zeitraum. Auch wenn ein Missgeschick von besonders weitläufigen Auswirkungen für das Unternehmen ist, kann nötigenfalls gekündigt werden, da man nicht seine persönliche Leistungsfähigkeit einbringt, wie es das Bundesarbeitsgericht formulierte. Natürlich muss auch hierbei die soziale Rechtfertigung gegeben sein, sowie die üblichen Abläufe (Mitarbeitergespräche, Abmahnungen etc.), doch die Möglichkeit besteht durchaus.
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Nicht nur der Kollege macht Fehler: Natürlich kann es geschehen, dass einem selbst Patzer unterlaufen oder man etwas vergisst – je nachdem, wie man sich verhalten hat, wenn einem der Fehler des Kollegen aufgefallen ist, muss man nicht nur seinen eigenen Fauxpas eingestehen, sondern auch gegenüber seinen Mitarbeitern entsprechend auftreten. Eine Entschuldigung ist dann angebracht, zumindest aber Verständnis für Vergangenes und für die Zukunft.
„Bevor man sich an Vorgesetzte wendet, sollte man das Gespräch mit dem betreffenden Mitarbeiter suchen.“DAS ist sicher der schwierigste Part. Ich meine, es ist ja gewöhnlich schon schwer, jemanden diskret auf Spinat zwischen den Zähnen, Schuppen auf dem Kragen oder Rasierschaum am Ohr hinzuweisen. 😉