Auch wenns (wenn’s?) erst mal dröge ist – ein wenig Grundwissen hat noch keinem geschadet: Der Genitiv ist das, was in Regionen wie dem Ruhrgebiet bekanntlich systematisch ermordet wird: die besitzanzeigende grammatische Form. Bei „dem Willi sein Haus“ schrillen die Alarmglocken nur zwischen Duisburg und Dortmund nicht. Warum der Genetiv viel mehr ist als der Idiotenapostroph und die Apostrophenkatastrophe, lesen Sie hier.
Genitiv mit des/der und angehängtem -s und -es
Der Genitiv wird im Deutschen in der allgemein als „richtig“ akzeptierten Form mit des/der und angehängtem s oder es gebildet, also:
- Das Haus des Mannes/der Frau.
Bei Eigennamen ist das etwas anders. Da wird der Besitzer dem Besitz vorangestellt. Klar ist im „korrekten“ Deutsch, dass es ausgesprochen Willis Haus lauten müsste. Nur wie wird das geschrieben? Willi’s oder Willis‘ oder Willis?
Der Genitiv – oder dem Willi sein „Idiotenapostroph“?
Nun gibt es Denglisch, das sich immer mehr in unsere wie eine deutsche Eiche ewig und starr stehende Sprache einschleicht, so die selbsternannten Sprachschützer der Nation. Und im Englischen hieße es doch Willi’s, oder? Also mit einem „Idiotenapostroph“? Auch in der Neuen deutschen Rechtschreibung? Die Frage stellt sich also immer noch, wie der Genitiv eigentlich richtig geschrieben werden müsste.
Apostroph ‚ anstelle von …
Auch hier erst einmal Grundlagenwissen. Das Apostroph und die Apostrophen sind falsch. Es heißt der Apostroph, im Plural die Apostrophe und im Genitiv des Apostrophs. Der einfache Apostroph ist ein gerade hochgestelltes Strichlein: ‚. Daneben gibt es die typographische Form, ähnlich eines hochgestellten Kommas: „.
Apostrophe sind Auslassungszeichen. Und das führt auch schon zur Lösung. Wenn etwas im oder am Wort weggelassen wird, wird ein Apostroph gesetzt: Im Wortinneren ist es ein Muss, so wie bei Ku’damm oder D’dorf. Bei der Kurzform für „wenn es“ wenn’s kann der Apostroph seit der Neuen deutschen Rechtschreibung weggelassen werden, empfohlen wird wenns.
Das Genitiv s: Apostroph richtig setzen
Und beim Eigennamen-Genitiv gibt es auch eine klare Regel: s anhängen, aber bitte, bitte ohne Apostroph. Richtig ist also:
- Willis Haus.
Nur was wäre unser Deutsch ohne Ausnahmen? Nicht Deutsch jedenfalls. Der Apostroph kommt beim Genitiv in drei Fällen ins Spiel:
1. Die häufigste zuerst: Ein sogenanntes „Idiotenapostroph“ ersetzt bei Namen, die auf s, ss, ß, tz, z, x, ce enden, das Genitiv s. (Das ist also recht konsequent – der Apostroph steht auch hier für etwas Weggelassenes, nämlich anstatt des Genitiv s.) Deswegen heißt es
- Klaus‘, Beatrix‘, Maurice‘, Herrn Bass‘, Herrn Fatz‘, Herrn Maß‘, Herrn Barnabas‘ Haus. Eigennamen sind auch Ortsnamen so wie Chemnitz‘ Häuser.
1. a) Deutsche Sprache, schwere Sprache. Natürlich gibt es die Ausnahme von der Ausnahme: Wenn vor dem Namen (übrigens auch bei Namen, die nicht auf einen s-Laut enden) ein bestimmter Artikel, eventuell mit Attribut, steht, gilt die gesamte Genitiv-Eigennamen-Regel nicht. Die Namen werden dann wie alle anderen Substantive nachgestellt, also:
- das Haus des alten Willi und des alten Klaus und so weiter.
- Oder das Leben des Johannes, das wiederum ein hübsches Zwitterwesen gebiert, die spitzfindig vom Duden aufgelistet wird, denn es heißt das Leben Johannes‘ des Täufers.
Apostroph vor Genitiv s
2. So, und nun noch zwei weitere Sonderfälle, bei denen das mit der Strafe ewigen Dudenlesens zu bestrafende Verbot ignoriert werden darf, dass nie, aber auch nie vor dem Genitiv s ein Apostroph gesetzt wird. Wenn besagter Willi eine Kneipe hat, darf er offiziell aufs Firmenschild schreiben:
- Willi’s Kneipe
Und keiner der oben erwähnten Deutsch-Schützer darf ihm dann dumm kommen. Auch wenn Andrea eine Kneipe hat, darf sie das:
- Andrea’s Kneipe
Denn damit macht sie klar, dass es nicht ein Andreas ist, der am Kneipetresen steht. Aber nur auf dem Firmenschild – nicht im wirklichen Leben! Denn da geht man davon aus, dass jeder ja weiß, dass Andrea ihr Haus Andreas Haus ist. Andreas sein Haus aber Andreas‘ Haus.
3. Der Apostroph ist in diesem der Werbung zugestandenen Sonderfall kein Auslassungszeichen. So wie er das auch nicht im zweiten Sonderfall ist, in den
- Grimm’schen Märchen
Was sollte dort auch ausgelassen sein? Er betont dort nur die „Grundform eines Personennamens“ (Duden), kann aber auch weggelassen werden, sozusagen apostrophiert werden (bitte NICHT merken!).
Rechtschreibung Apostroph Genitiv – eine deutsche Rechtschreibregel voller Missverständnisse, die sich jedoch jeder einprägen kann.
Schon bei der Überschrift rollen sich mir die Fußnägel auf.
Es heißt „das Genitiv-S“, ohne Deppenleerzeichen, sondern mit Bindestrich!
Danke für den Hinweis. Haben wir jetzt angepasst.
Viele Grüße vom GermanBlogs-Team