Tatsächlich umgesetzt wurde bereits das Abitur nach 12 Jahren. Ein Jahr eingespart. Toll! Im ersten Jahr des 12er Abi wird es zwar massive Probleme geben, weil zwei Abiturjahrgänge gleichzeitig "auf den Markt kommen", aber da muss man jetzt durch. Auf den Punkt gebracht beudetet die Verkürzung auf 12 Jahre nichts anderes, als dass die Absolventen halt ein Jahr früher arbeitslos sind. Oder ist das nur ein Unkenruf?
Wirklich erstaunlich in der Betrachtung der Verkürzung des Gymnasiallehrgangs ist, dass es keine Überarbeitung der Lehrpläne gegeben hat. Müsste man nicht Unnützes aus den Curricula streichen, wenn man ein Jahr weniger zur Verfügung hat? Nö, dachten sich die Bildungsprofis aus dem Parlament. Wir machen einfach das gleiche Pensum in weniger Zeit.
So wundert man sich, wenn man sich Stundenpläne der fünften und sechsten Klassen ansieht. Zwei- bis dreimal sieben Stunden in der Woche. Unterricht bis 14 Uhr. In NRW hat die Kultusministerin Barbara Sommer (Miss Fönfrisur) den Schulen mittlerweile freigestellt, auch den Samstag zu Unterrichtszwecken zu nutzen. Der Widerstand formierte sich fast augenblicklich. Dabei ist die Idee, auch am Samstag zu unterrichten nicht mal völlig widersinnig. Sicherlich ist es sinnvoller, am Samstag ab acht Uhr zu unterrichten, als in der Woche noch nach 13 Uhr. Nicht zu vergessen, dass die Hausaufgaben danach auch noch gemacht werden müssen.
Übrigens habe ich seinerzeit auch am Samstag Unterricht gehabt. Sogar in der Grundschule war dieser Tag nicht tabu. Möglicherweise waren wir als Schüler schon damals nicht begeistert, aber das sind sicherlich Erwachsene, die am Samstag arbeiten müssen auch nicht. Es ist halt nicht alles Ponyhof.
Es gibt allerdings einen Grund zur Kritik am Samstagsmodell. Bereits jetzt ist es so, dass beständig Stunden ausfallen. Mein Sohn ist letzte Woche aufs Gymnasium gewechselt. Schon am zweiten Tag rief er mich frühzeitig an und bat um Abholung, weil der Lehrer, der die sechste Stunde geben sollte, krank sei. Seither ist gleiches noch zwei Mal passiert. Da ist es natürlich kein Wunder, dass Eltern auf die Barrikaden gehen. Gebt erst einmal zuverlässig Euren planmäßigen Unterricht, bevor Ihr auch den Samstag ausfallen lasst, äh mit Unterricht belegt!
By the way. Warum wurde eigentlich nur die Gymnasialzeit verkürzt und nicht auch die Laufzeiten von Hauptschule und Realschule? Wenn die Gymnasiasten ab der fünften Klasse hirnjoggen müssen, sollten die anderen Schulformen doch da nicht nachstehen, oder?
[Foto: www.pixelio.de / Birne x.]
Jean Cocteau hat einmal geschrieben: „Behutsam schließt man die Augen der Toten, ebenso behutsam muss man den Lebenden die Augen öffnen.“ Dieser Beitrag illustriert den Umstand, dass einigen Verantwortlichen im Bildungsbereich offenbar der Zusammenhang von Qualität und Quantität noch nicht ganz klar ist! Es wird zwar viel davon geredet, dass mehr in immer kürzerer Zeit gelernt werden soll, aber über die Qualität sowohl der frühkindlichen Bildung, wie es jetzt so schön heißt, als auch der Schulbildung wird dabei kaum gesprochen! Außerdem fehlt mir oftmals auch eine Vorstellung davon zu was Kinder und Jugendliche eigentlich befähigt werden sollen. Lernen um zu lernen, aber was soll gelernt werden ?
Die ganze Schulzeitverkürzung ist spätestens dann überflüssig, wenn Heranwachsende, die mit all den bis dahin entstandenen Lücken (z.B. durch Unterrichtsausfall) durch ihr Abitur „gepeitscht“ wurden und dann wahlweise einen längeren Erholungsurlaub einlegen oder an überfüllten Hochschulen eine weitere unerfreuliche Dimesnion von Bildungsqualität erleben. Ob das zukunftsweisend ist? Mir scheint, es gilt die Weisheit des amerikanischen Beraters und Autors Tom de Marco, der in anderem Zusammenhang sagte: „Haben uns verlaufen, kommen aber gut voran.“
Ein Jahr weniger Schule macht nichts und bringt nichts. Englisch im Kindergarten ist okay, denn je jünger, umso besser lernt man Sprachen. Ich ging früher auch samstags zur Schule – bis in die Oberstufe. Hirnjoggen…ich fand, in der Klasse 12 und 13 damals Ende der 80er dauerte alles so lange. Wir hatten auch viele Freistunden.Greetings, Annette Strauch aus Wales.
Ob nun ein Jahr früher, oder ein Jahr später in die Schule oder aus dem Kindergarten, ist nicht das Thema! Das Thema ist Flexibilität im Bildungssystem. Kinder sind individuell und müssen auch so entwickelt werden. Da versagt unser System weitgehend. Entweder das Kind paßt ins Raster oder nicht!