Digitale Fessel 5: Ist Sicherheit eine Katastrophe?

Der Computerpionier und ehemalige Professor fuer Computerwissenschaften am MIT Joseph Weizenbaum forderte im Vorfeld eines Kongresses in Berlin mehr Verantwortung und eine strengere Ethik in den angewandten Wissenschaften. Der als radikaler Denker bekannte Weizenbaum ist Mitgruender der US-amerikanischen Vereinigung 'Computer Professionals for Social Responsibility' und Beirat des in Deutschland angesiedelten Forums InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF).
Insbesondere die Disziplinen Computer- und Biotechnologie sowie das grosse Feld der inneren Sicherheit seien hauptsaechlich vom Militaer gefoerderte Bereiche. Doch Weizenbaum sieht auch in den zunehmenden Aspekten des sogenannten Kampfs gegen den Terrorismus eine grosse Gefahr. Hier – wie auch beim militaerischen Komplex – muessen letztlich die Einsatzzwecke hinterfragt werden, fuer die neue Technologien entwickelt werden. Angesichts enorm steigender Budgets fuer Sicherheitstechnologien wurden einst rein akademische Forschungsprojekte zur Marktreife getrieben, die letztlich eine grosse Bedrohung fuer unsere Gesellschaft darstellen. "Wenn wir zu einer Sicherheitsgesellschaft werden, ist das auch eine riesige Katastrophe", stellte Weizenbaum fest. Man muss in diesem wie in jedem anderen Forschungsbereich dieselben Fragen stellen. Naemlich die nach dem letztendlichen Einsatzzwecke einer Technologie.
Letzteres war schon immer das Credo Weizenbaums, das er seinen Studenten am MIT einblaeute.

Unter der Praemisse, dass Geheimdienste wie die NSA, die praktisch alle Telephonate (weltweit) abhoeren, stellen schon so simple Dinge wie Spracherkennungssysteme durch Computer eine sehr gefaehrliche Entwicklung dar, weil die umfassende Ueberwachung von hunderten von Millionen unbescholtener Buerger erst so moeglich geworden sei.
Doch Weizenbaum beliess es nicht bei Kritik am Militaer oder fragwuerdigen Forschungsprojekten; er warf auch den Medien (namentlich dem TV-Entertainment) Verbloedung der Konsumenten vor und bezeichnete deren Budgets ebenfalls als Waffe.

An dieser Stelle erlaube ich mir noch ein Zitat aus dem Tagungsprogramm, das auch als PDF-Datei vorliegt:

Militärische Einsatzzwecke haben die Entwicklung unter anderem von Sensoren und Datenanalyse vorangetrieben. Automatisierte Gesichtserkennung, Satelliten- navigation, umfassende Kommunikationsüberwachung und Personenidentifi- kation etwa durch Chipimplantate sind Technologien, die vielfach zu militärischen Zwecken entwickelt oder dort in der Praxis verfeinert wurden. Ihre Anwendung im Zivilleben jedoch bedeutet nicht selten, dass Grundrechte eingeschränkt werden.

Zur Tagung Informatik und Ruestung

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-m*sh-

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