Und genau aus diesem Grund haben wir diesen KybernetikBlog unter Germanblogs eröffnet. Ziel des Blogs ist nicht einen weiteren Bestimmungsversuch zu unternehmen, wie dies schon viele Kybernetiker vor uns getan haben (siehe auch Beats Biblionetz). Ziel des Blogs ist, über die Kybernetik zu schreiben, um unseren Lesern eine Idee, ein Gefühl von Kybernetik zu vermitteln.
Die berühmten MACY-Conferences
Ich möchte deshalb ein paar Jahre zurückgehen. Und zwar in die Jahre 1946 bis 1953. Damals, 1946 trafen sich so berühmte Köpfe wie Alan Turing und John von Neumann. Die Beständigkeit der Arbeiten dieser Menschen ist enorm. Wärhend sich heute nach dem moorschen Gesetz die Komplexität von Prozessoren alle 24 Monate verdoppelt, arbeiten unsere Rechner noch heute nach dem Grundprinzip der Von-Neumann-Architektur (Von-Neumann-Rechner). Auch der berühmte Turingtest ist heute noch von Bedeutung. Diese Gruppe von genialen Köpfen hatten aber ein ganz besonderes Merkmal. Die Fruchtbarkeit der MACY-Konferenzen, so denke ich, ergab sich u.a. auch daraus, das sich die Gruppe aus interdisziplinär denkenden Menschen zusammensetzte. Dort kamen Psychologen (Kurt Lewin), Soziologen (Paul Felix Lazarsfeld), Biophysiker (Heinz von Foerster), Mathematiker (Norbert Wiener), Anthropologen (Gregory Bateson), Informationstheoretiker (Claude Shannon) usw. zusammen. Heinz von Foerster, der auch liebevoll der Aristoteles der Kybernetik genannt wurde, kam damals nach Amerika und wurde von der Gruppe aufgenommen. Seine erste Aufgabe bestand darin, die MACY-Conferences zu protokollieren, um sein damals sehr schlechtes Englsich auf Vordermann zu bringen. Ihm war u.a. zu verdanken, das er die MACY-Conferences in das Licht der Kybernetik stellte. Dieser Vorschlag von Heinz von Foerster rührte Norbert Wiener, den Begründer der Kybernetik so sehr, das er unter Tränen der Rührung den Saal verlies. Die MACY-Conferences jedenfalls und deren Mitglieder haben also den Grundstein für das gelegt was heute die Kybernetik u.a. ausmacht: Eine Metadisziplin zu sein mit interdisziplinärer Anwendung. Der Begriff selbst kommt aus dem griechischen Kybernétes, die Steuermannskunst. Wer einmal mit dem Wind zu tun hat, weiss, das es hier einige Prinzipien gibt. Den Wind beispielsweise kann man nicht kontrollieren, mit dem Wind aber kann man sich ziemlich schnell fortbewegen. Hier wirkt das Prinzip "Use the forces, don't fight them" – ein kybernetisches Prinzip. Und so ist es auch im Alltag. Wer gelernt hat, seine Wahrnehmung zu weiten und zu schärfen, dies bewusst tun kann, der folgt einem kybernetischen Prinzip, womit er die Kräfte um sich herum zu seinen Gunsten nutzen kann.
Wie bin ich zur Kybernetik gekommen?
… das ist eine gute Frage. Nun, wo soll ich anfangen. Also, ich bin mit Technik groß geworden. So hatte ich schon immer viel mit IT zu tun, studierte Informatik und probierte anschließend Studiertes im Berufsleben aus. Dabei stellten sich mir u.a. folgende Fragen:
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Wieso funktioniert etwas in der Praxis nicht, wie in der Theorie gelernt?
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Wieso scheitern Projekte, egal wie sorgfältig man es auch im voraus plant?
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Wieso funktionieren Dinge, die scheinbar chaotisch ablaufen, total planlos?
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Wie es dazu kommt, dass viele Menschen nicht zwischen Informationen und Wissen unterscheiden?
Die Informatik gab mir leider keine Antwort darauf, warum openSource-Projekte wie bei der Apache Foundation funktionieren. Die Informatik gab mir auch keine Antwort darauf, warum wohlgeplante Projekte mit den besten Ressourcen und Experten trotzdem scheitern. Bei der Kybernetik wurde ich fündig …
Heinz von Foerster würde vielleicht sagen, ich habe das "Wundern" nicht verlernt. Statt mich über gescheiterte Projekte zu Ärgern oder anstatt Schuldige zu suchen, habe ich mich gewundert, wie das passieren konnte. Und über diese Neugier bin ich zur Kybernetik gestoßen, die mich bis heute jeden Tag mit neuen Entdeckungen bereichert. Mit dieser Faszination, Neugier möchte ich über diesen Blog meine Leser anstecken. Ich hoffe es gelingt mir. Achja, bevor ich diesen Artikel beende …. apropos "Wundern". Wenn ihr Kinder in eurer Nähe habt, beobachtet doch mal – oder wundert euch darüber, über was sich Kinder wundern, was Kinder fasziniert und worauf Kinder ihre Aufmerksamkeit lenken. Wenn ihr dieses Verhalten kopiert, seid Ihr auf den besten Weg, den Kybernetiker/die KybernetikerIn in Euch wieder zu reaktivieren. Eine ganz köstliche Audio-Lektüre zum Thema Wundern ist auch der Titel "Über Bewusstsein, Gedächtnis, Sprache, Magie und andere unbegreifliche Alltäglichkeiten" (1994) auf der CD 2×2 = Grün.
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