Aus dem Saarbrücker Hauptbahnhof gibt es nur einen Ausgang. Dieser führt einen zwangsläufig in Richtung Innenstadt und damit zur Bahnhofsstraße. Die Straße ist ein Shopping-Paradies: Ein Laden neben dem anderen. Der Clou dieser Einkaufsmeile ist, dass sie auch unterirdisch weitergeht. Über- und unterirdisch shoppen ist schon was Besonderes und verstärkt meinen ersten Eindruck von der Stadt, dass hier jeder freie Platz genutzt wird.
In Saarbrücken ist alles etwas gedrängt. Während ich versuche das Rathaus zu fotografieren, werde ich fast von der Straßenbahn überrollt, die mich hektisch aus dem Weg bimmelt. Aber in dieser Stadt steht auch immer etwas vor den schönen Gebäuden – beispielsweise ein anderes (hässliches) Gebäude oder die Leitungen der Straßenbahn – so dass der Versuch ein gelungenes Foto zu machen, zum Abenteuer wird.
Oase Nauwieser Viertel
Ich will nicht noch wirklich überfahren werden, daher gehe ich lieber zurück zur Bahnhofsstraße, die glücklicherweise eine Fußgängerzone ist. Folgt man der Straße bis zu ihrem Ende gelangt man zum St. Johanner Markt. Ab hier wird es schön. Die Einkaufsläden werden kleiner und gemütlicher, die schmalen Gassen rund um den Marktplatz beherbergen kleine Lokale oder Kneipen. Der permanente Straßenlärm ist verschwunden und es kommt tatsächlich die Sonne raus. Der Stadtteil, in dem ich mich befinde, heißt Nauwieser Viertel und ist eine kleine Oase inmitten der klobigen 50er Jahre Bauten der restlichen Stadt. Ausgiebiges herumstromern lohnt sich. Dann trifft man auch auf die Kneipe „Schnokloch“, deren Name eigentlich nicht sehr einladend ist. Wer will sein Bier schon in einem Schnakenloch genießen?
Der Hunger treibt und wir machen uns auf die Suche nach einem leckeren Restaurant. Die Speisekarten geben einem Rätsel auf. Was zum Beispiel ist „Dibbelabbes“? Ein Passant klärt mich auf: „Dibbelabbes ist ein typisch saarländisches Kartoffelgericht mit Dörrfleisch oder Räucherspeck, ähnlich wie Reibekuchen. Am besten schmeckt es mit Apfelkompott. Müssen sie probieren!“ Ein plötzlich einsetzender Hagelregen nimmt uns dann die Entscheidung ab, wir flüchten uns in das nächst gelegene Restaurant: „Kartoffel“. Das Essen ist lecker, aber Dibbelabbes konnte ich nicht probieren. Obwohl es aus Kartoffeln besteht, war es nicht auf der Speisekarte zu finden. Schade!
Ein Mahnmal unter unseren Füßen
Nach dem es aufgehört hat zu hageln gehen wir zum Saarbrücker Schloss auf der anderen Saar-Seite, um das „Unsichtbare Mahnmal“ zu besuchen. Wie zu erwarten, ist auf dem Schlossplatz nichts zu sehen. Das Mahnmal befindet sich direkt unter unseren Füßen. Auf der Unterseite der 2146 Pflastersteine sind die Namen aller jüdischen Friedhöfe, die bis 1933 auf deutschem Boden bestanden, eingemeißelt. Der „Platz des Unsichtbaren Mahnmals“ liegt direkt vor dem Saarbrücker Schloss, in dem 1935-1945 die Gestapo-Zentrale des Saarlandes und des Gaues Westmark untergebracht war.
Vom Schloss aus schlendern wir wieder zurück zum Hauptbahnhof um uns auf den Rückweg zu machen, denn uns tun die Füße weh. Ein vorbeifahrender Bus sorgt für Heiterkeit. Auf seiner Seite prangt in großen Buchstaben: „Von Saar bis Zett – Saarbrücker Zeitung“. Nicht nur die Häuser in Saarbrücken stehen also dicht beieinander, auch das Alphabet wird etwas enger gefasst, denn von S-Z ist ja nicht gerade umfangreich. Ein schönes Beispiel für kontraproduktive Werbung.
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Ein gutes Rezept für Dibbelabbes gibt es hier
Ich denke, dass mich dieser Artikel nicht unbedingt überzeugt hat mal ins Saarland zu düsen. Schließlich gibt es überall Mahnmale. Dafür muß ich nicht ins Saarbrücken fahren. Und eine schöne Stadt ist Hamburg, wo ich wohne, auch. Und da mir die Autorin dieses Artikels kein „Must seen“ geboten hat, bleibe ich auch in der Hansestadt.
Wenn die Autorin wirklich glaubt, sich auf dem Weg vom Bahnhof zum Nauwieser Viertel und zum Schloss eine Meinung zur gesamten Stadt machen zu können, tut sie der Stadt Unrecht und sollte mit mehr Zeit wiederkommen und sich von einem Saarbrücker herumführen lassen.
Damit die nächste Tour ein wenig erfreulicher wird, lohnt es, sich vorab ein wenig über die Infos zum Saarland gibts Region zu Informieren, die man bereisen möchte. Die Ludwigskirche und das Schloss sind schon eine Besichtigung Wert und es gibt auch neben dem Nauwieser Viertel schöne Plätze wo man sich kulinarisch erfreuen kann. Mein Tipp: Einfach mal einen Saarländer fragen: „Wo werd dann do Gudd Gess?“ Dann klappts auch mit dem Dibbelabbes 😉
Wir haben am Wochenende auch einen erwartungsvollen Ausflug nach Saarbrücken gemacht und waren extrem enttäuscht. Ausgestattet mit einem Reiseführer hatten wir gehofft alle interessanten Sehenswürtigkeiten Saarbrückens entdecken zu können, doch am Ende lässt sich lediglich sagen: ja, es gibt ein paar nette Häuser (zwischen sehr vielen nicht sehr schönen), der deutsch-französische Garten ist ganz nett zum Verweilen (der wohl schönste Fleck in dieser Stadt). und entlang der Saar ist es streckenweise auch ganz passabel, aber sonst hat die Stadt nicht wirklich viel, wofür es sich hinzufahren lohnt. Vorallem die Innenstadt wirke auf uns extrem unschön, sodass wir früher als geplant wieder unseren Rückweg nach Baden-Württemberg antraten. Was bleibt sind schöne Erinnerungen an die Fahrt nach Saarbrücken ( denn die Strecke durch Rheinland-Pfalz ist wirklich gradios ), aber als Ausflugsziel würden wir die Stadt Saarbrücken niemandem empfehlen. Doch wie ein weises Sprochwort sagt, sind Geschmäcker ja verschieden. So sollte sich vielleicht jeder sein eigenes Bild machen.