Trigami: Wo ist das Problem?

Ich versuche ja nun immer, auch andere Standpunkte zu verstehen. Allein, in diesen Fällen gelingt es mir nicht. Fangen wir mal hinten an. Auch bezahlte Beiträge werden natürlich handgeklöppelt. Handwerklich gibt es da überhaupt keine Unterschiede, mit Ausnahme vielleicht des positiven Effektes, dass man bezahlte Beiträge nicht so leicht rausrotzt wie unbezahlte, sondern sich aus Respekt vor dem Auftrag durchaus den ein oder anderen Gedanken mehr macht. Insoweit ist bezahltes Bloggen eher anstrengender als unbezahltes.

Völlig unverständlich auch der Vorwurf, man ließe sich kaufen, um dann aus diesem Umstand eine Form der Prostitution abzuleiten. Richtig ist, dass man sich den Aufwand, einen Beitrag zu Produkt X zu schreiben, bezahlen lässt. Insofern lässt man sich kaufen. Wie übrigens weitere rund 25 Millionen Erwerbstätige in Deutschland, die jeden Morgen zur Arbeit fahren, weil sie Geld dafür bekommen, die alten Nutten, die. Selbst im "echten" Journalismus ist es doch nicht anders. Da muss der Journalist Meyer auch das Thema X bearbeiten, wenn sein Chefredakteur es ihm aufdrückt. Erzähle mir doch keiner, der Journalist sei Herr seiner selbst und schriebe nur über Dinge, hinter oder vor die er sich stellen kann und die ihn in jedem Falle brennend interessieren. Schwachsinn, das. Der Trigami-Blogger kann Aufträge wenigstens zu jedem Zeitpunkt ablehnen.

Gern wird zudem unberücksichtigt gelassen, dass die Trigami-Blogger eine weitaus größere Schreibefreiheit haben, als in einem redaktionell geführten Medium, etwa einer Tageszeitung üblich. Kein Trigami-Blogger muss dem Auftraggeber lobhudeln, bloß weil er ein Auftraggeber ist. Im Gegenteil gibt es eine ganze Reihe von Beispielen für Beiträge, bei denen "fahrlässige" Auftraggeber sich blutige Nasen geholt haben. Natürlich kann man sich für einen Beitrag bezahlen lassen und dennoch seine ehrliche Meinung hinschreiben. Warum sollte das nicht gehen? An einer schlüssigen Erklärung wäre ich sehr interessiert.

Zuletzt kommt stets der Vorwurf, man würde über etwas schreiben, über das man sonst, also freiwilig und unbezahlt nicht schreiben würde und somit quasi die Bloggerehre besudeln. Erstens kann ich nicht erkennen, was daran verwerflich sein sollte, selbst wenn man davon ausgehen würde, dass es stimmt. Zweitens kann ich aber auch direkt hinterherschieben, dass es eben nicht stimmt. Ich persönlich habe mich noch nie zu Dingen ausgelassen, die mich nicht interessierten. Ich habe allerdings bereits viele Themen bezahlt bearbeitet, die ich vermutlich selbst so nicht gefunden hätte, was teils regelrecht schade gewesen wäre, wie zB im Falle Gimahhot.

Eines ist natürlich richtig. Der Auftraggeber bekommt für sein Honorar mindestens einen Link. Nach meiner Erfahrung mit örtlichen Printmedien ist aber selbst das weit von einem Skandal entfernt. Bei journalistischen Medien hätte der Auftraggeber es eher noch leichter. Denen bräuchte er nur eine halberlei interessante Pressemitteilung zu schicken, je weiter druckfertig vorformuliert desto besser, darin einen oder mehrere Links unterzubringen und auf die Veröffentlichung zu warten. Und die würde veröffentlicht!

Was hier also gegen bezahltes Bloggen ins Feld geführt wird, kann wohlwollend nur unter – ich sage es nochmal – Schwachsinn subsumiert werden, wenn man sich wegen seines traditionell übergroßen Harmoniebedürfnisses scheut, treffendere Bezeichnungen zu verwenden. Übrigens: Wer nicht bezahlt bloggen will, der soll es doch einfach lassen.

Keine Meinungen

  1. Großartiger Artikel! Mein klarer Favorit: „Richtig ist, dass man sich den Aufwand, einen Beitrag zu Produkt X zu schreiben, bezahlen lässt. Insofern lässt man sich kaufen. Wie übrigens weitere rund 25 Millionen Erwerbstätige in Deutschland, die jeden Morgen zur Arbeit fahren, weil sie Geld dafür bekommen, die alten Nutten, die.“ Darf ich das auf meinem Blog zitieren?Hab ja selbst mal vor kurzem über meine trigami-Aktivitäten berichtet, bin dort allerdings nicht so sehr auf das Gestänkere der Anti-Kommerz-Fraktion (aka „Die Netz-Kommunisten“) eingegangen…

  2. Alles, was ich sage oder schreibe, meine ich auch so und deshalb darf man mich gern immer und überall zitieren 😉

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