Jahrestag der NSA-Enthüllungen: Edward Snowden als machtloser Held

Am 5. Juni 2013 wurde ein unbekannter US-amerikanischer Computerspezialist zur bedeutenden Persönlichkeit, die mit Sicherheit in so manchem Geschichtsbuch ihren Platz finden wird: Als Whistleblower informierte Edward Snowden die Weltöffentlichkeit über die Internetspionage der NSA. Seine Enthüllungen haben die Welt zwar nachhaltig schockiert, zu gravierenden Veränderungen ist es dennoch bislang nicht gekommen.

Ein Spionage-Skandal ohne Folgen

Vor etwas mehr als einem Jahr war die Welt der meisten Internet- und Handynutzer noch in Ordnung. Sie vertrauten darauf, dass ihre Persönlichkeitsrechte beim Mailen, Chatten, Telefonieren und Posten auf Facebook respektiert werden. Dann trat Edward Snowden an die Öffentlichkeit, um über die Praktiken der NSA, der obersten amerikanischen Sicherheitsbehörde, aufzuklären. Seitdem kann praktisch jeder Nutzer von modernen Kommunikationsmitteln davon ausgehen, rund um die Uhr überwacht zu werden. Leider hat diese Erkenntnis bis auf eine vorübergehende Verstimmung zwischen Deutschland und den USA und wirtschaftlichen Problemen bei einigen Herstellern von Routern und ähnlichen Bauteilen bis dato keine größeren Konsequenzen gehabt. Insbesondere in den USA, die nach wie vor durch die Ereignisse des 11. Septembers 2001 traumatisiert sind, wird mit dem Verweis auf die effiziente Terrorabwehr jede Änderung der bisherigen Praktiken abgelehnt. Auch von  Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt zu diesem Thema überraschend wenig, statt sich hartnäckig für die Verteidigung der Grundrechte einzusetzen. Auch die Ereignisse in der Ukraine haben dazu beigetragen, dass die Weltöffentlichkeit derzeit eher nach Moskau als nach Washington blickt.

Das Opfer des Edward Snowden

Edward Snowden bezahlt für seine heldenhafte Tat einen sehr hohen Preis: Seit einem Jahr sitzt er in Moskau fest, eine Ausreise in seine US-amerikanische Heimat, wo er als Verräter gilt, ist nicht möglich. Auch vor diesem Hintergrund ist es wünschenswert, dass seine Enthüllungen endlich eine angemessene Reaktion bei führenden Politikern und den Bürgern hervorrufen. Die Würde des Menschen und die Freiheit des Individuums sind unantastbar – beides wird durch die vom Whistleblower veröffentlichten Spionagetätigkeiten der NSA massiv verletzt.

Der globalen Totalüberwachung (k)ein Ende setzen

Ohne Rücksicht auf eigene Interessen und unter Gefährdung seines eigenen Lebens hat Snowden, der sich nun wohl dauerhaft auf ein Dasein in Moskau einrichten muss, der Weltgemeinschaft einen großen Dienst erwiesen. Geändert hat sich dennoch kaum etwas – das ist das traurige Résumé ein Jahr nach den NSA-Enthüllungen.

Bild: By https://www.youtube.com/user/TheWikiLeaksChannel [CC-BY-3.0], via Wikimedia Commons

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