Per Anhalter durch Neuseeland

Trampen – ein Wort, das Eltern nicht gerne hören, schon gar nicht im
Zusammenhang mit den eigenen Tochter und dann vielleicht noch in einem
fremden Land. Vielleicht hab ich meinen Eltern deshalb nicht erzählt,
dass ich in Neuseeland gedenke, per Anhalter zu fahren. Und das nicht
nur, um Geld zu sparen. Klar, das ist ein netter Nebeneffekt, wenn man
als mittelloser Backpacker am anderen Ende der Welt unterwegs ist. Aber
eigentlich sind es die Erfahrungen, die lustigen Erlebnisse, die
interessierte Leute und Geschichten, die man kennenlernt. Und
vielleicht der Kick. Ein bisschen 🙂

Ich hatte nur gute Erfahrungen. Nie stand ich länger als fünf
Minuten, selbst in der größten Pampa – oder gerade da – hat mich der
einzige vorbeifahrende Wagen mitgenommen. Manchmal halten die Menschen
an, ohne, dass man überhaupt den Daumen rausgestreckt hat. Ich war auf
dem Weg zu einem Wasserfall, da hielt eine Frau und bot mir an, mich
mitzunehmen. Prompt zeigte sie mir nicht nur die Wassermassen, sondern
auch ihren persönlichen Lieblingsaussichtspunkt und lud mich zum Kaffee
ein.
 
Lustige Erlebnisse und nette Menschen
Ein
anderes Mal lies mich ein Schafmogul auf und fuhr mich zu dem Ort, wo
ich hinwollte – dass dieser 90 km von seinem Zielort entfernt war, war
ihm egal. Unglaublich, dachte ich, wie nett die alle sind. Die beste
Situation war diese: Wir versuchten als Pärchen, zu „hitchen“, und zwar
wollten wir an den Anfang eines Wanderweges, des „Abel Tasman Tracks“.
Der aber war am besten über das Meer zugänglich. Nachdem uns ein irrer
Ire mitgenommen hat, standen wir in der Reihe von unzähligen
Backpackern – und zwar ganz hinten. Was bedeutet, dass wir auch als
letztes einen „lift“ bekommen und immer weiter nach vorne
„durchrutschen“, wie in einer Taxischlange. Wir stellten und etwas
abseits der anderen – noch ungünstiger, wie wir dachten. Doch irgendwie
hielt quasi beim Auspacken unserer Sachen aus dem Auto des irren Iren
sofort ein Jeep an, der genau uns mitnehmen wollte. Naja, gut, ist ja
nicht unsere Schuld, dachten wir und stiegen ein.
 
Per Anhalter mit dem Boot
Der
Deal beim Trampen ist ja, dass du die Leute unterhälst, mit ihnen
redest, und das ist erstens interessant und zweitens kann man sein
Englisch super verbessern. Bei diesem Mann kam heraus, dass er recht
wohlhabend war. Er erzählte von einigen großen Hostels in Neuseeland,
die ihm gehörten. Später konnte ich zwischen den Zeilen heraus lesen,
dass er auch für einige wichtige Zeitungen verantwortlich war – und mit
Rupert Murdoch zusammenarbeitet. Nicht schlecht, dachte wir, und nahmen
ohne schlechtes Gewissen die kleine Rundfahrt an, die Einladung zum
Kaffee und das Angebot, mit in sein Ferienhaus zu kommen, dass am
Wasser so 40 km vom Anfang des Tracks lag, wo wir hinwollten. Wir waren
nicht mehr wirklich überrascht, dass er uns mit seiner Jacht dort
hinbringen wollte. Das haben sicher noch nicht viele geschafftJ

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