Wohnen im Frachtcontainer: billige Wohnidee oder eine Zumutung?

Wohnanlagen aus Containern kennt man eigentlich aus Flüchtlingslagern oder von Großbaustellen. Die aussortierten Stahlkisten, die als Frachtcontainer die Weltmeere überquerten, werden vor allem als billige temporäre Unterkunft verwendet, wenn es an Geld oder Platz für feste Behausungen fehlt. Doch in den letzten Jahren werden alternative Wohnprojekte aus Frachtcontainern, die kreativ umgebaut oder zusammengesetzt werden, immer attraktiver. Wohnen im Frachtcontainer hat Konjunktur.

Dabei kann man nicht nur billig wohnen, sondern auch gut – wenn die Container entsprechend bearbeitet werden. Die aus Stahlblech und Stahlprofilrahmen verschweißten Container verfügen bereits über einen Holzboden auf Stahlquerträgern und damit über eine solide Baustrauktur. Die Kästen sind wind- und wetterfest, denn sie müssen ja weite Seereisen überstehen und den Inhalt schützen.

So mancher Aussteiger kauft sich für wenig Geld ein Stück Land und lässt sich seine Container darauf setzen. Findige Architekten haben nun auf den Wohnbedarf von Singles oder auch junge Paare passende Wohnideen für Container entwickelt. Mit Glaswänden und lichtdurchlässigen Treppeneinbauten kann ein schnöder Frachtcontainer zum echten Hingucker oder zur Edelvilla mutieren.

Wo kann man Seecontainer kaufen?

In Containerbörsen werden Seecontainer in den Größen 40 Fuß und 20 Fuß und schon fertig gestellte Wohnraumcontainer mit Bad und Toilette auch gebraucht gehandelt. Die Preise liegen zwischen 800 und 3000 Euro pro Container. Wer sich einen neuen Container kaufen möchte, legt ab 3000 Euro hin. Die Lieferung der Container ist bei vielen Händlern wie beim Containerhandel Mouzaliotis in Hamburg im Preis mit inbegriffen. Depots für die gebrauchten Container befinden sich in ganz Europa. In Hafenstädten lassen sich oft bessere Deals erzielen.

Frachtcontainer beinhalten viele Vorteile:

  • billig und leicht verfügbar
  • lieferbar in alle Teile der Welt
  • aus- und umbaufähig für kreative Konstruktionen
  • wetter- und windsicher
  • beliebig stapel- und kombinierbar
  • sicher und stabil
  • grüne und umweltschonende Bauweise
  • in kurzer Zeit aufbaubar
  • mobil und bewegliche Häuser

Weil sich die Container beliebig und sicher wie Legobausteine stapeln lassen, kann man sich so eine ganze Villa zurechtstapeln. Die stabilen Stahlrahmen erlauben das Herausnehmen einzelner Wände und den Einsatz von Glasscheiben oder Holzpanelen. Auch das Fundament stellt keine Schwierigkeiten dar, auch Anfänger können aus Beton vier Sockel gießen, die dann als Stütze für den Aufsatz des Containers auf dem Boden dienen.

Viele Firmen setzen auf die Containerbauweise für den Bau ihrer Büros. Mit ein paar wenigen Modifikationen können ökologisch sinnvolle Bauwerke entstehen – die kombination mit Solarzellen und Grasdächern ist mittlerweile sehr verbreitet. So können Standorte jederzeit wieder abgebrochen und gewechselt werden. Das ist in der schnellebigen Wirtschaftswelt mit allen Unwägbarkeiten für viele Firmen ein wichtiger Punkt.

Nachteile der Containerwohnung

Die Stahlkonstruktionen sind zwar mit einer wetterfesten Farbe versehen, aber im Laufe der Zeit könnten doch Korrosionsschäden an Schweißnähten oder Verbindungen auftreten. Das Wohnen im Frachtcontainer ist auch erst so richtig gemütlich, wenn die Stahlkisten entsprechend umgebaut wurden. Zum Zerschneiden der  harten Stahlwände benötigt man kräftige Stahlsägen, die auch profilierte Formen zersägen können. Die Anschlüsse für den Einsatz von Fenstern oder anderen Glasflächen müssen gut abgedichtet sein. Auch die Isolierung gegen Kälte und Feuchtigkeit im Winter und starke Hitze im Sommer ist nur dürftig. Da müssen zusätzlich Wände in die Container gezogen werden, die den Wohnraum verkleinern und deren Bau ebenfalls Kosten verursacht. Besonders störend kann auch die fehlende Schallisolierung sein. Wer nicht gerade seinen Container in absoluter Einsamkeit auf dem Land errichtet, wird unter der Lärmbelästigung leiden, wenn nicht eine gehörige Isolierung eingebaut wird. Auch der Trittschall breitet sich durch die Stahlkonstruktionen ungehindert aus.

Wohnen im Frachtcontainer bedeutet also auch Nachteile:

  • fehlende Isolierung gegen Hitze und Kälte
  • fehlender Schallschutz vor allem bei Trittschall
  • Stahlwände schwer zu entfernen
  • Einbau von Fenstern und Türen aufwändig
  • Eingang nur über Stirnseite
  • Heizung meist nur über teure elektrische Heizung

Vorsicht bei strahlenden Frachtcontainern

Seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima ist es außerdem dringend zu empfehlen beim Kauf von gebrauchten Seecontainern einen mobilen Geigerzähler mitzunehmen und auf Strahlung zu testen. Es können mittlerweile verstrahlte Frachtcontainer unterwegs sein und es ist vorstellbar, dass diese nun aussortiert wurden, weil Hafenbehörden Ladung aus dem pazifischen Raum auf radioaktive Strahlung untersuchen und nicht zulassen.

Foto: Marina Ignatova – Fotolia

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