Wikiasari aka Wikia Search

Schon heute früh vor Acht breitete der WDR-2-Computerexperte Jörg Schieb seine Meinung zum Projekt Wikiasari (die Namensänderung auf Wikia Search schon im letzten Jahr scheint ihm glatt da durchgegangen zu sein…) vor meinen schlaftrunkenen Gehörgängen aus. Als sich dann im Laufe des Tages immer mehr Feeds in meinem RSS-Reader verfingen, die vom Google-Killer Wikia Search kündeten, beschloss ich, mir den alten Hut noch einmal genauer anzusehen.

Schade um die vergeudete Zeit. Wales wirft Google schlechte Qualität vor, behauptet Dinge zum Googleranking, die er nicht beweisen kann und postuliert, dass sicherlich jeder Mensch ein Interesse daran haben müsse, dass Suchtechnologien auf Open-Source-Basis arbeiten. Verehrter Herr Wales. Das kann ich alles nicht dahingehend nachvollziehen, als dass es mich logisch zu Ihren Konsequenzen treiben würde.

Auch Ihr konzeptioneller Ansatz ist nicht innovativ im engeren Sinne. Sie wollen eine Suchmaschine aufbauen, in der Menschen und nicht Maschinen die Qualität von Websites bewerten. Okay. Nur, das gibt es seit Jahren mit dem Open Directory Project. Rund 75.000 Editoren (so nennen die ihre "Redakteure") haben über 4 Millionen Sites zusammengetragen und handverlesen in Kategorien einsortiert. Klingt viel, ist es aber nicht. Wer mal spaßeshalber einen Suchbegriff eingibt, weiß wovon ich rede und weiß vor allem auch den Vorwurf, Google liefere schlechte Qualität, einzuordnen.

Außerdem soll die Suche technisch auf einer der vielen frei verfügbaren P2P-Softwares basieren. Eine Entscheidung diesbezüglich hat Herr Wales noch nicht getroffen, aber schon 40 festangestellte Mitarbeiter im Wikia-Search-Projekt. Erinnert sich noch einer an den Begriff Burnrate von vor ein paar Jahren?

Im Gespräch ist Yacy.net, eine Software des Frankfurter Entwicklers Michael Christen. Die funktioniert im Groben so: Der Nutzer installiert einen Softwareclient auf seinem Computer, der sich mit anderen Clients koppelt und das Internet per Crawler automatisch indexiert. Alsdann lagert er Teile seines Indexes auf andere Yacy-Clients aus, die wiederum Teile ihres Indexes auf noch andere und so weiter. So soll der Gesamtindex immer schnell verfügbar sein. Der Einfachheit halber stelle sich der geneigte Leser das Ganze wie eine Tauschbörse für Links vor. Bei Yacy beschränkt sich der manuelle Eingriff des Nutzers allerdings auf die nicht mal triviale Installation des Clients (auch Peer genannt) und dürfte daher nicht, jedenfalls nicht in der aktuellen Entwicklungsstufe dem redaktionellen Gedanken des Jimbo Wales entsprechen. Auch bei Yacy sollte man mal einen Suchbegriff eingeben, damit man sieht, was es gegenüber Google aufzuholen gilt.

Für mich ist Wikia Search ein zum Scheitern verurteiltes Unsinnsprojekt, das letztlich niemandem nutzen wird. Ich sehe nicht die breite Masse Internetnutzer, die sich darauf freuen, einen Wikia Search-Client auf dem Rechner zu installieren und Teile Ihrer Rechenpower für einen Index bereit zu stellen, an dessen Nutzung Herr Wales über Werbeeinblendungen Geld verdient. Richtig gelesen. Wikia Search ist nicht Teil der Stiftung, sondern im kommerziellen Unternehmensteil beheimatet. Ein weiteres Problem sehe ich im schnellen Wachstum des Web. Soviele Nutzer kann man gar nicht aufbieten, als dass man auch nur in der Lage wäre, die täglichen Neuzugänge qualifiziert zu katalogisieren.

Bis Ende des Jahres will Herr Wales etwas Präsentables herzeigen. Das sei aber noch nichts Gutes, räumt er selber schon ein und ruft die Nutzer jetzt schon auf, sich an der Verbesserung zu beteiligen. Jimbo Wales, ein offensiver Verfechter der AAL(Andere arbeiten lassen)-Methode.

(Foto: www.pixelquelle.de / Fotograf: Beate Klinger)

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