Wenn Krieg geführt wird, gibt es keine Themen

Dann scheinen Themen in Deutschland sehr klein zu werden.
Hartz-IV, Gesundheitsreform, neue Rechtschreibung oder Biodiesel, alles was
seit heute teurer, schlechter oder besser wird, rückt in den Hintergrund.
Teilweise, weil man sich ohnmächtig fühlt, teilweise, weil diese Probleme als
äußerst klein erscheinen. Und im Sommerloch fällt der Krieg publizistisch
als  Mega-Event aus. Alle Sender
berichten.
 
Dann muss die Frage gestellt werden, ob es tatsächlich
keinen Unterschied mehr gibt zwischen Außen- und Innenpolitik. Die These, es
gäbe nur noch eine Weltinnenpolitik könnte wahr sein. Denn viele Menschen
nehmen den Krieg in Nahost ernst, es betrifft sie selbst, was natürlich auch
ein gutes Stück weit den Medien geschuldet ist.
 
Auch die überall immer wieder kehrenden Probleme, ob in
Deutschland, Frankreich, den USA oder Palästina, Libanon oder Kongo, scheinen
der Weltinnenpolitik das Wort zu reden. Überall gibt es Verlierer oder
Gewinner, überall ist die soziale Frage noch unbeantwortet, im Weltmaßstab gibt
es noch keine soziale Ordnung, noch keine Herrschaft des Gesetzes gegenüber der
Herrschaft des Stärkeren, ob wirtschaftlich oder militärisch.
 
Und wenn der geneigte Leser sich in den Zeitungen, dem
Radio, Fernsehen oder im Internet umtut, gibt es keine wichtigen Themen mehr,
außer dem Krieg. Auch das zählt zu den Eigenheiten der schlechtesten
Diplomatie, alles wird verdrängt, es geht um Leben und Tod, nicht mehr nur um
die eine oder andere politische Lösung.
 
Auch deshalb scheint die Wahrheit zweigeteilt. Nur wenn
Friede herrscht, kann Politik geschehen, zivile Politik. Nur dann kann es
Demokratie geben, demokratische und zur Legitimation notwendige Prozesse können
nur in Friedenszeiten vollzogen werden, eine Wahl etwa im Krieg wird nie frei,
gleich und geheim sein. Dennoch bleiben die Probleme.
 
Und die Probleme sind es, jedenfalls ein gutes Stück weit,
welche die Kriege und Auseinandersetzungen auslösen. Gäbe es eine
funktionierende Wirtschafts- und Sozialordnung in Palästina, Israel und im
Libanon, gäbe es weniger arme Menschen in der islamischen Welt, gäbe es mehr
Bildung und mehr soziale Sicherheit gerade in diesen so genannten Krisenherden,
dann hätten jene Demagogen auf allen Seiten weniger Zündstoff, um ihr interessengeleitetes
Feuer anzufachen.
 
Friede, sozialer und wirtschaftlicher Fortschritt und
Freiheit können die kleinen und großen Probleme lösen. Fehlt nur noch die
politische Elite, dies durchzusetzen.

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