weißmachen oder weismachen?

Wer etwas „weißmachen“ möchte, muss nicht unbedingt etwas falsch machen. Ein Problem der Phonetik ebenso wie der Bedeutung: Hat man zum Beispiel dunkle Wäsche oder eine graue Wand, kann man durchaus bestimmte Methoden anwenden, damit die Klamotten oder die Tapeten weiß werden. Sagt man allerdings, dass jemand einem etwas „weismachen“ will, so steht dahinter der Verdacht, soeben eine Lüge oder zumindest eine Unwahrheit aufgetischt zu bekommen, die man wider besseren Wissens glauben soll.

weismachen: Bedeutungsverschiebung von der Erklärung zur Lüge

„weismachen“ kommt von „weise“ und war als Idiom schon im Mittelhochdeutschen als „wis“ geläufig. Hier wurde es allerdings noch im Sinne von „erklären“ verwendet – jemanden weise machen. Heute hat sich die Bedeutung in Richtung „schwindeln“ verschoben. Ein Problem bei der richtigen Schreibweise könnte aus der Ableitung kommen.

Derjenige, der diesen Fehler sich einschleichen lässt, weiß offenbar sehr wohl um die Bedeutung des Wortes und kann den Sinnzusammenhang zwischen „weise“ und „wissen“ herstellen – denn aus „wissen“ wird ja auch „ich weiß“ und nicht „ich weis“. Und dennoch ist der voran stehende Wortteil bei „weißmachen“falsch abgeleitet.

weißmachen: fehlerhafte Ableitung von wissen statt von weise

Man kann also kaum jemandem „weismachen“, dass an die Farbe Weiß in der fehlerhaften Schreibweise in „weißmachen“ gedacht wird. Die Verbindung „weise“ – „wissen“ – „weiß“ ist als Begründung für den falschen Buchstaben um einiges wahrscheinlicher, während natürlich auch die Farbpaletten-Variante bei manchen Schreibern als Erklärung nicht ganz ausgeschlossen werden kann.

Mit dem Gleichklang der Wörter hatte allerdings schon Johann Wolfgang von Goethe seinen Spaß. Im 78sten seiner 1790 verfassten Venezianischen Epigramme verwendete er in Bezug auf Newtons Farbenlehre dieses Wortspiel in einem Spottgedicht:

„Weiß hat Newton gemacht aus allen Farben. Gar manches
Hat er euch weisgemacht, das ihr ein Säkulum glaubt.“

Eine Meinung

  1. Ich darf Sie darauf hinweisen (oder hinweißen?), dass auf „wider“, wie auch auf „gegen“, für gewöhnlich der Akkusativ folgt: „wider die Natur“, „wider Erwarten“, und eben auch „wider besseres Wissen“.
    Viele Grüße

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