vorraus oder voraus – beliebter Fehler breitet sich aus

Gerade durch Einträge in Internetforen breiten sich manche Fehler rapide aus. „Vorraus“ ist ein solcher Fehler, der – wenn man nach diesem Wort googelt – eine erstaunlich hohe Trefferquote hat. Dadurch können vor allem diejenigen unter uns, die sich auf diese Suche eher verlassen, als auf die Idee zu kommen, einen Duden zur Hand zu nehmen, natürlich leicht denken, dass „vorraus“ richtig sei. So viele Schreiber können wohl kaum irren?

Voraus ist die richtige Schreibweise

Leider doch, denn es heißt richtig „voraus“. Das Wort setzt sich aus „vor“ und „aus“ zusammen und nicht aus „vor“ und „raus“, wobei „raus“ von vornherein eine umgangssprachliche Verkürzung von „heraus“ ist (so gesehen müsste man, wenn überhaupt, von „vorheraus“ sprechen – und wer würde so etwas tun?)

Vorraus ist zwar falsch, lässt sich aber erklären

Bei „vorraus“ handelt es sich um einen sogenannten morphologischen Fehler, bei dem die einzelnen Bestandteile des Wortes nicht korrekt erkannt werden und dementsprechend falsch zugeordnet werden. Dazu kommt auch noch ein phonetisches Problem: Man hört den Unterschied zwischen einem r in „voraus“ und Doppel-r in „vorraus“ nicht.

Nebenbei erwähnt ist auch interessant, dass man im Zuge der Rechtschreibreform „im Voraus“ nun groß schreibt, da „voraus“ hier nominalisiert wird durch die Präposition „im“.

4 Meinungen

  1. Das Problem ist, dass man das Wort im Allgemeinen falsch ausspricht. Es müsste „vor-aus“ heissen und nicht wie schon erwähnt „vor-raus“. Jedoch sagt man im Deutschen „vor-raus“, weshalb häufig dieser auftretende Fehler entsteht. Dasselbe gilt für Worte wie „Voraussetzung“ oder „voraussichtlich“.

  2. „Gerade durch Einträge in Internetforen breiten sich manche Fehler rapide aus“

    Hier zeigt sich der kulturelle Evolutionsalgorithmus. Durch Kommunikation werden Kopien von Informationen weitergegeben, die aber Fehler bzw. ‚Mutationen‘ aufweisen können. In der Regel sterben die schnell wieder aus (bzw. werden vergessen und nicht weiterverbreitet). Manchmal kann sich so ein Fehler aber durchsetzen und ausbreiten. Ein schönes Beispiel gibt es aus der Musik: Wenn man sich mal die Notennamen im Deutschen anschaut, z.B. die Tonleiter a-Moll: a h c d e f g. Im Angelsächsischen heissen dieselben Töne: a b c d e f g, was der Reihenfolge der ersten Buchstaben des Alphabets entspricht und so war es ursprünglich auch logisch angedacht. Was ist in Deutschland passiert? Warum wurde aus dem b ein h? Die Lösung: Früher wurden Noten von Mönchen handschriftlich kopiert und da hat dann wohl irgendwann einer aufgrund der Sauklaue seines Vorgängers statt ein b ein h gelesen, weil der Kringel unten nicht ganz geschlossen war. Und da anscheinend viele Leute lesen ohne richtig zu verstehen, konnte sich der Fehler zur heutigen deutschen Standart-Schreibweise mausern.

    Gruss Rolf

  3. Karl Victor von Hase

    Herr Schmitz: Die Standard-Schreibweise zur „Standart-Schreibweise“ zu machen war wahrscheinlich Ironie. Auch der Gruß „Gruss“ ist jedoch nur in der Schweiz und in Liechtenstein akzeptierter Standard.

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