Unter dir die Stadt: Drama der Berliner Schule lässt viele Fragen offen

Die Kritiken zu Unter dir die Stadt fallen eher negativ aus, die begeisterten Stimmen scheinen eher rar. Einig sind sich die Kritiker beider Seiten aber immerhin darin, dass das Drama bedrängende Fragen über die moderne Welt im Zeichen der Wirtschaft aufwerfe.

Regisseur Christoph Hochhäusler setzt für die Inszenierung von „Mainhattan“, dem Frankfurter Bankenviertel, auf eher unbekannte Schauspieler. Wie passend – die Gesichter derer, die dort verkehren, sind hinter den Glasfassaden ja meist nicht zu erkennen.

Unter dir die Stadt: nicht wirklich Story, nicht wirklich Kritik, und trotzdem präzise

Hochäusler wird zur Berliner Schule gezählt. Über die sind beizeiten gar keine schönen Worte zu lesen. Story sei eher ein Fremdkörper, der notgedrungen sein müsse, Erklärungen blieben ganz dem Zuschauer überlassen, denn Gründe und Ursachen bringe der Film nicht. Obgleich einer formal superb nach Handbuch durchkonstruiert sei, ein rundes Filmerlebnis wolle sich bis zum Ende nicht ergeben. Ob dies auch für Unter dir die Stadt gilt?

Oliver (Mark Waschke) und Svenja (Nicolette Krebitz), ein Paar, ziehen von Hamburg nach Frankfurt. Oliver (Robert Hunger-Bühler) hat eine bessere Stelle angenommen. Auf einer Kunstausstellung trifft Svenja auf Roland, der just zum Banker des Jahres gewählt wurde.

Aus dem Treffen wird eine Affäre – das führt dazu, dass Roland seine Position im Vorstand ausnutzt, um Oliver nach Indonesien zu versetzen. Von dem Vorgänger erhielt man die Hände per Post zurück. Leider nicht mehr.

Svenja möchte die Versetzung anfangs noch verhindern, verfängt sich aber in der Liebesbeziehung mit dem älteren Herrn.

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Dass man über die Beweggründe der Figuren nichts erfährt, dass Erklärungen ausbleiben, das kam auch gut an. Es wird gelobt, dass die Fragen des Films dadurch sehr viel mehr beschäftigten. Noch Tage später. Und auch für den Regiestil lassen sich lobende Worte finden. Klar und präzise. Elegante Inszenierung der Bankengebäude, Augenweiden. Nach einem Blick in die Vita des Regisseurs wenig verwunderlich – vor seinem Regiestudium studierte Hochhäusler Architektur.

Ein Drama, das auch ohne konkrete Aussage funktionieren könnte

Viele offene Enden soll der Film haben, das ist natürlich wenig befriedigend. Die Frage ist aber auch, ob ein Film immer befriedigen muss. Wenn es ihm gelingt, aktuelle Fragen über das moderne Leben und die Weltwirtschaftskrise, das Schwinden von Vertrauen und Menschlichkeit aufzuwerfen, ist damit doch schon sehr viel erreicht.

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Im Vorfeld bereits als „deutscher Film“ verschrieen? Einen Blockbuster erwartet ja auch niemand. Im Interview sagt der Regisseur selbst, dass er nicht direkt einen Film über die Weltwirtschaftskrise machen wollte. Vielmehr ginge es darum, dass in der Beziehung wie im Geschäftsleben, einfach dort, wo Menschen sind, immer mehr Vertrauen eingebüßt wird. Wenn der Film dies alles von sich selbst aus kommunizieren kann, dann ist auch der Vorwurf nicht mehr angebracht, dass er versuche, die komplexe Welt der Finanzen auf vergleichsweise kleine Dramen im Privaten, im Zwischenmenschlichen herunterzubrechen.

Das scheint der Film erst gar nicht zu versuchen. Dann kann er darin erst gar nicht versagen. Möchten Sie einmal wieder einem deutschen Film eine Chance geben? Stellen Sie sich für Unter dir die Stadt doch einmal wieder an einer deutschen Kinokasse an!

Unter dir die Stadt
Kinostart: 31. März 2011
Regie: Christoph Hochhäusler
Drehbuch: Christoph Hochhäusler, Ulrich Petzler
Verleih: Piffl Medien

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