Tom Liehr: Pauschaltourist

Eigentlich kommt  Nikolas die Reiserei irgendwie ganz recht. Schließlich läuft es mit seiner Freundin Silke gerade nicht so prickelnd, sein bester Freund zieht sich aus unerfindlichen Gründen immer mehr zurück und auch seine Arbeit, das Erstellen der Rätselseite, ist nicht gerade das, was jemand mit journalistischen Ambitionen glücklich macht. Wenn da nur nicht Wurstpellenhosen-Nina wäre. Eigentlich ist sie ja Ressortleiterin des Reiseteils, bleibt aus massiven Flugangstgründen normalerweise aber lieber in heimischen Gefilden. Und dass das Gerücht von Ninas Affäre mit dem Chef stimmen könnte, das kann sich Nikolas so gar nicht vorstellen. Noch nicht. Denn als er Nina näher kennenlernt, merkt er erst, mit was für einer patenten Klassefrau er es zu tun hat. Könnte man ja jetzt davon ausgehen, dass der Autor sich für eine kleine Affäre zwischen den beiden entscheidet oder vielleicht sogar für das Lebensglück, aber weit gefehlt. Auf so banale Niederungen lässt sich Tom Liehr nicht herunter und er verdient den gesamten weiblichen Respekt dafür, dass das, was er zwischen Nikolas und Nina entstehen lässt, eine dieser Freundschaften zwischen Mann und Frau ist, die es offiziell nicht gibt und die doch bisweilen zu finden sind.

Dieses Buch ist genau das Richtige für die Tage zwischen den Feiertagen. Denn wenn man einmal angefangen hat, dann kann man es kaum aus der Hand legen. Es macht einen Heidenspaß, die beiden an ihre ‚Urlaubsorte‘ zu begleiten und man kann sie direkt vor sich sehen, wie sie den Kampf gegen die Handtücher auf den Liegen führen, wie sie Urlaubsbekanntschaften schließen mit Leuten, die sie in ihrer Heimatstadt wahrscheinlich nicht mal mit ihrer Kehrseite angesehen hätten und wie sie sich täglich fragen, wieso Menschen ein ganzes Jahr sparen, um sich z.B. die Buffets der Dreisternelandeskategoriehotels noch mal durch den Kopf gehen zu lassen. Leicht, aber nicht seicht.

 

Tom Liehr: ‚Pauschaltourist‘, erschienen im aufbau Verlag im Oktober 2009, Taschenbuch für 8,95 Euro.

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