Teil 3: Das Schreckenswort GRE

Ein PhD Programm gab es aber am Dartmouth College in meiner Fachrichtung nicht. Also hieß es wieder forschen, welche Uni kommt in Betracht, welche Fachrichtung. Bleibe ich bei Vergleichender Literatur? Dagegen sprach, dass an vielen Unis Spanisch als Voraussetzung verlangt wurde und ich da keine Grundkenntnisse besaß. Außer guten Noten im ersten Semester, guten Empfehlungsschreiben möglichst von Leuten, die bekannt waren auf ihrem Gebiet und einem guten Projekt, muss noch eine RIESIGE Hürde bewältigt werden, bevor eine Bewerbung an einer Uni komplett ist. Es sind nur drei Buchstaben, ein ganz kleines Wort, und dennoch entscheidet es über die Zukunft. Ich spreche vom GRE = Graduate Record Examinations. Dabei lernte ich meine erste Lektion über die Amis. Sie sind absolute Testfanatiker. Der GRE testet drei Wissensgebiete bzw. Fähigkeiten: Englisch lesen und Fragen des Verstehens beantworten. Der Text wird willkürlich gewählt, kann also von Optik, Lensen und ähnlich technischen Sachen handeln, von denen man eventuell nicht soo sehr viel weiß …, von Forschungen in der Meerestiefe oder den steigenden Lebensmittelpreisen. Es müssen dann Fragen zum Verständnis beantwortet werden.

Neuer Abschnitt, neues Glück: englischer Aufsatz, der in einer bestimmten Form abgefasst werden muss. Soweit ich mich erinnere, sollte ein Einleitungssatz das Problem erläutern, im nächsten Paragraphen drei Thesen dafür und ein paar dagegen gefunden werden. Im dritten Absatz folgt die Synthese mit eigener Meinung. Der Kandidat zeigt also seine Fähigkeit, analytisch zu denken. Für diesen Test gibt es Bücher, mit denen man lernen und sich vorbereiten kann. Dort stehen auch Redewendungen drinnen, die sich im Aufsatz gut machen, also in etwa: ‚zunächst muss festgestellt werden, dass‘ – die habe ich gelernt und überhaupt geübt, Aufsätze zu schreiben. Bei uns heißt das – glaube ich – Erläuterung. Ja, diese zwei Teile des Tests waren zu schaffen. Dann allerdings folgen noch Matheaufgaben … und alles wird am Computer ‚ausgefüllt‘. Es wird Papier ausgeteilt, auf dem kann man Notizen machen. Das System funktioniert wie folgt: der Computer gibt eine Aufgabe vor. Je nachdem, wie man antwortet, folgen entweder schwerere oder leichtere Aufgaben – es bekommt also niemand die gleichen Aufgaben. Und je schwerer die Aufgabe, desto mehr Punkte gibt es.

Der GRE wird in einem Testcenter gegeben. Wenn alles geschafft ist, erfährt man seine Punktzahl (auf dem Computerbildschirm) und kann entscheiden, ob diese Information gleich an die Universitäten weitergeschickt werden soll oder ob man nochmal an einem anderen Tag wiederkommt. Danach fühlt sich das Gehirn an, als wäre es in einer Waschmaschine und Trockner herumgewirbelt worden. Ich glaube, das Ganze dauert vier Stunden. Mit Hilfe dieses Punktestands, entscheiden die Kommissionen, ob jemand ‚intelligent‘ genug ist, aufgenommen zu werden. Diese Intelligenz ist natürlich immer relativ zu sehen. Bei jemandem wie mir, der sich für einen Doktor in Sprachen und Literatur bewirbt, wird nicht so sehr auf die Ergebnisse in Mathe geschaut. Aber verlassen kann man sich natürlich nicht drauf. Und wie gesagt, eine Bewerbung besteht aus mehreren Teilen. Sollte man also ein Versager in Tests sein, kann man durch gute Empfehlungsschreiben und gute Zensuren an der Uni das Ruder noch rumreißen.

 Note: dieser Beitrag ist Teil 3 einer Serie zu der Frage: Warum bist/gingst du nach Amerika? Links zu Teil 1 und 2

http://americanpost.germanblogs.de/archive/2007/09/12/teil-2–warum.htm#fulltext

http://americanpost.germanblogs.de/archive/2007/09/10/warum-bist-bleibst-du-dort.htm#fulltext

Keine Meinungen

  1. Ein wirklich tolles Bilderbuch, das schnell zum Lieblingsbuch wird. Neben der schönen Geschichte erfährt man auch ganz hinten etwas über die Herstellung von Wolle. Zu Eve Tharlet kann man nur sagen, dass es sich lohnt, auch die anderen von ihr illustrierten Bücher anzuschauen.

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