Nazis, Brüste, Explosionen

Lange hat man nichts mehr vom großen holländischen Ikonoklasten Paul Verhoeven gehört. Sein letzter Film Hollow Man liegt schon sechs Jahre zurück und enttäuschte ziemlich. Etliche Projekte stellte Verhoeven damals in Aussicht, aber man merkte ihm an, dass er es leid war, seine düsteren Vision gegen das zunehmend auf stumpfsinnige Blockbuster fixierte Hollywood-System durchzusetzen. Und genau das waren seine Filme wie Total Recall, Basic Instinct oder Starship Troopers trotz ihrer glatten, perfekten Oberfläche nie. Immer ging es Verhoeven um mehr, griff er die Scheinheiligkeit Amerikas frontal an, ohne Rücksicht auf Verluste. Nur Verhoeven selbst spielte nicht mehr mit, eine Herzoperation zwang ihn zu einer längeren Pause, in der er beschloss in seine Heimat zurückzukehren und nach Jahren des Exils in Lalaland wieder einen kleineren, europäischen Film zu drehen. Nun ist ja nun nicht so, dass die Welt noch einen weiteren Zweiter Weltkriegs-Nazi-Widerstands-Befreiungs Film braucht, aber wenn man für einen Regisseur eine Ausnahme machen muss, dann ist das ohne Frage Paul Verhoeven. Was genau uns mit Schwarzbuch erwartet lässt sich aus dem (übrigens holländischen!) Trailer zwar nicht ersehen. Abgesehen von den üblichen generischen Bildern zum Thema sind vor allem die deutschen Schauspieler Sebastian Koch und Christian Berkel zu erkennen, natürlich als Nazi-Offiziere und – wie man es von Verhoeven gewohnt ist – viele leicht bekleidete Frauen. Aber wenn Verhoeven nicht plötzlich seine Weltanschauungen komplett über den Haufen geworfen hat, darf man sich auf einen Film freuen, der all die menschlichen Abgründe, die es während der holländischen Besatzung durch die Nazis auf beiden Seiten gegeben hat, auf schonungslos direkte Weise auf die Leinwand bringen. Im September wird der Film in Holland starten und dann hoffentlich auch bald in hiesigen Lichtspielhäusern zu sehen sein.

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