Naturkosmetik: Vom Müsli-Image zum Pflegekonzept für alle Milieus

Seit einigen Jahren verzeichnet Naturkosmetik bereits Wachstumsraten von bis zu 20 Prozent, während der Markt für Produkte ohne grünen Background teilweise stagniert. Wie ich, so interessieren sich immer mehr Komsumenten für Natur,- Bio- oder Phythokosmetik. Mit einer Art "Zurück zur Natur"-Romantik ist diese Entwicklung nur ansatzweise zu erklären. Von einer Öko-Ideologie kann meiner Meinung nach auch nicht gesprochen werden, spielen doch grüne Themen in unserer Gesellschaft kaum noch eine Rolle. Deshalb muss es an der Qualität, Überzeugungskraft und Modernität der organischen Beautymarken liegen.

Ich erinnere mich gut daran, wie spartanisch Naturkosmetik noch in den 80ern und 90ern wirkte. Viele Cremes hatten mehr Ähnlichkeit mit Schweineschmalz als mit einer fluffig formulierten, modernen Pflege. Da bei mir Ende der 80er Jahre eine Parabenemix-Allergie diagnostiziert wurde, suchte ich damals verzweifelt nach einer Pflege ohne Konservierungsstoffe. Doch mit den pappigen und schweren Cremes im Bioladen konnte ich meine Mischhaut (Tendenz fettig) nicht pflegen, denn die Cremes ließen sich weder richtig verteilen, noch zogen sie vernünftig ein. Seitdem hat sich mächtig viel in den Töpfen, Tiegeln, Tuben und Flakons im Bioregal getan. Naturkosmetik lässt heute kaum mehr Wünsche offen. Wer etwa mit botanischen Wirkstoffen Anti Aging betreiben möchte, dem stehen eine Fülle an Produkten zur Verfügung. Gesellschaftlich hat sich ebenfalls vieles bewegt. Wer sich heute in einem Bioladen oder Biosupermarkt umsieht, der stellt fest, dass die Kunden einen Querschnitt durch die Gesellschaft bilden. Ob nun Studenten,  junge Eltern, Managertypen oder Rentner, selbst Luxusorientierte können sich für Bio begeistern.

Erfreulicherweise sind heute ein gesunder Lebensstil und Luxus keine Widersprüche mehr. Aufmerksame Marktforscher haben dieser neu entstandenen Zielgruppe der schicken Ökofans auch schon einen Namen verpasst, und zwar „Lohas", was so viel bedeutet wie „Lifestyle of Health and Sustainability", wie die Zeitschrift Madame in ihrer aktuellen Ausgabe erklärt und am Beispiel Yves Saint Laurent demonstriert. Der Luxuskonzern spricht mit seiner neuen Linie „Care by Stella McCartney" genau diese Zielgruppe an. Marken wie Clarins oder Sisley zeigen schon lange, dass Naturkosmetik auch anspruchsvolle Kunden überzeugen kann.

Ist nun grüne Kosmetik besser als konventionelle Labels? Diese Frage stellt sich überhaupt nicht, denn gute Produkte sind in jeder Sparte zu finden. Der Kunde entscheidet, welchem Konzept er sein Vertrauen schenkt. Wer es jedoch vorzieht, seine Haut ohne Petrochemikalien, Silikone oder chemische Konservierungsstoffe zu pflegen, der wird bewusst zu echter, beispielsweise zertifizierter Naturkosmetik greifen. Ich finde es prima, dass Umweltbewusstsein, Fair Trade-Aspekte oder der Wunsch nach Hautpflege mit biologischen Inhaltsstoffen nicht mehr mit Jutetaschen, selbst gebatikten T-Shirts oder kratzigen, handgestrickten Naturwollepullis gleichgesetzt werden. In den 80er Jahren konnte man einen Biokunden allein am alternativen Look erkennen. Heute kann eine Kundin, die Biokosmetik kauft, in bequemen Sneakers nebst sportlichem Shopper oder Pumps à la Manolo Blahnik plus Kelly Bag daherkommen. Naturkosmetik hat mittlerweile Fans in fast allen gesellschaftlichen Milieus. Das ist eine Erfolgsstory, die ihresgleichen sucht.

3 Meinungen

  1. Ja ja die Naturkosmetik, mir ging es ebenso vor ein paar Jahren. Hatte auch die Nase voll von Konservierungsstoffen, Mineralölen und anderen Zusatzstoffen. Allerdings ist auch Naturkosmetik nicht immer vollkommen frei von diesen Stoffen, die bei mir auch schon Allergien ausgelöst haben.

  2. Hey ich führe eine Umfrage zum Thema Naturkosmetik im Rahmen meines Studiums durch und ich wäre euch zu tiefstem Dank verspflichtet wenn ihr euch 7 Minuten Zeit nehmt und mir ein paar Fragen beantwortet.
    Ganz liebe Grüße

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*